Sharpes Beute
fort. »In Zusammenhang mit einem Skandal, wie?«
Sharpe zuckte zusammen. »Ich habe den Skandal nicht gemacht, Sir.«
Baird war keiner, der um den heißen Brei herumredete. »Sie waren einst ein popeliger Sergeant, und sie war die Tochter eines Earls. Ja, Sharpe. Ich würde sagen, Sie haben einen Skandal gemacht. Was ist also passiert?«
»Sie ist gestorben, Sir.« Sharpe spürte, dass ihm die Tränen kamen, und er blickte auf den Tisch hinab. Die Stille dehnte sich, und er spürte das sonderbare Verlangen, sich auszusprechen. »Bei der Entbindung. Ein Fieber.«
»Und das Kind ist mit ihr gestorben?«
»Ja, Sir. Ein Junge.«
»Guter Gott, Mann«, sagte Baird, verlegen, als jetzt Sharpes Tränen auf den Tisch tropften. »Sie sind jung. Es wird andere geben.«
»Jawohl, Sir.«
»Sie!« Dieser gebieterische Ruf galt einem der Serviermädchen. »Eine Flasche Portwein und zwei Gläser. Und ich möchte etwas Stilton, wenn Sie welchen haben, oder einen anderen Käse.«
»Lady Graces Familie«, sagte Sharpe, »behauptete, dass das Kind nicht meines sei. Sie sagten, es sei von ihrem Ehemann gezeugt worden, und so war es ein gefundenes Fressen für die Anwälte, mich fertigzumachen. Sie nahmen mir alles, weil das Kind nach der Mutter starb. Sie sagten, es sei die Erbin ihres Mannes, verstehen Sie?« Er konnte jetzt die Tränen nicht mehr unterdrücken. »Es machte mir nichts aus, allen Besitz zu verlieren, aber ...« Er schluchzte. »Es machte mir was aus, Grace zu verlieren.«
»Nehmen Sie sich zusammen, Mann«, blaffte Baird. »Hören Sie mit dem Heulen auf.«
»Es tut mir leid, Sir.«
»Der Herr gibt es, und der Herr nimmt es«, sagte Baird, »und Sie vertändeln Ihr ganzes Leben, weil Sie Seine Entscheidungen nicht akzeptieren.«
Sharpe schniefte und blickte in Bairds narbiges Gesicht auf. »Ich vertändele mein Leben?«
»Ich habe ein Auge auf Sie gehalten, Sharpe«, sagte Baird. »Wissen Sie, wie vielen Menschen Sie das Leben gerettet haben, indem Sie in Seringapatam die Mine in die Luft geblasen haben? Unzählige, meines darunter. Wenn Sie nicht gewesen wären, dann wäre ich tot.« Er betonte diese Worte, indem er mit dem Zeigefinger gegen Sharpes Brust stieß. »Tot und begraben, zweifeln Sie daran?«
Sharpe zweifelte nicht daran, aber er sagte nichts. Baird hatte den Angriff auf die Festung des Tippu Sultans geführt, und der General hatte vor der Front geführt. Der Schotte wäre tatsächlich tot, wenn Sharpe, zu dieser Zeit ein Private, nicht die Mine in die Luft gejagt hätte, die als hinterhältige Falle den Stoßtrupp hatte auslöschen sollen. Sharpe erinnerte sich an das Inferno aus Staub und Steintrümmern, Flammen und Rauch und den Lärm der Explosion und die Stille danach, die überhaupt nicht still gewesen war, sondern eine Mischung aus Stöhnen und Schreien und dem leiser werdenden Prasseln von Flammen.
»Wellesley hat Sie befördert, nicht wahr?«, fragte Baird.
»Jawohl, Sir.«
»Es passt so gar nicht zu Wellesley, jemandem einen Gefallen zu tun«, bemerkte der General. »Er ist ein harter Hund.« Baird hatte Sir Arthur Wellesley niemals gemocht. »Warum hat er es also getan? Wegen Seringapatam?«
»Nein, Sir.«
»Ja, Sir, nein, Sir, sind Sie ein verdammter Schuljunge? Warum hat der Mann Sie befördert?«
Sharpe zuckte mit den Schultern. »Ich war nützlich für ihn, Sir. Bei Assaye.«
»Nützlich?«
»Er war in Schwierigkeiten«, sagte Sharpe. Der General war vom Pferd abgeworfen worden, von Feinden umzingelt und zum Sterben verdammt, doch Sharpe war zur Stelle gewesen, und es waren die Inder gewesen, die an Wellesleys Stelle gestorben waren.
»In Schwierigkeiten?« Baird schnaubte. »Es müssen verzweifelte Schwierigkeiten gewesen sein, wenn Wellesley sich veranlasst gesehen hat, Ihnen einen Gefallen zu tun. Und wie groß war der Gefallen?« Die Frage war sarkastisch, und Sharpe versuchte, sich vor einer Antwort zu drücken, aber Baird schien die Antwort ohnehin zu kennen. »Wallace schrieb mir, nachdem Sie in sein Regiment aufgenommen worden waren«, fuhr der General fort, »dass Sie ein guter Soldat, aber ein schlechter Offizier seien.«
Sharpe fühlte sich beleidigt. »Ich habe mein Bestes versucht, Sir.« Wallace war der befehlshabende Offizier des 74., ein schottisches Regiment, gewesen, und Sharpe hatte sich, als er durch Wellesley zum Offizier ernannt worden war, dem 74. Regiment angeschlossen. Es war dann Wallace gewesen, der ihm empfohlen hatte, zum 95. zu gehen, aber
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