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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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verzweifelt mit der Hand, doch es langweilte die Lanzenreiter. Sie konzentrierten sich auf Sharpe, der von ihren Lanzenspitzen zurückgewichen war. Er schlug die zweite Lanze zur Seite, dann trieb ein dritter Mann sein Pferd an und versuchte seine Lanze in Sharpes Bauch zu stoßen.
    Sharpe schaffte es fast, dem Hieb zu entgehen, doch statt sich in seinen Bauch zu bohren, schrammte die Klinge durch die Haut an seiner Hüfte, durch den Rock und bohrte sich in den Baum hinter ihm. Der Lanzenreiter ließ die Lanze in der Buche stecken und zog sein Pferd herum.
    Sharpe war mit dem Rock an den Baum gespießt, und sein Rücken, der an den Stamm gezwungen war, schmerzte unerträglich. Er versuchte, die Lanze aus dem Baumstamm zu zerren, doch der Blutverlust hatte ihn so sehr geschwächt, dass ihm die Kraft fehlte und die Lanze sich nicht bewegte.
    Dann gab ein anderer Lanzenreiter seinem Pferd die Sporen und zielte mit der Lanzenspitze auf Sharpes Augen.
    Mary schrie wie von Sinnen.
    Die Lanzenspitze verharrte einen Zoll von Sharpes linkem Augapfel entfernt. Der Lanzenreiter schaute zu Mary, schnitt eine Grimasse, als er ihre Verfassung sah, und sagte dann etwas.
    Mary antwortete.
    Der Lanzenreiter, offenbar ein Offizier, blickte wieder zu Sharpe und schien sich zu fragen, ob er ihn töten oder verschonen sollte. Schließlich grinste er, neigte sich hinab und riss die Lanze, die Sharpes Rock festgespießt hatte, aus dem Baumstamm.
    Sharpe fluchte unflätig und brach am Baumstamm zusammen.
    Es waren ein Dutzend Reiter, und jetzt versammelten sich alle um die vermeintlichen Deserteure. Zwei von Tippus Männern hielten ihre scharfen Lanzenklingen an Lawfords Nacken, während der Offizier mit Mary sprach. Sie antwortete trotzig, und für Sharpe, der sich auf die Beine mühte, schien sich der Wortwechsel lange hinzuziehen und unfreundlich zu sein.
    Ebenso unfreundlich wirkten die Lanzenreiter. Es waren prächtig aussehende Männer, und Sharpe bemerkte trotz seiner Schmerzen, wie gut sie ihre Waffen gepflegt hatten. Es war kein Rost an den Lanzenspitzen, und die Schäfte waren geölt.
    Mary stritt mit dem Offizier, und er schien ihr Flehen zu ignorieren, doch schließlich ließ er sich erweichen, denn Mary drehte sich um und blickte zu Lawford.
    »Er will wissen, ob ihr bereit seid, in Tippus Truppe zu dienen«, sagte sie dem Lieutenant.
    Die Lanzenspitzen kitzelten Lawfords Nacken, und als Rekrutierungs-Gerät wirkten sie Wunder. Der Lieutenant nickte begierig.
    »Selbstverständlich! Das ist genau das, was wir wollen! Wir melden uns freiwillig! Sag ihm, dass wir bereit sind, Tippu zu dienen! Wir beide! Lang lebe Tippu!«
    Der Offizier brauchte die begeisterte Antwort nicht übersetzen zu lassen. Er lächelte und befahl seinen Lanzenreitern, ihre Waffen vom Nacken des Rotrocks zu nehmen.
    Und so schloss sich Sharpe der feindlichen Armee an.
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KAPITEL 5
 
    Sharpe war erschöpft und der Verzweiflung nahe, als er die Stadt erreichte. Die Lanzenreiter hatten die drei vermeintlichen Deserteure in unerbittlichem Tempo westwärts getrieben, und keiner hatte ihm angeboten, auf ein Pferd zu steigen. Das Trio war zu Fuß gegangen, und als Sharpe durch die Furt gestolpert war, die sie südlich des Kaveri zu der Insel brachte, auf der Seringapatam erbaut war, brannte sein Rücken, als stünde er in Flammen.
    Die Stadt selbst lag immer noch eine Meile weiter im Westen, doch die gesamte Insel war von neuen Feldschanzen umgeben, in denen sich Tausende von Flüchtlingen versammelt hatten. Die Flüchtlinge hatten ihr Vieh mitgebracht, gehorsam gegen Tippu, der befohlen hatte, dass der vorrückenden britischen Armee alle Nahrungsmittel verweigert werden sollten.
    Eine halbe Meile von der Stadtmauer entfernt war eine zweite Feldschanze ausgehoben worden, um ein ausgedehntes Lager von Ziegelsteinhütten mit Strohdach zu schützen, in denen Tausende der Infanteristen und Kavalleristen des Sultans wohnten. Keiner der Soldaten war müßig. Einige exerzierten, andere erhöhten die Mauer um das Lager, und ein paar feuerten mit ihren Musketen auf Ziele von Strohpuppen, die gegen die Mauer der Stadt gelehnt waren. Die Strohpuppen waren allesamt mit behelfsmäßigen roten Röcken bekleidet, und Lawford sah entgeistert, dass die Strohpuppen von den Schüssen umgeworfen wurden oder die Kugeln große Stücke aus den mit Stroh ausgestopften Oberkörpern

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