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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Jute, Kaffee und Indigo. All diese Dinge, Lieutenant Sharpe, müssen in Schiffen hertransportiert werden. Da könnte man meinen, dass ich der Royal Navy wohlgesinnt bin, denn es hilft unser eigenen Marine, die Seerouten zu schützen. Macht mich das zu einem Freund von Britannien?«
    Sharpe schaute dem Händler in die Augen. Sie waren blass und blickten unfreundlich und unruhig. »So sagte man mir, Sir«, sagte Sharpe.
    »Doch Britannien, Lieutenant Sharpe, hat eine Flotte in die Ostsee geschickt. Fregatten, Bombenschiffe, Kanonenboote und über zweihundert Transportschiffe - genug, um zwanzigtausend Mann zu befördern, denke ich. Diese Flotte passierte letzte Nacht das Kap. Was meinen Sie, wohin sie fährt?«
    »Ich weiß es nicht, Sir«, sagte Sharpe.
    »Russland? Ich glaube das nicht. Vielleicht zur kleinen schwedischen Garnison bei Stralsund? Aber Frankreich kann Stralsund einnehmen, wann immer es will. Schweden? Warum würde Britannien eine Armee zu seinen Freunden nach Schweden schicken? Ich glaube, diese Flotte kommt hierher, Lieutenant Sharpe. Nach Kopenhagen. Halten Sie das für eine unvernünftige Annahme?«
    »Ich weiß nicht, Sir«, sagte Sharpe.
    »Sie wissen es nicht.« Skovgaards Stimme klang jetzt ätzend. Er stand wieder auf, diesmal erregt. »Wohin sonst kann eine solche Flotte segeln?« Er ging vor dem leeren Kamin auf und ab. »Am Anfang dieses Monats wurde ein Friedensvertrag zwischen Frankreich und Russland unterzeichnet. Der Zar und Napoleon trafen sich in Tilsit und teilten sich Europa auf. Wussten Sie das?«
    »Nein, Sir.«
    »Dann werde ich Sie ins Bild setzen, Lieutenant. Frankreich und Russland sind jetzt Freunde, während Preußen isoliert ist. Napoleon herrscht in Europa, Lieutenant, und wir stehen alle in seinem Schatten, doch er hat keine Flotte. Ohne eine Flotte kann er Britannien nicht besiegen, und es ist nur eine Flotte übrig in Europa, welche die Royal Navy herausfordern könnte.«
    »Die dänische Flotte«, sagte Sharpe.
    »Sie sind doch nicht so unwissend, wie Sie vorgeben, wie?« Skovgaard legte eine Pause ein, um die Pfeife neu anzuzünden. »Da gibt es eine geheime Klausel in dem Vertrag von Tilsit, Lieutenant, mit der Russland Frankreich erlaubt, die dänische Flotte zu übernehmen. Diese Flotte kann Russland nicht verschenken und Frankreich nicht übernehmen, aber solche Kleinigkeiten werden Napoleon nicht stoppen. Er hat seine Armee bis an unsere Grenze auf dem Festland geschickt, in der Hoffnung, dass wir kapitulieren, anstatt zu kämpfen. Aber wir werden nicht kapitulieren, Lieutenant, das werden wir nicht!« Er sprach leidenschaftlich, doch Sharpe hörte die Hoffnungslosigkeit aus seiner Stimme. Wie konnte das kleine Dänemark Frankreich die Stirn bieten? »Also, warum schickt Britannien Schiffe und Männer in die Ostsee?«, fuhr Skovgaard fort.
    »Um die Flotte zu übernehmen, Sir«, gab Sharpe zu, und er fragte sich, woher Skovgaard von der geheimen Klausel in dem Vertrag zwischen Frankreich und Russland erfahren hatte. Aber wenn Lord Pumphrey recht hatte, war es nicht Skovgaards einziges Geschäft, Tabak und Jute zu importieren.
    »Wir sind neutral!«, protestierte Skovgaard. »Aber wenn Britannien uns angreift, dann wird es uns in die Arme von Frankreich treiben. Ist es das, was Britannien will?«
    »Es will die Flotte aus Frankreichs Reichweite, Sir.«
    »Das können wir ohne eure Hilfe schaffen«, sagte Skovgaard.
    Aber nicht bei einer Invasion Frankreichs und einer Zerschlagung der dänischen Armee, dachte Sharpe. Der darauf folgende Friedensvertrag würde die Kapitulation der dänischen Marine verlangen, und so würde Napoleon seine Kriegsschiffe haben. Aber er sagte nichts davon, denn er nahm an, dass Skovgaard diese Wahrheit ebenso klar war wie ihm.
    »Also sagen Sie mir, Lieutenant, weshalb Sie zu mir gekommen sind.« Skovgaard sah Sharpe fragend an.
    So erzählte Sharpe seine Geschichte. Er berichtete von Lavisser, von der Goldtruhe, von der Mission zu dem Kronprinzen und von seiner Flucht vom Strand bei Köge.
    Skovgaard hörte mit ausdrucksloser Miene zu. Dann wollte er mehr wissen. Wer genau hatte ihn geschickt? Wann hatte Sharpe zum ersten Mal von der Mission erfahren? Was waren seine Qualifikationen? Was war seine Geschichte? Er schien besonders daran interessiert zu sein, dass Sharpe von den Mannschaften zum Offizier aufgestiegen war. Sharpe verstand nicht, warum die Hälfte der Fragen überhaupt gestellt wurde, aber er beantwortete sie, so gut er

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