Sharpes Beute
befürchteten, dass geplündert wurde. Als sie die Straße erreichten, stellten sie fest, dass Grünröcke vor ihren Haustüren standen und Wache hielten.
Ein Offizier schritt über die sandige Straße.
»Dies ist alles Privatbesitz«, rief er, »und General Cathcart hat befohlen, dass nichts gestohlen wird! Ganz gleich, wie klein oder wertlos die Beute auch ist, ich mache keinen Unterschied und lasse jeden Dieb hängen! Habt ihr gehört? Jeder Dieb wird baumeln! Also behaltet die Hände bei euch! Ihr werdet den Bürgern Respekt entgegenbringen! Schütze! Sie, der große Mann! Wie heißen Sie?« Er kannte alle Männer seiner eigenen Kompanie, aber der große Mann war von einer anderen.
Der Schütze, ein Zweimetermann, wirkte erstaunt, weil er angesprochen wurde. »Ich, Sir? Ich bin Pat Harper, Sir, aus Donegal.«
»Was ist in diesem Sack?«
Schütze Harper blickte unschuldig auf den Sack, der hinter ihm an der Hauswand lehnte. »Den habe ich noch nie gesehen, Captain Dunnett, Sir. Muss einer der Dorfbewohner dort hingestellt haben.«
Dunnett blickte misstrauisch, akzeptierte jedoch die Erklärung.
»Wir werden hier Wache stehen«, sagte er den Männern, »bis wir abgelöst werden. Wenn Sie jemanden beim Stehlen erwischen, werden Sie ihn festnehmen und zu mir bringen, sodass ich das Vergnügen habe, ihn zu hängen.«
Captain Dunnett ging die Straße hinab und wiederholte den Befehl. Ein anderer Schütze sah fragend Harper an. »Was ist in dem Sack, Harper?«
»Drei Hühnchen, Cooper, und sie sind tot und gehören mir. Wenn du deine dreckigen Griffel darauf legst, stopfe ich dir ihre Federn in den Hals, bis du Engelflügel ausscheißt.« Schütze Harper grinste.
»Wo hast du sie gefunden?«
»Wo ich danach gesucht habe, natürlich.«
»Hast du dieses Mädchen gesehen?«, fragte ein Mann namens Harris. Alle wandten die Köpfe und starrten eine junge Frau mit goldblonden Haaren an, das die Straße hinaufging. Sie wusste, dass sie bewundert wurde, denn sie ging mit hoch erhobenem Kopf und schwang die Hüften, als sie an den Schützen vorbeischritt. »Ich glaube, man hat mich erschossen, und ich bin im Himmel.«
»Es wird uns hier gefallen, Jungs«, sagte Harper, »solange man uns nicht aufhängt.«
»Zehn zu eins, dass du gehängt wirst, Harper.« Es war Captain Murray, Harpers Kompaniechef, der neben dem Haus aufgetaucht war und jetzt in den Sack spähte.
»Er gehört mir nicht, Mister Murray«, sagte Harper, »was auch immer drin ist. Und ich würde Ihnen keine Lüge erzählen, Sir.«
»Gott bewahre, Harper, Gott bewahre, aber ich erwarte trotzdem ein kaltes Bein von dem, was dir nicht gehört.«
Harper grinste. »Ist okay, Sir.«
Drei Bataillone waren jetzt auf dem Strand. Das erste mit den Feldgeschützen, vor das die Pferde geschirrt worden waren, marschierte landeinwärts auf höheres Gelände, und immer noch segelten Schiffe im leichten Wind aus Norden heran. Keine Schüsse waren gefallen, und niemand hatte Widerstand geleistet. Die ersten Generäle waren an Land, und ihre Adjutanten legten Karten auf den Sand, während eine Schwadron der Ist Light Dragoons ihre unruhigen Pferde in das Dorf führte, wo eine Pumpe Wasser in einen langen Wassertrog füllte.
»He, Missus!«, sprach ein Schütze eine Frau an, die ihn ängstlich anstarrte. »Tee?«, fragte der Schütze und zeigte eine Hand voll loser Blätter an. »Sie können Wasser kochen?«
Ihr Mann, der auf einem Handelsschiff mehrere Reisen nach Leith und Newcastle gemacht hatte, verstand. »Feuerholz kostet Geld«, knurrte er.
»Hier.« Der Schütze gab ihm eine Kupfermünze. »Das ist gutes englisches Geld, keines von eurem ausländischen Müll. Tee, ja?«
So erhielten die Schützen ihren Tee, das Ufer war gesichert, und die britische Armee war in Dänemark.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2011
KAPITEL 6
Die Wolken waren über Kopenhagen hinweggezogen, und der Himmel war blau. Die Sonne des Spätsommers ließ die Kupferdächer glänzen und schimmerte auf dem Hafen, wo Dutzende von Handelsschiffen aus Furcht vor der britischen Flotte, die fünfzehn Kilometer nördlich ankerte, Zuflucht gesucht hatten.
Schloss Amalienborg lag westlich des Hafens. In Wirklichkeit waren es vier kleine Schlösser, die um einen Hof gruppiert waren, und er war mehr gemütlich, statt einschüchternd. Dort, in einem oberen Stockwerk, das auf den Hafen hinausblickte, begrüßte der Kronprinz die Honoratioren der Stadt.
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