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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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bis morgen mit den Pferden hier. Ich werde zurückkommen – der Himmel weiß wie, gegen diese Strömung, aber ich werde kommen – und mich um alles kümmern. Was nun das Gepäck anlangt – wie sollen wir es am besten aufteilen? – und wir müssen Tan-Rion ersuchen, einige seiner Männer bei den unseren zu lassen – wir können unsere Leute mit diesen Banditen nicht allein lassen – und man muß ihnen eine Hütte als Stall zuweisen – da können wir keinen Unsinn gestatten – Tan-Rion, einen Augenblick, bitte – «
    Metaphysiker oder nicht, es fehlte Siristru keineswegs an Entschlußkraft und praktischem Sinn, und seine Leute hatten Vertrauen zu ihm. Es besteht ein großer Unterschied zwischen der Unfähigkeit, etwas zu tun, und dem bloßen Widerwillen dagegen, und König Luin hatte immer bei der Auswahl seiner Leute eine gute, wenngleich ein wenig unorthodoxe Hand gezeigt. In einer halben Stunde war das Gepäck aufgeteilt, Tan-Rion hatte dem Ersuchen stattgegeben und drei verläßliche Yeldashayer, von denen einer Deelguy sprach, bestimmt, mit Siristrus Männern und den Pferden zurückzubleiben; den Deelguyer Offizieren war gesagt worden, was sie an Quartieren bereitstellen sollten, und die Männer waren für die Überfahrt an Bord genommen worden.
    Außer den Reisenden war da eine Mannschaft von sechs Deelguyer Arbeitern, deren Aufgabe es war, Schulter an Schulter zu stehen und das Seil zu ziehen. Sie machten sich unter rhythmischem Gesang hinter ihrem Anführer an die Arbeit, und das Floß, das fast direkt stromabwärts glitt, kam allmählich in die Mittelströmung.
    Für Siristru war die Überquerung ein nervenaufreibendes Erlebnis. Abgesehen von dem Seil und dessen von Ringen gekrönten Pfählen, neben denen nur die Mannschaft Platz zum Stehen hatte, gab es nichts, woran man sich festhalten konnte, als das schwere Floß unter dem Druck der Heckströmung wie der Deckel auf einem kochenden Topf tanzte. Er hockte sich auf das Gepäck, umfaßte seine Knie und versuchte, seinen offensichtlich verängstigten Männern ein beruhigendes Beispiel zu geben. Tan-Rion stand mit gespreizten Beinen neben ihm und hielt sich auf dem schwankenden, rüttelnden Deck im Gleichgewicht. Das Wasser strömte über die Deckplanken wie aus umgestürzten Eimern. Bei dem Gesang, der dauernd fortgesetzt wurde, und dem unaufhörlichen Schlagen und Klatschen des Flusses unter den Baumstämmen war das Sprechen nur mit Unterbrechungen und schreiend möglich. Als sie weiter draußen auf dem Fluß waren, begann ein kalter Wind Sprühwasser aufzupeitschen. Siristru wurde durchnäßt und schlug sich mit den Armen, um nicht zu zittern, für den Fall, daß jemand meinen sollte, er fürchte sich – was er tat. Er konnte sich, selbst als es schon klar war, daß sie die Überquerung ungefährdet beenden und nichts Schlimmeres als Unbequemlichkeit erleiden würden, nicht enthalten, sich auf die Lippe zu beißen und sich bei jedem Schlingern zu verkrampfen, während er die zu beiden Seiten so furchtbar weit entfernten Ufer auf und nieder schaukeln sah. Einer von der Gruppe aus Zakalon, ein sechzehnjähriger Junge, war seekrank, lehnte jedoch mit jungenhaft verschämtem Unwillen Siristrus tröstenden Arm ab und murmelte: »Es geht mir schon gut, Herr« zwischen seinen klappernden Zähnen.
    »Was ist das, was sie singen?« schrie Siristru Tan-Rion zu.
    »Ach, das reimen sich die Matrosen zusammen – es soll sie nur in Schwung halten. Ich glaube, dieses Lied habe ich schon mal gehört.«
    »Shardik a moldra konvay gau!« sang der Führer, als seine Leute sich vorneigten und aufs neue anpackten.
    »Shardik!’ Shardik!« sang die Mannschaft, als Begleitung zu zwei kräftigen Zügen.
    »Was heißt das?« fragte Siristru, der aufmerksam den wiederholten Silben lauschte.
    »Also, das heißt: ›Shardik gab sein Leben für die Kinder, Shardik fand sie, Shardik rettete sie‹ – es muß nur zum Rhythmus passen, verstehst du.«
    »Shardik – wer ist das?«
    Wieder ein mächtiges Schlingern. Tan-Rion grinste, hob beide Hände in einer Gebärde der Hilflosigkeit und zog die Schultern hoch. Bald darauf rief er: »Gleich sind wir dort!«
    Allmählich kamen sie in stilles Wasser. Auf den letzten hundert Metern hörten die Männer zu singen auf und zogen das Floß mit weniger Anstrengung weiter. Ein aufgerolltes Seil wurde vom Landungssteg geworfen, und kurz darauf legten sie an. Siristru ergriff eine ihm dargebotene Hand und stieg, zum erstenmal im Leben, auf

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