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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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streichelte das Glas. »Wenn sie nur sprechen könnten, was?«
    »Wir haben auch essbare«, sagte Chantal. »Dort, in einem gekühlten Kasten.«
    Wir gingen schnell an immer mehr sexuellen Gerätschaften, Sammlungen von obszönen Partygags und Kuriositäten, gepfefferten Schallplattenaufnahmen und an dem vorbei, was Gordon zur »weltweit umfassendsten und schönsten Sammlung von Kunstpenissen« erklärte. »Sechshundertunddreiundfünfzig Stück, meine Herren, aus der ganzen Welt. Alles denkbare Material, von Affenbrotbaumholz bis poliertem Elfenbein.«
    Eine Hand strich mir über den Po. Ich machte eine Vierteldrehung, sah Chantal lächeln.
    »Unsere bibliothèque «, sagte Gordon und deutete auf eine Wand voll Bücherregalen.
    Übergroße, in Leder gebundene Abhandlungen mit goldenen Rändern, zeitgenössische Hardcover- und Taschenbücher, Tausende von Zeitschriften, einige von ihnen immer noch eingeschweißt und versiegelt, mit Titelblättern, die nichts der Fantasie überließen - grandios geschwollene Männer, in Samen gebadete Frauen mit weit aufgerissenen Augen. Titel wie Doppeldecker-Stewardess und Der Saft der Körper.
    Die Fontaines schienen viele der Modelle persönlich zu kennen und sprachen mit fast elterlicher Sorge über sie. (»Das ist Johnny Strong - er hat sich vor ein paar Jahren zurückgezogen und arbeitet jetzt als Versicherungsmakler oben in Tiburon.« »Guck, Gordie, das ist Laurie Ruth Shoan, die Milchkönigin persönlich.« Zu mir: »Sie hat Geld geheiratet. Ihr Mann ist ein richtiger Faschist, und sie musste ganz prüde werden.«)
    Ich versuchte, Mitgefühl zu heucheln.
    »Vorwärts«, sagte Gordon, »auf zum pièce de resistance.«
    Ein Klicken des fernen Moduls ließ eines der Bücherregale zurückgleiten. Dahinter lag eine mattschwarze Tür, die sich auf Gordons Tastendruck öffnete. Ein großer Vorführraum. Zwei Wände waren mit Regalen mit Blechbüchsen und Videokassetten bedeckt. Drei Reihen lederner Armsessel, drei Sessel pro Reihe. An der Rückwand aufgebaut eine blitzende Sammlung von Vorführgeräten.
    »Das sind die saubersten Kopien, die Sie finden können«, sagte Gordon. »Jeder wichtige Sexfilm, der je gedreht wurde, alles ist auf Video da. Wir bemühen uns auch sehr um die Erhaltung der Originale. Unser Restaurator ist spitze - zwanzig Jahre in dem Archiv eines der großen Studios gearbeitet, dann noch mal zehn im American Film Institute. Und unser Archivverwalter ist ein bekannter Filmkritiker, der ungenannt bleiben muss« - er räusperte sich - »mangels Rückgrat.«
    »Eindrucksvoll«, bemerkte ich.
    »Wir hoffen«, sagte Chantal, »es einer der großen Universitäten zu vererben. Eines Tages.«
    »Was meint sie mit ›eines Tages‹«, sagte Gordon, »sie meint, wenn ich nicht mehr lebe.«
    »Ach, schscht, Gordie. Ich sterbe zuerst.«
    »Kommt nicht in Frage, Darling. Du lässt mich nicht mit meinen Erinnerungen und meiner Hand allein.« Er winkte mit der fleischigen Flosse.
    »Ach, geh, Gordon. Du kommst ganz gut allein zurecht.«
    Gordon tätschelte ihre Hand. Die beiden tauschten verliebte Blicke.
    Larry sah auf die Uhr.
    »Natürlich«, sagte Gordon. »Ich bin pensioniert - stehe nicht unter Zeitdruck. Sie wollten Shawnas Video sehen.«
    »Shawna wer?«, fragte ich.
    »Shawna Blue. Das ist der Name, den Pretty Sharon auf dem Video benutzte.«
    »Wir nannten sie Pretty Sharon«, sagte Chantal, »weil sie so ein hübsches, fast makelloses Ding war. Shawna Blue war ihr nom d’amour .« Sie schüttelte den Kopf. »Wie traurig, dass sie nicht mehr lebt - und ein Selbstmord!«
    »Finden Sie das überraschend?«, fragte ich.
    »Natürlich«, sagte sie. »Sich selbst zu zerstören, wie furchtbar.«
    »Wie gut kannten Sie sie?«
    »Überhaupt nicht gut. Ich glaube, wir haben uns nur ein Mal getroffen - habe ich recht, Gordie?«
    »Nur ein Mal.«
    »Wie viele Filme hat sie gemacht?«
    »Dieselbe Antwort«, sagte Gordon. »Nur einen, und es war kein kommerzielles Unterfangen. Er sollte für Bildungszwecke sein.«
    Die Art, wie er sollte betonte, ließ mich nachfragen: »Klingt, als hätten Sie daran Zweifel.«
    Er runzelte die Stirn. »Wir haben das Geld hergegeben unter der Voraussetzung, dass es etwas für Bildungszwecke wäre. Die Produktion selbst wurde von der erstklassigen Kakerlake P.P. Kruse geleitet. Er behauptete, es diente Forschungszwecken. Eine seiner Studentinnen wäre bereit, als Teil ihrer Hausarbeiten in einem erotischen Film mitzuspielen.«
    »Wann war

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