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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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doch Baird wusste, dass die schreckliche Wildheit bei einem Angriff auf eine Bresche es fast verlangte, dass die Wünsche der Männer danach befriedigt wurden. Ihm machte das nichts aus. Was Major General David Baird anbetraf, konnten die Jungs ihr Vergnügen haben, wenn sie zuvor gewonnen hatten.
    Er bahnte sich einen Weg durch das Gewühl der Männer zu einer Stelle in der Mitte zwischen den beiden Himmelfahrtskommandos. Die Taschenuhr tickte immer noch, doch die Zeiger hatten sich scheinbar nicht bewegt, als er darauf blickte.
    Baird schloss den Deckel, steckte die Uhr in die Uhrtasche und spähte wieder zur Stadt. Die unbeschädigten Stellen des Walls schimmerten weiß in der Sonne. Er war mit seinen Türmen, glänzenden Dächern und hohen Palmen ein schöner Anblick. Dort hatte Baird allerdings fast vier Jahre als Gefangener Tippus verbracht. Er hasste die Stadt wie ihren Herrscher. Bis zum Tag der Rache hatte es lange gedauert, aber jetzt war er da.
    Er zog sein schottisches Breitschwert, das keine der Finessen moderner Blankwaffen hatte, doch der hünenhafte Baird brauchte auch keine Finessen. Er würde seine Schlachterklinge in eine Bresche des Bluts tragen, um Tippu vierundvierzig Monate der Hölle zurückzuzahlen.
    In den Batterien hinter Baird bliesen die Kanoniere auf ihre Luntenstöcke, um das Feuer am Brennen zu halten. General Harris zog seine Taschenuhr.
    Colonel Arthur Wellesley, der die zweite Welle der Angreifer durch die Bresche führen würde, richtete sein Halstuch und dachte an seine Verantwortung. Das Gros seiner Männer stammte aus dem Régiment de Meuron, einem Schweizer Bataillon, das einst für die Holländer gekämpft hatte. Als die Briten Ceylon eingenommen hatten, war es unter das Kommando der East India Company gekommen. Die meisten Männer waren Schweizer, und es war ein nüchternes, verlässliches Bataillon, das Wellesley in den Inneren Palast führen wollte, um seinen Inhalt und den Harem vor den Verwüstungen der Angreifer zu schützen.
    Seringapatam mochte fallen und Tippu sterben, doch das Wichtigste war, die Freundschaft von Maisur zu gewinnen, und Wellesley war entschlossen, dafür zu sorgen, dass den neuen Untertanen keine unnötigen Gräueltaten widerfuhren.
    Er richtete seinen versilberten Ringkragen, lupfte seinen Degen in der Scheide und ließ ihn zurückgleiten, dann schloss er einen Moment die Augen, um ein Gebet zu sprechen und Gott flehentlich um Schutz für seine Männer zu bitten.
    Die Himmelfahrtskommandos, die Musketen geladen, duckten sich in die Schützengräben. Die Uhren der Offiziere tickten weiter, das Wasser des Südlichen Kaveri floss sanft über die Steine, und die stille Stadt wartete.
 
    »Rock aus«, sagte Sharpe zu Lawford und verfiel instinktiv in die Beziehung zurück, die zwischen ihnen existiert hatte, als sie in Gudins Bataillon gedient hatten. »Es hat keinen Sinn, einen roten Rock zu zeigen, wenn es nicht sein muss.« Sharpe drehte die Innenseite seines eigenen Rocks nach außen. Er zog den Rock nicht wieder an, sondern verknotete die Ärmel vor seinem Hals, sodass der von der Tigerpranke zerfetzte Rock auf seinen vernarbten nackten Rücken fiel. Die beiden Männer kauerten in einem Kuhstall neben der Gasse, die zum Hof führte. Colonel McCandless war zum Haus von Appah Rao geführt worden, und Sharpe und Lawford waren allein.
    »Ich habe nicht mal eine Waffe«, sagte der Lieutenant nervös.
    »Das werden wir bald ändern«, sagte Sharpe zuversichtlich. »Komm jetzt.«
    Sharpe übernahm die Führung, stürzte sich in das Labyrinth der kleinen Straßen, die den Palast umgaben. Der Anblick eines weißen Mannes war nicht so ungewöhnlich in Seringapatam, um Aufmerksamkeit zu erregen, denn es kämpften viele Europäer für Tippu. Dennoch wollte Sharpe kein Risiko eingehen, indem er einen roten Rock trug. Er mochte überhaupt kein Risiko eingehen, aber er wollte verdammt sein, wenn er seine Soldatenkameraden Tippus Sprengladung überließ.
    Er eilte an einem geschlossenen Goldschmiedegeschäft vorbei und erhaschte aus dem Augenwinkel einen Blick in den schattigen Eingang, in dem ein bewaffneter Mann den Besitz bewachte.
    »Bleib hier«, sagte er zu Lawford. Dann schwang er die Muskete auf seine Schulter und ging zurück. Er schob eine herumwandernde Kuh aus dem Weg und duckte sich in den Eingang des Goldschmiedeladens.
    »Wie fühlen Sie sich heute?«, fragte er freundlich den Mann, der kein Englisch verstand und nur verwirrt die Stirn runzelte. Er

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