Sharpes Beute
Sharpe war nicht glücklicher in dem neuen Regiment geworden.
»Es ist nicht leicht, Offizier zu sein, wenn man aus den Mannschaften kommt«, gab Baird zu. »Aber wenn Wallace sagt, dass Sie ein guter Soldat sind, dann ist das ein Kompliment. Und ich brauche einen guten Soldaten. Ich habe den Befehl, einen Mann zu finden, der in einer schwierigen Situation allein zurechtkommt. Jemanden, der keine Angst vor einem Kampf hat. Ich erinnerte mich an Sie, aber ich war mir nicht sicher, wo ich nach Ihnen suchen sollte. Ich hätte gleich bei Frog Prick nachsehen sollen. Essen Sie Ihr Steak, Mann, ich kann es nicht ausstehen, wenn gutes Fleisch kalt wird.«
Sharpe aß das Beefsteak, als dem General Portwein und Stilton serviert wurden. Er ließ sich von Baird Portwein einschenken, bevor er wieder sprach. »Ich habe mit dem Gedanken gespielt, die Armee zu verlassen«, eröffnete er dem General.
Baird sah ihn fast angewidert an. »Und was wollen Sie machen?«
»Ich werde schon Arbeit finden«, sagte Sharpe. Vielleicht würde er zu Ebenezer Fairley gehen, dem Händler, mit dem er sich auf der Heimreise von Indien angefreundet hatte, oder vielleicht würde er sich als Dieb durchschlagen. So war er ja auch im Leben gestartet. »Ich werde schon zurechtkommen.«
Sir David Baird schnitt seinen Käse. »Es gibt drei Arten von Soldaten, Sharpe«, sagte er. »Da sind die verdammt nutzlosen, und Gott weiß, dass es davon einen fast endlosen Vorrat gibt. Dann gibt es die guten, soliden Jungs, die ihren Job schaffen, sich jedoch in die Hose pissen, wenn sie sich nicht in ihren Uniformen und mit ihren Rangabzeichen zeigen können. Und dann gibt es die dritte Art, das sind Soldaten wie wir. Soldaten-Soldaten, das sind wir.«
Sharpe blickte skeptisch drein. »Soldaten-Soldaten?«
»Wir sind die Männer, die nach der Parade saubermachen, Sharpe. Die Kutschen und Könige ziehen vorbei, die Kapellen spielen, die Kavallerie protzt wie auf dem verdammten Jahrmarkt, und es bleibt eine Menge Dung und Müll zurück. Wir machen es sauber. Die Politiker bringen die Welt durcheinander, und dann sollen ihre Armeen die Dinge in Ordnung bringen. Wir machen ihre Drecksarbeit, Sharpe, und wir sind gut darin, sehr gut. Sie mögen nicht der beste Offizier in König Georges Armee sein, aber Sie sind ein verdammt guter Soldat. Und Sie lieben das Leben, behaupten Sie nicht das Gegenteil.«
»Als Quartiermeister?« Sharpe schnaubte.
»Aye, auch das. Jemand muss es tun, und man gibt diese Aufgabe oft einem Mann, der aus den Mannschaften kommt.« Er blickte zu Sharpe, und dann, unerwartet, grinste er. »Sie sind also auch mit Colonel Beckwith aneinandergeraten, nicht wahr?«
»Ich nehme es an, Sir, ja.«
»Wie das?«
Sharpe dachte über die Frage nach und sagte sich, dass sie nicht ehrlich beantwortet werden konnte. Er konnte nicht sagen, dass er nicht in die Offiziersmesse passte, das war zu vage, zu viel Selbstmitleid, und so antwortete er mit der halben Wahrheit. »Sie sind davonmarschiert, Sir, und ließen mich zurück, damit ich die Kaserne aufräume. Ich habe in mehr Schlachten gekämpft als jeder von ihnen, mehr Feinde gesehen und getötet als sie alle zusammen, aber das zählt nicht. Sie wollen mich nicht, Sir, und so steige ich aus.«
»Seien Sie kein Blödmann«, grollte Baird. »In ein, zwei Jahren wird es genug Kriege für jeden in dieser Armee geben, Sharpe. Bis jetzt haben wir die Franzosen um die Ecke herum angepisst, aber früher oder später werden wir die Bastarde von vorn angreifen. Dann werden wir alle Offiziere brauchen, die wir bekommen können, und Sie werden Ihre Chance haben. Jetzt mögen Sie ein Quartiermeister sein, aber in zehn Jahren werden Sie ein Bataillon führen, also seien Sie einfach geduldig.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob Colonel Beckwith mich zurückhaben will, Sir. Ich sollte nicht in London sein. Ich sollte in Shorncliffe sein.«
»Beckwith wird tun, was ich ihm sage«, grollte Baird, »und ich werde ihm sagen, er soll Ihnen den Arsch küssen, wenn Sie diesen Job für mich erledigen.«
Sharpe mochte Baird. Die meisten Soldaten konnten Baird gut leiden. Er mochte ein General sein, aber er war so hart wie jeder Mann, ganz gleich mit welchem Dienstgrad. Er konnte besser fluchen als die Sergeants, besser marschieren als die Schützen und besser kämpfen als jeder Mann in Grün oder Rot. Er war ein Kämpfer, kein Bürokrat. Er war hoch genug in der Armee aufgestiegen, aber es gab Gerüchte, dass er noch weiter
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