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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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konnte, wenn er auch die Befragung verabscheute, bei der er sich unbehaglich wie bei einem Verhör fühlte.
    Schließlich endeten Skovgaards Fragen. Er legte seine Pfeife ab, nahm ein Blatt Papier aus der Schublade des Schreibtischs und schrieb eine Zeitlang schweigend, dann trocknete er die Tinte mit Sand, faltete das Blatt und versiegelte es mit Wachs. Anschließend sprach er auf Dänisch mit einem der beiden Männer, die hinter Sharpe standen.
    Die Tür ging quietschend auf, und Aksel Bang kehrte ins Arbeitszimmer zurück. Skovgaard schrieb eine Adresse über den roten Siegelwachs.
    »Aksel ...«, er sprach jetzt auf Englisch, vermutlich, damit Sharpe es verstand, »... ich weiß, es ist spät, aber wärst du so freundlich, diesen Brief abzuliefern?«
    Bang nahm den Brief, und als er die Adresse las, malte sich Überraschung auf seinem Gesicht ab. »Natürlich, Sir«, sagte er.
    »Du brauchst nicht hierher zurückzukommen«, sagte Skovgaard. »Es sei denn, es gäbe eine Antwort, was ich jedoch nicht erwarte. Ich werde dich am Morgen beim Lagerhaus sehen.«
    »Selbstverständlich, Sir«, sagte Bang und verließ das Arbeitszimmer.
    Skovgaard kratzte seine erloschene Pfeife aus. »Sagen Sie mir, Lieutenant, warum Sie, ein Armeeoffizier ohne hohen Rang, hier sind. Die britische Regierung beschäftigt Geheimdienstler. Solche Männer sprechen die Sprachen Europas und haben die Fähigkeiten, jede mögliche List anzuwenden. Doch man hat Sie geschickt. Warum?«
    »Der Duke of York wollte, dass jemand Captain Lavisser beschützt, Sir.«
    Skovgaard runzelte die Stirn. »Captain Lavisser ist ein Soldat, oder nicht? Er ist ebenfalls ein Enkel des Grafen von Vygard. Ich kann mir kaum denken, dass solch ein Mann Ihren Schutz in Dänemark benötigt. Oder irgendwo anders.«
    »Es geht um mehr als das, Sir.« Sharpe wusste, dass sein Job schwer zu erklären war. »Lord Pumphrey vertraut Captain Lavisser nicht ganz, Sir.«
    »Man vertraut ihm nicht? Und dann haben sie ihn mit dem Gold hergeschickt?« Skovgaard war amüsiert.
    »Der Duke of York hat darauf bestanden«, sagte Sharpe lahm.
    Skovgaard starrte Sharpe ein paar Sekunden an. »Wenn ich Ihre Position zusammenfasse, Lieutenant, erzählen Sie mir, dass Captain Lavisser unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Dänemark gekommen ist, oder?«
    »Ja, Sir.«
    »Sie haben recht, Lieutenant«, sagte Skovgaard, »völlig recht.« Er sprach heftig und mit offensichtlicher Abneigung. »Der Ehrenwerte John Lavisser, Lieutenant, traf gestern in Kopenhagen ein und suchte Seine Majestät, den Kronprinzen, auf. Diese Audienz ist in der heutigen Berlingske Tidende beschrieben. Er nahm die Zeitung von seinem Schreibtisch, entfaltete sie und tippte auf den Artikel. »Die Zeitung sagt, dass Lavisser gekommen ist, um für Dänemark zu kämpfen, weil er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann, England zu unterstützen. Seine Belohnung, Lieutenant, ist der Posten eines Majors bei den Leichten Dragonern und eine Ernennung als Adjutant von General Ernst Peymann. Lavisser ist ein Patriot, ein Held.« Skovgaard warf die Zeitung auf den Schreibtisch, und seine Stimme verriet neuen, bitteren Ärger. »Und es ist niederträchtig von Ihnen zu sagen, dass er geschickt wurde, um den Kronprinzen zu bestechen! Seine Majestät ist nicht verrückt. Er ist unsere große Hoffnung. Der Kronprinz wird unser Land gegen seine Feinde führen, ob es Briten oder Franzosen sind. Wenn wir den Prinzen verlieren, Lieutenant, dann könnten geringere Männer, furchtsame Männer, ein gefälliges Abkommen mit diesen Feinden treffen, doch der Prinz ist beherzt, und Major Lavisser, weit davon entfernt, Seine Majestät zu bestechen, ist hier, um ihn zu unterstützen.«
    »Er hat Gold gebracht, Sir.«
    »Das ist kaum ein Verbrechen«, sagte Skovgaard sarkastisch. »Also was, Lieutenant, wünschen Sie von mir?«
    »Sir, meine Befehle lauten, Captain Lavisser und das Gold zurück zur britischen Armee zu bringen, wenn der Prinz sich nicht bestechen lässt.«
    »Und Sie erwarten meine Hilfe bei diesem Vorhaben?«
    »Ja, Sir.«
    Skovgaard lehnte sich auf dem Stuhl zurück und starrte Sharpe angewidert an. Seine langen Finger spielten mit dem Brieföffner, dann warf er ihn hin. »Es stimmt, Lieutenant, dass ich bisweilen eine Hilfe für Großbritannien war.« Er schwenkte die Hand, wie um zu sagen, dass diese Hilfe unbedeutend gewesen war, obwohl es in Nordeuropa nur wenige Männer gab, die wertvoller für London waren.

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