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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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stieg über einen Gefallenen hinweg, um dem Sergeant seinen neuen Säbel zu zeigen.
    »Was soll ich sehen, Sir?«
    »Die verdammte Klinge kommt aus Birmingham! Können Sie das glauben? Birmingham! Es steht auf der Klinge, sehen Sie? ›Made in Birmingham‹.«
    Hakeswill betrachtete pflichtgetreu die Aufschrift an der Klinge und betastete dann den Knauf des Säbels, der mit einem Ring von sieben kleinen Rubinen besetzt war.
    »Sieht wie Glas für mich aus, Sir«, sagte er wegwerfend und hoffte, er könnte Fitzgerald irgendwie überreden, ihm den Säbel zu überlassen.
    »Blödsinn!«, sagte Fitzgerald vergnügt. »Beste Rubine! Vielleicht ein bisschen klein, aber ich bezweifle, dass es den Ladys etwas ausmachen wird. Sieben Klunker? Das reicht für eine Woche Sünde, Sergeant. Es war es wert, den Schurken dafür zu töten.«
    Wenn du ihn überhaupt getötet hast, dachte Hakeswill verdrossen, während er den überschwänglichen Ensign stehen ließ und davonging. Wahrscheinlicher hast du ihn nur vom Boden aufgesammelt. Und Fitzgerald hatte recht: Für sieben Rubine, selbst kleine, würde man viele von Naigs Freudenmädchen kaufen können.
    Naig war ein Händler aus Madras, einer der vielen, die mit der Armee reisten, und er hatte sein fahrendes Bordell mitgebracht. Es war ein teures Bordell, nur für Offiziere oder mindestens für diejenigen, die den Preis eines Offiziers zahlen konnten, und das brachte Hakeswill auf den Gedanken an Mary Bickerstaff. Mrs Mary Bickerstaff. Sie war halb Inderin, halb Britin, und das machte sie wertvoll. Sehr wertvoll. Die meisten der Frauen, die der Armee folgten, waren dunkel wie der Hades, und während Obadiah Hakeswill nichts gegen dunkle Haut bei Frauen hatte, vermisste er es, weißes Fleisch zu berühren. So ging es vielen der Offiziere, und so war eine Guinee oder zwei mit der Erfüllung dieser Wünsche zu verdienen. Naig würde gut für eine Haut zahlen, die so blass wie die von Mary Bickerstaff war.
    Mary Bickerstaff war eine seltene Schönheit. Wie eine schöne Blume unter einer Horde widerlicher, hässlicher Weiber.
    Hakeswill beobachtete eine Gruppe der Bataillonsfrauen, die sich an der Plünderung beteiligten, und erschauerte beim Anblick ihrer Hässlichkeit. Ungefähr zwei Drittel der Frauen waren bibbis , Inderinnen, und die meisten davon waren, wie Hakeswill wusste, nicht ordentlich mit der Erlaubnis des Colonels verheiratet, während der Rest diejenigen glücklichen britischen Frauen waren, welche die brutale Lotterie gewonnen hatten, die in der Nacht, bevor das Bataillon in England abgesegelt war, stattgefunden hatte.
    Die Frauen waren in einem Kasernenraum versammelt, Zettel mit ihren Namen waren in zehn Hüte – einen für jede Kompanie – gelegt worden, und die ersten zehn Namen, die aus jedem der Hüte gezogen wurden, durften ihre Ehemänner begleiten. Der Rest musste in Britannien bleiben, und was aus ihnen wurde, war jedem klar. Die meisten wandten sich an die Kirche, doch die Kirchen wollten keine Soldatenfrauen beköstigen, und so waren sie höchstwahrscheinlich gezwungen, Huren zu werden. Die meisten davon Huren am Kasernentor, denn für die meisten von ihnen kam bei dem hässlichen Aussehen nichts Besseres in Frage. Doch ein paar, wenige kostbare, waren hübsch, und keine war hübscher als Sergeant Bickerstaffs Witwe und dazu halb Inderin und halb Engländerin.
    Die Frauen schwärmten bei den gefallenen und sterbenden Männern von Maisur aus. Sie waren beim Plündern der Toten tüchtiger als ihre Männer, denn die neigten dazu, sich zu beeilen und die Verstecke zu übersehen, in denen ein Soldat sein Geld verbarg.
    Hakeswill beobachtete, wie Flora Placket die Leiche eines großen Tigermannes entkleidete, dessen Kehle bis zum Rückgrat vom Säbel eines Kavalleristen aufgeschlitzt worden war. Sie beeilte sich nicht, ging methodisch vor, suchte sorgfältig in jedem Kleidungsstück und gab die Sachen dann einem ihrer zwei Kinder zum Falten und Stapeln.
    Hakeswill akzeptierte Flora Placket, denn sie war eine große und ruhige Frau, die gut für ihren Mann sorgte und kein Theater wegen der Strapazen eines Feldzugs machte. Sie war auch eine gute Mutter, und deshalb machte es Obadiah Hakeswill nichts aus, dass sie potthässlich war. Mütter waren etwas Heiliges. Bei Müttern erwartete man nicht, dass sie hübsch waren. Mütter waren Obadiah Hakeswills Schutzengel, und Flora Placket erinnerte Obadiah an seine eigene Mutter, die einzige Person in seinem Leben, die

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