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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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Während sie den traditionellen Ritus des Verbrennens von Anthreds Köcher, Bogen und Holzringen auf ihrem Grab bei der Telthearna-Durchfahrt ausführte, fiel ihr der Traum wieder ein.
    Mit welchen Mitteln sollte Shardik ins Freie gebracht und betäubt werden? Und wenn sie die falschen Mittel wählte, wie viele Menschenleben würden umsonst geopfert werden? Sie ging zu den Mädchen zurück, die in einiger Entfernung beisammen standen und ins Tal hinunterblickten.
    »Wann hat er das letztemal gefressen?«
    »Niemand hat ihn fressen sehen, Herrin, seit er gestern morgen Ortelga verließ.«
    »Dann wird er wahrscheinlich jetzt Nahrung suchen. Die Tuginda und Kelderek, der Herr, sagten, er soll betäubt werden.«
    »Könnten wir ihm nicht folgen, Herrin«, sagte Nito, »und Fleisch oder Fisch, mit Tessik präpariert, für ihn auslegen?«
    »Kelderek, der Herr, sagt, er darf nicht im dichten Wald einschlafen. Er soll, wenn möglich, hierher zurückkommen.«
    »Hierher wird er kaum zurückkehren, Herrin«, sagte Nito und wies mit dem Kopf in Richtung der Straße unter ihnen.
    Am Fuß des Hügels brannten bereits Feuer, und der Lärm vieler arbeitender Männer drang nach oben: dringende Befehle oder Warnungen, die Schläge eines Hammers auf Eisen, das Knistern einer mit Blasebälgen angefachten Flamme, das Geräusch einer Säge, das Tap-tap-tap von Meißel und Schlegel. Sie sahen, wie Kelderek von einer Gruppe zur anderen ging, Befehle erteilte, erklärte, beim Sprechen nickte. Während sie zusahen, verließ ihn Sheldra und kam schnell zu ihnen heraufgeklettert. Ungerührt wie gewöhnlich trat sie vor Rantzay und hob die Hand an die Stirn.
    »Kelderek, der Herr, läßt fragen, ob Shardik sich schon weit entfernt hat und was geschehen soll.«
    »Er hat gut fragen – und dabei ist er ein Jäger. Hält er es für wahrscheinlich, daß Shardik in der Nähe von diesem stinkenden Rauch und Tumult bleibt?«
    »Kelderek, der Herr, hat angeordnet, daß einige Ziegen ins Tal hinübergetrieben und am Waldrand angebunden werden sollen. Er hofft, daß Shardik, unser Herr, wenn man ihn daran hindern kann, anderswo zu jagen oder zu fressen, vielleicht zu ihnen kommt und daß du, Mutter Oberin, eventuell die Möglichkeit findest, ihn dort zu betäuben.«
    »Geh zurück und sage Kelderek, dem Herrn, wir werden mit Gottes Hilfe eine Möglichkeit finden, wenn es sich machen läßt. Zilthe, Nito, geht zum Lager zurück und bringt, was ihr an Fleisch finden könnt sowie alles Tessik, das dort ist – die grünen Blätter und auch das getrocknete Pulver. Und ihr müßt auch die andere Droge bringen – das Theltocarna.«
    »Aber Theltocarna kann man doch nur in einer Wunde verabreichen, nicht in Speisen, Mutter Oberin: es muß mit dem Blut vermischt werden.«
    »Das weiß ich so gut wie du«, schnauzte Rantzay sie an, »und ich habe dir schon gesagt, du sollst es herbringen. Dort sind sechs oder sieben zwischen Moos in einer Holzkiste mit versiegeltem Deckel verpackte Gallenblasen. Behandelt sie vorsichtig – die Blasen dürfen nicht zerreißen. Ich werde, wo immer wir sein werden, eines von den anderen Mädchen hierher schicken, um euch zu treffen und zu uns zu führen.«
    Die langwierige und gefährliche Suche nach Shardik westwärts durch den Wald dauerte bis nach Mittag, und als Zilthe endlich durch die Bäume gelaufen kam, um zu melden, daß sie den Bären am Ufer eines nicht weit entfernten Flußlaufs umherstreifen gesehen habe, war Rantzay schon nahe daran, vor Anstrengung und Müdigkeit zusammenzubrechen. Langsam folgte sie dem Mädchen durch einen Myrthenhain auf ein mit hohem, gelbem Gras bewachsenes Gelände, in dem Insekten in der Sonne summten. Dort zeigte Zilthe auf das Flußufer.
    Shardik ließ nicht erkennen, daß er sie gesehen hatte. Er fischte – stieg spritzend ins Wasser und wieder heraus und schaufelte dann und wann einen Fisch heraus, den er auf dem steinigen Ufer hüpfen ließ, dann hielt er ihn nieder und fraß ihn in zwei oder drei Bissen. Rantzay beobachtete ihn, ihr Mut schwand. Sie wagte es nicht, sich ihm zu nähern. Sie wußte, die Mädchen würden ihr den Gehorsam nicht verweigern, wenn sie ihnen befahl, es zu tun. Aber wozu sollte das gut sein? Angenommen, es gelang ihnen irgendwie, ihn vom Ufer zu verjagen, was dann? Wie sollten sie ihn vorwärts treiben oder veranlassen, in die Richtung zurückzukehren, aus der er gekommen war?
    Sie ging zurück zu den Bäumen und legte sich nieder, das Kinn auf die Hände

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