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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zusammen mit dem Säbel mit silbernem Griff und der Pistole zur Seite. Die Lederscheide des Säbels hatte keinen Wert für Sharpe, doch dahinter war ein kleiner bestickter Beutel, und Sharpe zog sein Messer und schnitt die Träger des Beutels durch. Er öffnete ihn und stellte fest, dass er nur mit getrocknetem Reis und etwas gefüllt war, das wie ein kleiner Kuchen aussah. Er roch daran und nahm an, dass er aus einer Art Bohnen gebacken war. Er warf das Essen beiseite und zischte eine Verwünschung zu dem Toten.
    »Wo ist dein verdammtes Geld?«
    Sharpe riss an dem Uniformrock, der mit malvenfarbenen Tigerstreifen verziert war. Er tastete an den Säumen entlang, suchte nach Geldstücken. Er fand keine, und so zog er ihm den roten Turban, der klebrig von frischem Blut war, vom Kopf. Über das Gesicht des toten Offiziers krochen bereits Fliegen. Sharpe riss den Turban auseinander, und dort, inmitten des blutverschmierten Tuchs, fand er drei Silber- und ein Dutzend kleinere Kupfermünzen.
    »Ich wusste, dass du etwas hast«, sagte er zu der Leiche und schob die Münzen in seinen eigenen Beutel.
    Die Kavallerie erledigte die kläglichen Reste von Tippus Infanterie. Tippu selbst, mit seinem Gefolge und den Standartenträgern, war vom Höhenkamm verschwunden, und es feuerten dort auch keine Kanonen mehr. Der Feind hatte sich davongemacht, seine eingeschlossene Infanterie den Säbeln und Lanzen der britischen und indischen Kavallerie überlassen.
    Die indische Kavallerie war aus der Stadt Madras und den Staaten der Ostküste rekrutiert worden, die alle unter den Stoßtruppunternehmen Tippus gelitten hatten und sich nun blutig rächten. Mit Jubelschreien und Lachen trieben sie ihre Klingen in die Flüchtenden. Einige Kavalleristen, denen die Ziele ausgegangen waren, saßen bereits ab und durchsuchten die Gefallenen nach Beute. Die Sepoy-Infanterie, zu spät, um sich an dem Töten zu beteiligen, traf ein und gesellte sich zu den Plünderern.
    Sharpe drehte das Bajonett von seiner Muskete, wischte sie mit der Schärpe des toten Offiziers sauber, nahm den Säbel und die Pistole an sich und machte sich auf die Suche nach weiterer Beute.
    Er grinste vor sich hin und dachte, dass er nichts Besseres als diese Schlacht erlebt hatte. Ein paar Schüsse in Flandern, eine Musketensalve hier und dort, nichts davon war es wert, Schlacht genannt zu werden. Flandern war ein Chaos gewesen, und diese Schlacht war so leicht wie das Abschlachten von Schafen gewesen. Kein Wunder, dass Sergeant Hakeswill ewig leben würde.
    Und das werde ich auch, dachte Sharpe. Nur ein paar Schüsse, und schon ist alles vorbei. Er lachte, schob das Bajonett in die Scheide und kniete sich neben einen anderen gefallenen Mann. Es gab Arbeit zu tun und eine Zukunft zu finanzieren.
    Wenn er sich nur entscheiden könnte, ob es sicher war, zu desertieren.
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KAPITEL 2
 
    Sergeant Obadiah Hakeswill schaute in die Runde, um zu sehen, was seine Männer trieben. Fast alle waren mit Plündern beschäftigt, und das war ihr gutes Recht. Das Privileg des Soldaten. In der Schlacht kämpfen und dann dem Feind alles abnehmen, was von Wert war.
    Die Offiziere plünderten nicht, Offiziere taten das schließlich nie, jedenfalls nicht so, dass irgendjemand es bemerkte, doch Hakeswill sah, dass Ensign Fitzgerald es irgendwie geschafft hatte, einen Säbel zu ergattern, dessen Griff mit Edelsteinen besetzt war, und er handhabte ihn wie eine Hure einen Fächer, den sie geschenkt bekommen hatte.
    Der verdammte Ensign Fitzgerald setzte sich über Sergeant Hakeswills Meinung hinweg, dass Ensigns die niedrigsten Anfänger-Offiziere waren. Es ging nicht an, dass er gegen Hakeswills Befehle verstieß, und so musste dem verdammten Mister Fitzgerald eine Lektion erteilt werden. Doch das Dumme war, dass Mister Fitzgerald Ire war und die Iren nach Hakeswills Meinung nur halb zivilisiert waren und nie ihren richtigen Stand begriffen. Die meisten jedenfalls. Major Shee war ebenfalls Ire, und er war zivilisiert, zumindest, wenn er nüchtern war, und Colonel Wellesley, der aus Dublin stammte, war völlig zivilisiert, doch der Colonel besaß den Verstand, sich englischer zu geben als die Engländer, während der verdammte Mister Fitzgerald überhaupt keinen Gedanken an seine Abstammung verschwendete.
    »Sehen Sie dies, Hakeswill?« Fitzgerald, der nichts von Hakeswills finsteren Gedanken ahnte,

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