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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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um sie dafür gnädig davonkommen zu lassen –, oder ich nahm bloß das Geld und ließ sie nicht davonkommen – was sollten sie tun? Dadurch verlor ich meinen Job. Nachher ging es mir eine Weile schlecht. Die Leute wollen einen nicht anstellen, wenn man einmal diese Arbeit gemacht hat – die Narren!«
    Lalloc warf noch einen Zweig auf das Feuer und trank wieder aus dem Weinschlauch. In der Ecke krümmte sich Shara auf dem Boden, plapperte einige Worte und leckte ihre trockenen Lippen, ohne zu erwachen.
    »Und die Ortelganer haben dir ‘ne Chance gegeben, wie mir, wie?«
    »Die Schweinehunde wollten mir keine Genehmigung geben. Das weißt du ja.«
    »Warum nicht?«
    »Zu viele Kinder verwundet, sagten sie. Aber wahrscheinlich eher, weil ich nicht genug Geld hatte, um die Genehmigung zu bezahlen.«
    Lalloc kicherte, brach aber ab, als Genshed ihn scharf anblickte.
    »Nein, nein, ich lache nicht, Gensh, aber man braucht schon einen gewissen Stil, um Sklavenhändler zu sein, weißt du. Warum hast du keine richtigen Aufseher? Und dann darfst du deine Kinder nicht sterben lassen, darfst sie nicht an Stellen verletzen, wo man es merkt. Sie müssen gut aussehen, und du mußt ihnen beibringen, daß sie für die Kunden ein wenig Theater spielen.«
    Genshed schlug mit der Faust in die andere Handfläche.
    »Ja, du hast es leicht. Ich muß billig arbeiten. Für die Kinder braucht man keine Aufseher; man sucht sich dazu zwei von ihnen aus – die verkauft man, sobald sie mehr wissen, als einem paßt. Du kaufst nur von anderen Händlern, nicht wahr, du arbeitest mit Kapital. Ich muß rausgehen und sie mir billig besorgen, die ganze Mühe, die Gefahren, keine Genehmigung, dann kaufst du sie mir ab und verkaufst sie mit Profit, nicht wahr?«
    »Aber so viele gehen dir kaputt, Gensh, oder?«
    »Man muß darauf gefaßt sein, einige zu verstümmeln – und auch, einige zu verlieren. Du mußt ihren Mut brechen, so daß sie gar nicht mehr daran denken können fortzulaufen. Schlag einen oder zwei zu Tode, wenn du mußt – dann sind die übrigen halb toll vor Angst. Ich brauche nicht mehr so viel zu tun wie früher – jetzt, wo ich den Trick beherrsche. Ich habe Jungs zum Wahnsinn getrieben, ohne sie auch nur anzurühren – das nenne ich Stil.«
    »Aber du kannst sie doch nicht verkaufen, wenn sie irrsinnig sind, Gensh.«
    »Nicht so teuer«, räumte Genshed ein, »aber ich kann für fast alle einen Preis bekommen, und für die Differenz hab ich ein wenig Spaß gehabt. Übergeschnappte, Häßliche, alle, die reiche Händler wie du nicht nehmen – die kann ich immer noch den Bettlerbesitzern verkaufen. Man hackt ihnen die Hände oder die Füße ab, weißt du, so etwas, und schickt sie betteln. Einer in Bekla hatte achtzehn oder zwanzig, von denen er lebte, die meisten kaufte er von mir. Zum Betteln schickte er sie auf den Karawanenmarkt.«
    »Nun, vielleicht ist das dein Stil, Gensh, aber viel verdient man dabei nicht. Du mußt sie hübsch ausstatten, bloß bis der Kunde sie gekauft hat, weißt du. Du mußt auch herausfinden, was der reiche Kunde sucht, du mußt mit den Kindern sprechen, ihnen sagen, daß es zu ihrem Vorteil ist, wenn sie den Kunden anreizen, verstehst du?«
    Seine Stimme klang leicht herablassend. Genshed schürte schweigend das Feuer.
    »Wozu behältst du das kleine Mädchen?« fragte Lalloc. »Du hast mir gesagt, du hast in Toniida alle Mädchen abgestoßen. Warum hast du sie nicht verkauft?«
    »Ach – um ihn zu bändigen, deshalb«, sagte Genshed, mit dem Daumen auf Radu weisend.
    »Wieso das?«
    »Der ist ein komischer Kerl«, sagte Genshed. »Das Klügste, was ich je tat, das größte Risiko, das ich je einging; wenn es gelingt, verdiene ich ein Vermögen, und es ist noch immer möglich. Er ist ein junger Adeliger – eine Lösegeldgeschichte, wenn ich ihn nach Terekenalt bringe. Wenn ich nur ihn behalte, darf ich die anderen verlieren. Ich kann ihn nicht brechen – nicht völlig –, bei solchen kann man es nie wissen, sogar wenn sie selbst glauben, sie sind gebrochen. Die Kleine – die kann ihn am besten zähmen. Solange er sich vorgenommen hat, sie zu schützen, wird er nichts anzustellen versuchen, nicht wahr? Das komische war, er kam in Thettit selbst zu mir und sagte, wir sollten sie behalten – er brachte sie über den Vrako. Das war ein gewisses Risiko – er hätte ertrinken können; aber es lohnte sich, um keine Schwierigkeiten mit ihm zu haben. Solche Kerle können eine Menge Ärger bedeuten.

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