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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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beugte sich über die Barriere und erbrach sich in die Arena. Der Hund rannte sofort zu den »erbrochenen« Fleischstückchen, um sie zu verschlingen, anstatt zu kämpfen. Der Besitzer schrie auf ihn ein, die Menge johlte und pfiff, und Hocking saß mit ausdruckslosem Gesicht da.
    »Bastard!«, schimpfte Pierce.
    »Das ist ein alter Trick«, sagte Sharpe und lehnte sich zurück. Er betastete seinen Säbelgriff. Er mochte die offizielle Waffe der Schützen-Offiziere nicht und zog das Breitschwert vor, mit dem die Schotten in die Schlacht zogen, doch Vorschriften waren Vorschriften, und die Grünjacken hatten darauf bestanden, dass er sich richtig ausrüstete. Ein Schwert oder Säbel seien nur zur Dekoration da, hatten sie gesagt, und ein Offizier, der gezwungen sei, davon Gebrauch zu machen, habe bereits versagt. So sei es gleichgültig, dass der leichte Kavalleriesäbel unhandlich und weniger effektiv war, doch Sharpe hatte genug Schwerter in Schlachten eingesetzt und nie versagt. »Gehen Sie in eine Bresche«, hatte er zu Colonel Beckwith gesagt, »und Sie werden froh sein, mit einem Breitschwert zuschlagen zu können.« Der Colonel hatte den Kopf geschüttelt. »Es ist nicht die Aufgabe von Offizieren der Schützen, in Breschen zu gehen«, hatte er gesagt. »Unser Job ist es, draußen zu bleiben und aus der Distanz zu töten. Deshalb haben wir Büchsen, keine Musketen.« Nicht, dass diese Worte jetzt noch für Sharpe zählten. Er würde sich Geld beschaffen, auf sein Offizierspatent verzichten, den Säbel verkaufen und die Schützen vergessen.
    Lumpy schloss die Veranstaltung, indem er für den nächsten Abend eine Mischung von Hahnenkampf und Dachshetze ankündigte. Es würden Dachse aus Essex sein, brüstete er sich, als würde Essex den Dachsen eine besondere Kampfausbildung geben. In Wirklichkeit war Essex die nächste Bezugsquelle für Wapping. Die Menge strömte zu den Ausgängen, und Sharpe kehrte zum Lagerraum zurück. Dan Pierce begleitete ihn. »Ich würde nicht bleiben, Dan«, sagte Sharpe. »Es gibt wahrscheinlich Ärger.«
    »Ärger für dich, Dick«, versuchte Pierce seinen alten Freund zu warnen. »Hocking ist nie allein.«
    »Ich komme schon zurecht. Danach kannst du mir ein Ale ausgeben.«
    Pierce verabschiedete sich, und Sharpe ging in den stinkenden Raum. Die Dachse waren alle in Drahtkäfigen, die an einer Wand aufgestapelt waren, während der restliche Raum mit einem Tisch, auf dem eine trübe Öllampe brannte, und einem Bett mit Laken, Decken und Kissen ausgestattet war. Lumpys Mädchen, diejenigen, die Gin und heiße Snacks verkauften, benutzten dieses Zimmer für ihre anderen Geschäfte, aber es würde Sharpe perfekt passen. Er legte seinen Tornister und den Mantel auf dem Tisch ab. Dann zog er den Säbel aus der Scheide und legte ihn auf einem der obersten Dachskäfige ab, mit dem Griff nach vorn. Die Tiere, stinkend und störrisch, bewegten sich hinter den Drahtgittern.
    Er wartete und lauschte auf die leiser werdenden Geräusche im Schuppen. Noch vor einem Jahr hatte er mit Grace in einem Haus mit acht Zimmern bei Shorncliffe gewohnt. Er war mit dem Bataillon gut zurechtgekommen, denn Grace hatte die anderen Offiziere bezaubert, aber warum hatte er angenommen, dass es immer so bleiben würde? Es war wie ein schöner Traum gewesen. Aber bald war ein Albtraum daraus geworden. Graces Brüder und ihre Anwälte hatten den schönen Traum zerstört, hatten verlangt, dass sie Sharpe verließ, ihr für die Scheidung sogar Geld geboten, andere Anwälte hatten den letzten Willen ihres verstorbenen Mannes mit einem unverständlichen Gewirr von Worten, Verzögerungen und Paragraphenreiterei umgesetzt. Verbanne Grace aus deinen Gedanken, sagte er sich, aber das ging nicht, er konnte sie nicht vergessen, und als vor dem Zimmer auf dem Gang Schritte erklangen, waren seine Augen feucht. Er wischte sich die Tränen fort, als die Tür geöffnet wurde.
    Jem Hocking trat mit dem Mädchen ein. Er ließ die Tür einen Spalt offen, und draußen blieben zwei junge Männer stehen. Das Kind war dünn, verängstigt, rothaarig und blass. Es blickte Sharpe kurz an und begann lautlos zu weinen.
    »Dies ist Emily«, sagte Jem Hocking und zerrte das Mädchen näher zu Sharpe. »Der nette Mann will mit dir Spielchen machen, nicht wahr, Major?«
    Sharpe nickte. Sein Zorn war so stark, dass er kein Wort hervorbrachte.
    »Ich will nicht, dass Sie ihr sehr wehtun«, sagte Hocking. Sein Gesicht hatte die Farbe eines

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