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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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und ein entscheidender Sieg über einen französischen Feind, das war ein Traum, der es wert war, ihn sich zum Ziel zu setzen. Aber ein Mann musste sich entscheiden, wenn er die Wahl hatte, und bei diesem Gedanken drückte er Astrids Hand.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Nichts«, sagte Sharpe, und er sah Christus' dunkelblaues Gewand purpurrot werden, und die weißen Augen blitzten blassrot. Du musst träumen, dachte er, und dann verblassten die Farben wieder, und er hörte einen Aufprall. Instinktiv legte er die Arme um Astrid und schützte sie mit seinem Körper, als die Bombe jenseits des Fensters mit dem Buntglas explodierte und all das Blau und Gold und Rot und Grün zerklirrte und unzählige Splitter durch die Kapelle wirbelten. Rauch wölkte dahinter, und dann herrschte Totenstille. Es war, als schöpfe die Welt tief Luft, bevor die nächsten Bomben fielen.
 
    Die Briten hatten fast fünftausend Bomben in der ersten Bombennacht abgefeuert und beobachtet, wie die Feuer jenseits der Stadtmauern gewütet hatten. Sie waren überzeugt gewesen, dass die Dänen nach einer weiteren Nacht der Bombardierung kapitulieren würden. In der zweiten Nacht feuerten sie weitaus weniger Bomben, etwa zweitausend, und sie dachten, das reiche aus, doch am Morgen, als Kopenhagen in eine Rauchwolke gehüllt war, kam keine Nachricht aus der Stadt, dass die dänische Flagge immer noch über der Zitadelle flatterte, und die Geschütze auf den zernarbten Brustwehren eröffneten ein trotziges Feuer.
    Jetzt, in der dritten Nacht, wollten die Briten Kopenhagen in Feuer ertränken. Den ganzen Tag hatten sie die Magazine wieder aufgefüllt, Wagen um Wagen mit Bomben zu den Batterien gefahren, und als die Dunkelheit hereinbrach, schien der Boden vom Hämmern der Mörser und vom Rückstoß der Haubitzen zu erzittern. Der Himmel flackerte mit Lunten- und Rauchspuren.
    Die Kanoniere hatten ihr Ziel geändert, planten, neue Gebiete der Stadt zu zerstören. Bomben und Brandbomben regneten auf die Kathedrale und Universität, während andere Granaten tiefer in das Gewirr der Straßen zielten, um die Verteidiger für ihre Halsstarrigkeit zu bestrafen. Die Bombenschiffe erzitterten bei jedem Abschuss der Geschosse, und die feurigen Spuren der Raketen peitschten über die Wolken.
    Die sieben Feuerwehrmannschaften taten ihr Bestes. Die Männer pumpten aus langen Rohren Seewasser in die Flammen, doch als neue Feuer aufbrandeten, verließen die Männer die Pumpen, um heimzugehen und ihre Familien zu beschützen. Die Straßen waren von panischen Flüchtlingen überfüllt. Bomben fielen herab, die Flammen loderten hoch, Wände stürzten ein, die Stadt erlebte die Feuerhölle.
    General Peymann stand auf der Mauer der Zitadelle und beobachtete, wie an Dutzend Plätzen Feuer ausbrach. Er sah Türme in der Feuerbrunst zusammenbrechen, während ringsum Bomben einschlugen. Tauben verließen ihre Nester, flogen über die Flammen, bis sie brennend zur Erde fielen.
    Warum, dachte Peymann, sind sie nicht einfach davongeflogen?
    Eine Rakete streifte die Kuppel der Kathedrale und hüpfte in den Himmel, wo sie genau in dem Augenblick explodierte, in dem eine Bombe durch die Ziegel des Kuppeldachs schlug. Ganz Skindergade war hell erleuchtet, und dann flog eine Brandgranate durch das Dach von Skovgaards Lagerhaus am Ulfedts Plads, und die gelagerten Zuckersäcke fingen Feuer. Die Flammen breiteten sich mit brutaler Geschwindigkeit aus, machten das Gebiet so hell wie am Tag. Eine Schule war zum Heim für Flüchtlinge geworden und wurde von drei Bomben getroffen. Überall brannten Läden, und Peymann empfand gewaltigen und ohnmächtigen Zorn, als er die Zerstörung beobachtete.
    »Ist Major Lavisser hier?«, fragte der General einen Adjutanten.
    »Ich habe ihn noch vor zwei Minuten gesehen, Sir.«
    »Sagen Sie ihm, er soll den Befehl geben, die Flotte zu verbrennen.«
    »Zu verbrennen?« Der Adjutant war entsetzt, denn solch ein Befehl bedeutete, dass Peymann die Stadt nicht halten konnte.
    »Die Schiffe sollen verbrannt werden«, sagte Peymann grimmig, und zuckte zusammen, als Bomben in die Universität krachten. Die Briten, wurde ihm klar, waren nicht knapp an Bomben. Sie schickten Hunderte auf die Stadt, die entweder kapitulieren konnte oder ausgelöscht wurde. Die Schnapsbrennerei gegenüber Skovgaards Lagerhaus wurde getroffen, und die Destillierapparate explodierten zu blauem Feuer, das wie brennendes Quecksilber durch die Gassen und Gossen rann. Selbst von den

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