Sharpes Flucht
Verzeihung, Miss. Er feuert es nicht gern ab, es hat zu viel Kraft. Gott weiß, warum er es behält. Vielleicht um seine Frau zu erschrecken.« Er sah sich nach Vicente um. »Bist du bereit? Lass uns diese verdammten Lebensmittel finden, dann kannst du das deinem Colonel berichten. Das sollte dir ein paar Punkte bei ihm eintragen.«
Francisco war nervös, als er sie aus der Taverne hinaus und in eine Gasse mit Stufen führte. Bevor er in der Taverne eingetroffen war, hatte er in der Stadt herumgefragt, ob irgendwer zwei Männer in grünen Uniformen gesehen hatte, die mit Professor Vicentes Sohn zusammen waren, und es hatte nicht lange gedauert, bis er herausfand, dass sie in den »Drei Kühen« eingekehrt waren. Ferragus würde zufrieden sein. »Hier ist es, senhor «, sagte Francisco zu Vicente und wies über die Straße auf eine große Doppeltür in einer nackten Steinmauer.
»Warum informiere ich nicht einfach meinen Colonel?«, schlug Vicente vor.
»Weil du, falls wir zurückkommen und feststellen, dass dieser Bastard – Verzeihung, Miss – uns angelogen hat, wie ein Idiot dastehst. Nein, wir werfen einen Blick hinein, dann gehst du zu deinem Colonel, und wir bringen Miss Fry hinunter zum Bataillon.«
Die Tür war mit einem Sicherheitsschloss versperrt. »Schießen wir es auf?«, schlug Vicente vor.
»Damit verbiegst du nur den Mechanismus«, erwiderte Sharpe, »was es noch schwerer macht.« Er wühlte in seinem Proviantbeutel, bis er fand, was er suchte. Es waren Dietriche. Seit er ein Kind war, trug er sie mit sich herum, und jetzt wählte er einen der gebogenen Hebel aus und trat vor das Schloss.
Vicente war fassungslos. »Du weißt, wie man so etwas macht?«
»Ich war mal ein Dieb«, sagte Sharpe. »Habe mir auf die Art meinen Lebensunterhalt verdient.« Er sah das Entsetzen auf Sarahs Gesicht. »Ja, ein Offizier und Gentleman war ich nicht immer«, erzählte er ihr.
»Aber Sie sind es jetzt?«, fragte sie ängstlich.
»Er ist ein Offizier«, antwortete Harper. »Ein Offizier ist er ganz gewiss.« Er schnallte die Salvenbüchse ab und spannte sie. Dann blickte er die Straße hinauf und hinunter, aber niemand schien Interesse an ihnen zu zeigen. Ein Ladeninhaber lud Kleider auf einen Handkarren, eine Frau schrie zwei Kinder an, und eine kleine Gruppe von Leuten kämpfte sich mit Taschen, Kisten, Hunden, Ziegen und Kühen bergab dem Fluss entgegen.
Das Schloss klickte, und Sharpe zog es aus seiner Fassung. Ehe er die Tür öffnete, nahm er sein Gewehr von der Schulter und spannte es. »Schnapp dir Francisco«, sagte er zu Harper, »denn wenn hier drinnen nichts ist, erschieße ich den Bastard. Verzeihung, Miss.«
Francisco versuchte sich zu befreien, aber Harper hielt ihn fest, während Sharpe eines der riesigen Tore aufzerrte. Er durchquerte es und trat in den finsteren Raum, suchte nach einer Bewegung, konnte aber keine entdecken, und als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er die Kisten, Fässer und Säcke, die sich bis zu den Balken und Sparren des hohen Dachs stapelten. »Jesus Christus!«, stieß er verblüfft heraus. »Verzeihung, Miss.«
»Blasphemie«, bemerkte Sarah, die auf die gewaltigen Stapel starrte, »ist noch schlimmer als Fluchen.«
»Ich werde versuchen, mir das zu merken, Miss«, sagte Sharpe. »Das werde ich wirklich tun. Allmächtiger Herrgott im Himmel. Seht euch das an!«
»Sind es Lebensmittel?«, fragte Vicente.
»Dem Geruch nach ja«, antwortete Sharpe. Er sicherte sein Gewehr, hängte es sich wieder um und zog seinen Degen, den er in einen der Säcke bohrte. Getreide rieselte heraus. »Jesus würde weinen. Verzeihung, Miss.« Er steckte den Degen in die Scheide zurück und sah sich in dem riesigen Raum um. »Tonnen von Lebensmitteln.«
»Spielt das eine Rolle?«, fragte Sarah.
»O ja, das spielt eine Rolle«, sagte Sharpe. »Ein Heer kann nicht kämpfen, wenn es nichts zu essen bekommt. Der Trick bei diesem Feldzug besteht darin, die Froschfresser nach Süden marschieren zu lassen, sie dann vor Lissabon aufzuhalten und zuzusehen, wie sie allmählich Hunger bekommen. Diese verdammten Haufen könnten sie wochenlang am Leben erhalten.«
Harper hatte Francisco losgelassen, der zurückwich und plötzlich hinaus auf die Straße rannte. Harper, der fassungslos vor den Stapeln von Lebensmitteln stand, bemerkte es nicht. Sharpe, Vicente und Sarah gingen den mittleren Gang hinunter und blickten verblüfft an den Lebensmitteln hinauf. Die Vorräte waren
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