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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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würde sich der Rest der britischen Linie auflösen und in Panik davonrennen, und das war der Augenblick, in dem die Marathen-Reiter mit dem Schlachten beginnen würden.
    Es war bereits früher Abend, und die Sonne versank im geröteten Westen. Der Himmel war wolkenlos und Bappu erwartete die Freuden einer vom Mondschein erhellten Jagd.
    »Wir werden durch Blut galoppieren«, sagte er laut. Dann führte er seine Adjutanten zur rechten Flanke seiner Armee, sodass er an seinen Arabern vorbei angreifen konnte, wenn die ihren Kampf beendet hatten. Er würde seine siegreichen Löwen Allahs das Lager des Feindes plündern lassen, während er seine Reiter in einem wilden Galopp durch die vom Mondschein erhellte Dunkelheit führen würde.
    Und die Briten würden rennen wie Ziegen vor dem Tiger. Doch der Tiger war clever. Er hatte nur eine kleine Zahl Reiter bei der Armee, nur fünfzehntausend. Und der größere Teil seiner Armee war südwärts befohlen worden, um die langen Versorgungslinien des Feindes zu überfallen. Die Briten würden geradenwegs in die Säbel dieser Männer flüchten.
    Bappu ritt im Trab hinter der rechten Flanke der Löwen Allahs. Die britischen Geschütze feuerten Kartätschen, und Bappu sah, dass das Terrain neben den Arabern gesprenkelt vom Einschlag der Geschosse war und wie viele Männer in den weiten Gewändern fielen. Die anderen zögerten jedoch nicht, sondern eilten auf die erbärmlich dünne Linie von Rotröcken zu. Die Araber schrien herausfordernd, die Waffen hämmerten, und für Bappu klang es wie Musik. Es gibt nichts Schöneres im Leben, dachte er, als dieses Gefühl eines nahe bevorstehenden Sieges. Es war wie eine Droge, die den Verstand mit herrlichen Visionen beflügelte.
    Vielleicht hätte er sich einen Moment Zeit nehmen und sich wundern sollen, warum die Briten nicht ihre Musketen einsetzten. Sie hielten ihr Feuer, warteten, bis jeder Schuss tödlich sein konnte, doch der Prinz machte sich keine Sorgen wegen solcher Lappalien. In seinen Träumen vernichtete er eine bereits geschlagene Armee, schlug sich mit seinem tulwar einen blutigen Pfad nach Süden. Ein tödliches Schwert, ein schnelles Pferd und ein geschlagener Feind. Es war das Marathen-Paradies, und die Löwen Allahs öffneten seine Tore, sodass in dieser Nacht Manu Bappu, Prinz, Krieger und Träumer, in die Legende reiten konnte.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2011

KAPITEL 2
 
    »Feuer!«, schrie Swinton.
    Die beiden Hochland-Regimenter feuerten zusammen, und fast tausend Musketen zogen einen Vorhang aus Rauch vor den Bataillonen zu. Die Araber verschwanden dahinter, als die Rotröcke luden. Männer rissen mit den Zähnen die Papierpatronen auf, zogen Ladestöcke und drehten sie in die Luft, bevor sie in die Läufe gerammt wurden.
    »Zug – Feuer!«, befahl Major Swinton. »Von den Flanken!«
    »Leichte Kompanie!«, rief Captain Peters auf der linken Flanke. »Erster Zug – Feuer!«
    »Tötet sie! Eure Mütter schauen zu!«, rief Colonel Harness. Der Colonel des 78. war halb verrückt und fantasierte im Fieber, aber er hatte darauf bestanden, hinter den Highlandern vorzurücken – er wurde in einem Palankin, einer indischen Sänfte, getragen, und als der erste Zug zu feuern begann, stemmte er sich darin auf, um an der Schlacht teilzunehmen. Seine einzige Waffe war eine Reitgerte. Er hatte vor Kurzem geblutet, und ein fleckiger Verband umgab einen Ärmel seines Uniformrocks. »Gebt ihnen die Peitsche, ihr Hunde! Peitscht sie richtig aus!«
    Die beiden Bataillone feuerten jetzt in Halbkompanien. Jede Halbkompanie schoss zwei oder drei Sekunden nach dem benachbarten Zug, sodass die Salven von den äußeren Flügeln jedes Bataillons ertönten, sich in der Mitte trafen und dann wieder an den Flanken begannen. Uhrwerk-Feuer, nannte Sharpe es, und es war das Ergebnis von Stunden ermüdenden Drills.
    Jenseits der Bataillonsflanken ruckten die Sechspfünder bei jedem Schuss zurück, und ihre Räder quietschten und hoben kurz vom Boden ab, wenn die Kartätschen an der Mündung auseinander rissen. Dichte Schwaden von brennendem Gras wallten unter dem Pulverrauch der Kanonen. Die Kanoniere wischten die Rohre aus, luden und duckten sich zur Seite, wenn die Geschütze zurückgeschleudert wurden. Nur die Geschützkommandanten, die meisten davon Sergeants, schienen zum Feind zu blicken, und dann nur, um die Ausrichtung der Kanone zu überprüfen. Die anderen Kanoniere holten die Geschosse und

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