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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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Dann erwarte mich hier. Wir beide werden sie später einholen.«
    Im Wasser zog sie sich aus und wusch ihren Körper und ihre beschmutzten Kleider, so gut sie konnte. Auf Quiso hatte sie es leichter gehabt; Anthred hatte es oft zu erkennen vermocht, wenn einer ihrer Anfälle sie überkam, und ihr geholfen, ihre Würde und Autorität zu wahren. Nun gab es keines unter den Mädchen, die sie als Freundin hätte betrachten können. Als sie sich umsah, bemerkte sie Nito, die diskret unter den Bäumen umherschlenderte. Das Mädchen wußte wohl, was geschehen war, und würde es natürlich den anderen erzählen.
    Sie durften nicht zu lange warten, wenn sie die anderen einholen wollten. Sich selbst überlassen, würden die Mädchen nicht ihre Fassung bewahren, und wenn Shardik tatsächlich – es wäre ein unglaublicher Glücksfall – dorthin zurückkehren sollte, woher er gekommen war, konnte man sich, ohne daß sie bei ihnen war, nicht darauf verlassen, daß die Mädchen ihr Äußerstes – wenn notwendig, bis zum Tode – täten, um die Weisungen der Tuginda auszuführen.
    Sie und Nito waren noch nicht weit gegangen, als ihr klar wurde, daß der Anfall sie geschwächt und abgestumpft hatte. Sie sehnte sich nach Ruhe. Vielleicht, dachte sie, würde Shardik vor dem Abend stehenbleiben oder von der Richtung abweichen, und dann würde Kelderek, der Herr, ihnen noch einen Tag Zeit lassen müssen. Aber jedesmal, wenn sie ein Mädchen trafen, das auf sie wartete, um ihnen die Richtung anzugeben, erfuhren sie, daß der Bär weiter nach Südosten wanderte, in Richtung des Hügellandes unterhalb von Gelt.
    Der Abend kam heran. Rantzays Gangart glich nur noch einem Hinken von einem Baumstamm zum anderen, aber auch weiterhin mahnte sie Nito, die Augen offenzuhalten, um sich des richtigen Wegs zu vergewissern, und mitunter zu rufen, in der Hoffnung, von vorne eine Antwort zu erhalten. Sie bemerkte nur vage die Dämmerung, dann und wann Donner in der Ferne und heftige Windstöße. Einmal sah sie Anthred unter den Bäumen stehen und wollte zu ihr sprechen, da lächelte ihre Freundin, legte einen beringten Finger an die Lippen und verschwand.
    Schließlich, irgendwann mitten in der Nacht, sah sie sich im hellen Mondschein um und bemerkte, daß sie die Mädchen eingeholt hatte. Sie standen dicht beisammen, eine flüsternde Gruppe; als sie aber, auf Nitos Arm gelehnt, näher kam, wandten sie sich alle ihr zu und verstummten. Ihr erschien das Schweigen wie Abneigung und Groll. Wenn sie am Ende ihres bitteren Marsches auf Kameradschaft oder Mitgefühl gehofft hatte, wurde sie entschieden enttäuscht. Sie reichte Nito ihren Stab und richtete sich auf, fast hätte sie aufgeschrien, als sie mit dem ganzen Gewicht auf ihren wunden und mit Blasen bedeckten Fußsohlen auftrat.
    »Wo ist Shardik, unser Herr?«
    »Ganz in der Nähe, Mutter Oberin – keinen Bogenschuß weit. Er schläft, seit der Mond aufgegangen ist.«
    »Wer ist das?« fragte Rantzay mit einem Blick auf die Sprecherin. »Sheldra? Ich dachte, du bist bei Kelderek, dem Herrn. Wie kommst du hierher? Wo sind wir?«
    »Wir sind ein wenig oberhalb von dem Tal, Mutter Oberin, das du heute morgen verlassen hast, und am Waldrand. Zilthe kam hinunter ins Lager, um Kelderek, dem Herrn, mitzuteilen, daß Shardik zurückgekommen ist, aber sie war todmüde, deshalb schickte er mich an ihrer Stelle hierher. Er sagt, daß Shardik, unser Herr, heute nacht betäubt werden muß.«
    »Wurde schon ein Versuch gemacht, ihn zu betäuben?«
    Keine Antwort.
    »Nun?«
    »Wir haben unser möglichstes getan, Mutter Oberin«, sagte ein anderes Mädchen. »Wir haben zwei Lendenstücke mit Tessik präpariert und sie so nahe von ihm, wie wir es wagten, ausgelegt, aber er hat sie nicht angerührt. Wir haben kein Tessik mehr. Wir können nur warten, bis er erwacht.«
    »Bevor ich Kelderek, den Herrn, verließ«, sagte Sheldra, »traf ein Bote von Ta-Kominion aus Gelt ein. Er ließ sagen, daß der Kampf voraussichtlich übermorgen stattfinden werde und daß Shardik um jeden Preis hinkommen müsse. Seine Worte waren: ›Die Stunden sind jetzt kostbarer als Sterne.‹«
    Von den Höhen bis zum Süden flackerte der Blitz zwischen den Bäumen. Rantzay humpelte die wenigen Meter hinüber zum Waldrand und bückte ins Tal. Das Rauschen des Baches bebte in der Luft. Links in der Ferne konnte sie die Lagerfeuer erkennen, wo die Tuginda und Kelderek wohl jetzt auf Nachricht warteten. Sie dachte an die schwarze Gestalt, die

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