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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Es erschöpft einen Mann, und an den Prügeln geht er kaputt. Aber Sie haben einen Offizier als Freund, nicht wahr? Mister Lawford. Er mag Sie, nicht wahr?« Hakeswill stieß mit der Schwertspitze gegen Sharpes Brust. »So ist es doch, wie? Sie sind der Liebling eines Offiziers, nicht wahr?«
    »Mister Lawford ist gar nichts für mich«, sagte Sharpe.
    »Das sagen Sie, aber meine Augen erzählen mir etwas anderes.« Hakeswill kicherte. »Ihr seid zwei Süße miteinander, Sie und Mister Lawford, nicht wahr? Ist das nicht nett, Sharpie? Aber dann sind Sie nicht von großem Nutzen für Mrs Bickerstaff, oder? Ich nehme an, sie wäre besser mit einem richtigen Mann dran.«
    »Sie geht Sie nichts an«, sagte Sharpe.
    »Geht mich nichts an! Oh, hört euch das an!«, schnaubte Hakeswill und tippte wieder mit dem Säbel nach Sharpe. Er wollte ihn provozieren, damit er sich wehrte, denn dann könnte er ihn beschuldigen, einen Vorgesetzten angegriffen zu haben, doch der junge Mann wich einfach von der Klinge fort. »Hören Sie zu, Sharpe«, sagte Hakeswill, »und hören Sie gut zu. Sie ist die Frau eines Sergeants, nicht die Hure von einem gemeinen Soldaten wie Sie.«
    »Sergeant Bickerstaff ist tot«, protestierte Sharpe.
    »Sie braucht also einen Mann«, sagte Hakeswill. »Und die Witwe eines Sergeants bumst nicht mit einem stinkenden Stück Dreck, wie Sie es sind. Das ist falsch. Unnatürlich. Es ist unter ihrer Würde, Sharpe, und es kann nicht erlaubt werden. So steht es in der Bibel.«
    »Sie kann sich aussuchen, wen sie will«, beharrte Sharpe.
    »Aussuchen, Sharpie? Aussuchen?« Hakeswill lachte. »Frauen suchen nicht aus, Sie schwuler Scheißer. Frauen werden von den Stärksten genommen. So steht es in der Bibel, und wenn Sie mir im Weg stehen, Sharpie ...«, er stieß den Säbel vor, »... dann reiße ich Ihnen den Arsch bis zur Wirbelsäule auf. Ein verlorener Feuerstein? Das wären hundert Peitschenhiebe gewesen. Aber beim nächsten Mal gibt es tausend! Und zwar harte, wirklich harte. Sie werden blutige Knochen haben, Junge, blutig geschlagene Knochen, und wer wird sich dann um Ihre Mrs Bickerstaff kümmern? Wer? Sagen Sie mir das. Also lassen Sie Ihre dreckigen Hände von ihr. Überlassen Sie sie mir, Sharpie.« Er grinste lüstern, doch immer noch weigerte sich der jüngere Mann, sich provozieren zu lassen, und Hakeswill gab den Versuch schließlich auf. »Dieser Säbel ist ein paar Guineen wert«, sagte der Sergeant, als er sich zurückzog. »Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet, Sharpie.«
    Sharpe fluchte lautlos, als Hakeswill ihm den Rücken zuwandte. Dann drehte er sich um, weil eine Frau zwischen dem Haufen der Leichen nach ihm rief, der auseinander gezogen und durchsucht wurde. Mary Bickerstaff half bei der Arbeit.
    Er ging zu ihr, und wie immer war er von der Schönheit der jungen Frau entzückt. Sie hatte schwarzes Haar, ein schmales Gesicht und dunkle große Augen, die vor Schalk funkeln konnten. Jetzt blickten sie jedoch besorgt.
    »Was hat Hakeswill gewollt?«, fragte sie.
    »Dich.«
    Sie spuckte aus und duckte sich wieder zu dem Gefallenen, den sie durchsuchte. »Er kann dir nichts tun, Richard«, sagte sie. »Nicht, wenn du deine Pflicht tust.«
    »So ist die Armee nicht, und das weißt du.«
    »Du musst nur clever sein«, beharrte Mary.
    Sie war eine Soldatentochter, die in den Kasernen von Kalkutta aufgewachsen war. Ihre dunkle indische Schönheit hatte sie von ihrer Mutter geerbt, und durch ihren Vater hatte sie das Soldatenleben kennen gelernt. Er war Pionier-Sergeant in der Garnison des alten Forts gewesen, bevor er und seine eingeborene Frau an Cholera gestorben waren. Marys Vater hatte immer behauptet, dass sie hübsch genug sei, um einen Offizier zu heiraten und in der Welt aufzusteigen, aber kein Offizier würde ein Halbblut heiraten, jedenfalls keiner, der an seine Beförderung dachte, und so hatte Mary nach dem Tod ihrer Eltern Sergeant Jem Bickerstaff vom 33. Regiment geheiratet. Jem war ein guter Mann gewesen, jedoch am Fieber gestorben, kurz nachdem die Armee Madras verlassen hatte, um zum Maisur-Plateau zu marschieren, und Mary war jetzt mit zweiundzwanzig Waise und Witwe. Und sie kannte sich mit der Armee aus.
    »Wenn du zum Sergeant befördert wirst«, sagte sie jetzt, »dann kann Hakeswill dich nicht anrühren.«
    Sharpe lachte. »Ich? Ein Sergeant? Nie und nimmer, Mädchen. Ich habe es mal zum Corporal geschafft, aber das währte nicht lange.«
    »Du kannst ein Sergeant sein«,

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