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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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das trockene, klatschende Geräusch seiner Klauen hören konnte. Der scharfe Bärengeruch umgab ihn, aber er war sich nur seines eigenen Geruchs für Shardik bewußt, der in seinem Erwachen aus Krankheit und Drogenschlaf verwirrt und unsicher, durch seine eigene Schwäche und die unbekannte Umgebung geängstigt war. Er schnüffelte mißtrauisch an der vor ihm stehenden menschlichen Gestalt, ohne sich durch eine plötzliche Bewegung oder Handlung ihrerseits beirren zu lassen. Wieder hörte er die Stimmen bald auf der einen, bald auf der anderen Seite, die einander in verschiedenen Tonlagen antworteten, ihn verwirrten und seine Wildheit irreführten. Er ging wieder vorwärts, in der einzigen Richtung, aus der keine Stimmen kamen, und zugleich wandte sich das menschliche Geschöpf, gegen das er keine Feindseligkeit empfand, um und ging mit ihm in die Dämmerung und in die Geborgenheit der Wälder.
    Auf ein Zeichen der Tuginda blieben die Frauen an Ort und Stelle stehen, während Shardik mit dem Jäger das Randgebiet des Waldes betrat und zwischen den Bäumen verschwand.
     

14. Kelderek, der Herr
     
    In jener Nacht schlief Kelderek auf dem bloßen Boden neben Shardik, ohne an Feuer oder Nahrung, an Leoparden, Schlangen oder andere im Dunkel lauernde Gefahren zu denken. Auch an Bel-ka-Trazet, an die Tuginda oder daran, was im Lager vorgehen mochte, dachte er nicht. So wie Melathys sich die Schneide des Schwertes an die Kehle gelegt hatte, lag Kelderek sicher neben dem Bären. Als er in der Nacht erwachte, sah er dessen Rücken wie einen Dachfirst gegen die Sterne und schlief sofort wieder ruhig und sorglos ein. Als es Morgen wurde, das kühle Grau heraufzog und die Vögel in den Zweigen zu zwitschern begannen, schlug er die Augen rechtzeitig auf, um Shardik zu erblicken, der zwischen den Büschen davonwanderte.
    Er sprang steif und vor Kälte zitternd auf, lockerte die Glieder und strich sich mit den Händen über das Gesicht, als habe sein verwunderter Geist eben zum erstenmal in seinen Körper Eingang gefunden. An einem anderen Ort, das wußte er, in einer anderen, unsichtbaren, aber nicht entfernten Gegend, die immateriell war, jedoch wirklicher als der Wald und der Fluß, waren Shardik und Kelderek ein einziges Geschöpf, das Ganze und der Teil, wie die scharlachrote Trichterblüte ein Teil der rauhblättrigen, wuchernden Ausläufer der Trepsisranke war. In Gedanken versunken, machte er keinen Versuch, dem Bären zu folgen, sondern begab sich, als dieser fort war, auf die Suche nach seinen Gefährtinnen.
    Er stieß sehr bald auf Rantzay, die allein, auf einen Stock gestützt und gegen die Kälte in einen Mantel gehüllt, auf einer Lichtung stand. Als er herankam, neigte sie den Kopf und hob die Hand an die Stirn. Ihre Hand zitterte, ob aus Angst oder vor Kälte, wußte er nicht.
    »Warum bist du hier?« fragte er mit ruhiger Überlegenheit.
    »Herr, eine von uns ist die ganze Nacht in deiner Nähe geblieben, denn wir wußten nicht – wir wußten nicht, was dir vielleicht widerfahren würde. Läßt du Shardik, unseren Herrn, jetzt allein?«
    »Für eine Weile. Sage dreien der Mädchen, sie sollen ihm folgen und sich bemühen, ihn im Auge zu behalten. Eine soll zu Mittag zurückkommen und berichten, wo er ist. Er wird Nahrung brauchen, es sei denn, er kann sie sich selbst suchen.«
    Sie berührte wieder ihre Stirn, wartete, als er fortging, und folgte ihm dann zurück zum Lager. Die Tuginda war hinunter zum Fluß gegangen, um zu baden, und er aß allein; Neelith brachte Speise und Trank und bediente ihn schweigend auf einem Knie. Als er endlich die Tuginda zurückkommen sah, ging er ihr entgegen. Die sie begleitenden Mädchen blieben sofort zurück, und er unterhielt sich wieder allein mit ihr bei dem Wasserfall. Nun war es aber der Jäger, der Fragen stellte, die Tuginda hörte ihm aufmerksam zu und antwortete ihm genau und rückhaltlos, wie eine Frau einem Mann antwortet, von dem sie erwartet, daß er sie leiten und ihr helfen wird.
    »Der Gesang, Saiyett«, begann er. »Was bedeutet der Gesang, und welchen Zweck hat er?«
    »Er ist eines der alten Geheimnisse«, antwortete sie, »aus den Tagen, als Shardik, unser Herr, auf den Terrassen wohnte. Er wurde seit jener Zeit bis heute erhalten. Damals boten die Sängerinnen mit ihrem Gesang auch gleichzeitig ihr Leben dar. Deshalb erhielt keine Frau auf Quiso jemals den Befehl, Sängerin zu werden. Wer sich dazu entschließt, muß es aus eigenem Antrieb tun; wir

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