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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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das schnelle Geld hat eine Manie des Monumente-Errichtens erzeugt, die ohne die Fesseln der Tradition und des guten Geschmacks auskommt. Seltsame Blüten treibt es. Als ich Crescent hinunterfuhr, schien sich die Hälfte der Häuser gerade im Bau zu befinden.
    Die Endprodukte hätten sogar Disney stolz gemacht: türmchengeschmücktes Schloss aus grauem Stein - ohne Burggraben, aber mit Tennisplätzen -, pseudomaurische Mini-Moschee, italienisch-holländisches Zuckerwerk, ein Haute-Gingerbread-Geisterhaus, postmoderne wildgeformte Fantasiegebilde.
    Larrys Caravan stand draußen vor der erbsengrünen pseudo-französischen, Pseudo-Rokoko-Stadtwohnung mit Ramada-Inn-artigen Merkmalen: glitzergesprenkelte Stuckwände, unheimlich viele Mansarden, grün-rosa gestreifte Markisen, Dachzimmerfensterchen, olivgrüner Putz. Der Rasen war durch einen Zementweg in Felder geteilt, die von Efeu bedeckt waren. Aus dem Efeu sprossen blendend weiße Gipsstatuen - nackte Cherubim, die blinde Justiz in Agonie, eine Kopie der Pietà, ein losfliegender Karpfen. In der Einfahrt eine Flottille von Wagen, heißer roter’57 T-Bird, zwei Rolls-Royce Silver Shadows, einer in Silber, der andere in Gold, und ein kastanienbrauner Lincoln Town Car mit rotem Vinyldach und einem berühmten Designerlogo an den getönten Scheiben.
    Ich parkte. Larry stieg aus dem Chevy. Er blickte auf das Haus und sagte: »Ganz schön erlesen, was, Alex?«
    »Was sind das für Leute?«
    »Sie heißen Fontaine - Gordon und Chantal. Sie haben ihr Geld irgendwo im Middlewest mit Gartenmöbeln verdient; die mit den Plastikschnüren und den Aluminiumrohren. Haben ihr Geschäft vor ein paar Jahren für ein Heidengeld verkauft und haben sich hier zur Ruhe gesetzt. Sie geben viel für Wohltätigkeitszwecke aus. Zu Thanksgiving Truthahn an die Armen, kommen an wie gutmütige Großeltern - was sie auch sind. Aber sie lieben Pornos. Ist fast eine Religion bei ihnen. Sie sind die privaten Geldgeber, von denen ich dir erzählt habe, die, die Kruses Forschungen finanziert haben.«
    »Gute, einfache Leute, hm?«
    »Wirklich, das sind sie. Nichts mit Sadomaso oder Kindern oder so. Nur guter, altmodischer Sex auf Celluloid - sie behaupten, es hätte ihre Ehe verjüngt, können missionarischen Eifer dabei entwickeln. Als Kruse seine Forschungen aufbaute, hörte er von ihnen und zapfte sie wegen einer Finanzierung an. Sie waren glücklich, dass die Welt endlich über den therapeutischen Nutzen der Erotika erführe, die sie mühelos hinhusteten - müssen schließlich ein paar tausend Eier gewesen sein. Du kannst dir vorstellen, wie sie sich gefühlt haben müssen, als er seine Meinung radikal änderte und den Puristen in die Hände spielte. Und sie standen immer noch unter Dampf. Als ich anrief, erinnerte Gordon sich an mich. Ich sei doch Kruses rechte Hand gewesen, und was ihn anginge, wäre Kruse der Auswurf, der Abschaum der Erde. Ich meine: Er hat sich richtig freigeredet. Eine Katharsis. Als er mal kurz Luft holte, machte ich ihm klar, dass ich auch kein großer Kruse-Fan war, und sagte ihm, hinter was wir her seien. Er beruhigte sich und meinte, ich könne bei ihm vorbeikommen. Ich glaube, die Idee, uns zu helfen, hat ihn richtig angemacht. Wie alle Fanatiker geben sie gern unheimlich an.«
    »Weshalb, hast du gesagt, willst du den Film sehen?«
    »Dass der Star tot sei, und wir wären alte Freunde und wollten alles für die Erinnerung festhalten, was sie getan hatte. Sie hatten auch davon gelesen und dachten: Nun, es geht um ein Andenken für ihre Freunde.«
    Das dreckige Schlüssellochgefühl war wieder da.
    Larry sah mein Gesicht und fragte: »Angst?«
    »Ein makabres Gefühl.«
    »Klar ist’s makaber. So ist das nun mal mit Andenken. Wenn du absagen willst, gehe ich rein und erkläre es ihnen.«
    »Nein«, sagte ich. »Komm, wir machen’s.«
    »Versuche, nicht so gequält auszusehen«, sagte er. »Ich habe ihnen nämlich gesagt, du hättest das gleiche Hobby.«
    Ich schielte, atmete heftig und röchelte. »Wie gefällt dir das?«
    »Oskarverdächtig.«
    Wir erreichten die Haustür, ein olivlackiertes Rechteck.
    »Hinter der grünen Tür«, sagte Larry. »Sehr subtiler Scherz.«
    »Weißt du genau, dass sie das Video haben?«
    »Gordon ist sich sicher. Er sagte, sie hätten noch etwas, für das wir uns vielleicht auch interessierten.«
    Er läutete, und es erklangen die ersten Noten eines »Bolero«, dann ging die Tür auf. Eine Filipina in weißer Hausmädchenuniform stand im

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