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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Miss. Er wird dafür sorgen, dass für Sie alles in Ordnung kommt.«
    »Warum hat Ferragus Sie eingeschlossen?«, fragte Sharpe.
    Sarah errötete und senkte ihren Blick auf die Tischplatte. »Er …«, begann sie, wusste aber nicht, wie sie den Satz beenden sollte.
    »Hatte vor?«, fragte Sharpe, der nur zu genau wusste, was auszusprechen ihr so heftig widerstrebte. »Oder hat er es getan?«
    »Er hatte es vor«, antwortete sie mit leiser Stimme, dann gewann sie ihre Haltung zurück und blickte zu ihm auf. »Er hat gesagt, er würde mich in Marokko verkaufen. Er hat gesagt, dort würde man eine Menge Geld ausgeben für …« Ihre Stimme verebbte.
    »Der Bastard kann sich auf eine verdammte Überraschung gefasst machen«, sagte Sharpe. »Verzeihung, Miss. Schon wieder üble Worte. Wir haben jetzt Folgendes vor: Wir suchen ihn, nehmen ihm sein Geld ab und geben es Ihnen. Alles ganz einfach, oder?« Er grinste sie an.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, es kommt alles in Ordnung für Sie«, bemerkte Harper, als wäre die Tat bereits vollbracht.
    Vicente hatte sich an dem Gespräch nicht beteiligt, denn ein großer Mann hatte die Taverne betreten und sich neben den portugiesischen Offizier gesetzt. Die beiden hatten miteinander gesprochen, und jetzt wandte sich Vicente mit besorgter Miene an Sharpe. »Dieser Mann heißt Francisco«, sagte er, »und er hat mir erzählt, es gäbe hier ein Lagerhaus voller Lebensmittel. Es ist verschlossen und verborgen. Der Mann, dem es gehört, hat vor, alles an die Franzosen zu verkaufen.«
    Sharpe betrachtete Francisco. Eine Ratte, dachte er, eine Kanalratte. »Was will Francisco?«, fragte er.
    »Will?« Vicente verstand die Frage nicht.
    »Was will er von uns, Jorge? Warum erzählt er uns das?«
    Ein kurzer Wortwechsel auf Portugiesisch folgte. »Er sagt, er will nicht, dass die Franzosen die Lebensmittel bekommen«, übersetzte Vicente.
    »Er ist also ein Patriot, ja?«, fragte Sharpe skeptisch. »Und wie kommt es, dass er von diesen Lebensmitteln weiß?«
    »Er hat geholfen, sie auszuliefern. Er ist – wie heißt das bei euch? – ein Mann mit einem Wagen.«
    »Ein Fuhrmann«, sagte Sharpe. »Er ist also ein patriotischer Fuhrmann.«
    Ein weiterer kurzer Wortwechsel folgte, ehe Vicente die Übersetzung lieferte. »Er sagt, der Mann hat ihn nicht bezahlt.«
    Das ergab für Sharpe schon wesentlich mehr Sinn. Möglicherweise war dieser Francisco wirklich ein Patriot, doch Rache war ein wesentlich glaubhafteres Motiv. »Aber warum erzählt er es gerade uns?«, fragte er.
    »Warum uns?« Erneut schien Vicente verwirrt.
    »Es befinden sich mindestens tausend Soldaten unten am Kai«, erklärte Sharpe, »und durch die Stadt marschieren noch mehr. Warum kommt er also ausgerechnet zu uns?«
    »Er hat mich erkannt«, sagte Vicente. »Er ist hier aufgewachsen, genau wie ich.«
    Sharpe nippte an seinem Wein und musterte Francisco, der so zwielichtig wie nur denkbar wirkte, aber die ganze Geschichte ergab einen Sinn, wenn er wirklich um sein Geld betrogen worden war. »Wer ist der Mann, der diese Lebensmittel hortet?«
    Wieder folgte ein Wortwechsel. »Er sagt, der Name des Mannes ist Manuel Lopez«, berichtete Vicente. »Ich habe noch nie von ihm gehört.«
    »Schade, dass es nicht der verdammte Ferragus ist«, sagte Sharpe. »Verzeihung, Miss. Und wie weit ist dieses Lagerhaus entfernt?«
    »Zwei Minuten«, sagte Vicente.
    »Wenn dort so viel lagert, wie er sagt«, bemerkte Sharpe, »dann werden wir ein Bataillon hinaufschicken müssen, aber wir sehen uns das Zeug besser erst einmal an.« Er nickte in Richtung von Harpers Salvenbüchse. »Ist dein Spielzeug geladen?«
    »Das ist es, Sir. Schussfertig ist es aber nicht.«
    »Mach es schussfertig, Pat. Falls Mister Lopez uns nicht mag, werden wir ihn beruhigen müssen.« Er gab Vicente ein paar Münzen für den Wein und das Essen, und der portugiesische Offizier bezahlte, während Francisco zusah, wie Harper die Salvenbüchse schussfertig machte. Die Waffe schien Francisco Furcht einzujagen, was nicht weiter verwunderlich war, da sie wirklich gefährlich wirkte.
    »Ich brauche ein paar Kugeln dafür«, sagte Harper.
    »Wie viele hast du?«
    »Nach dieser Ladung?« Harper betastete seine Hose, dann senkte er das Zündschloss sorgfältig, um die Waffe zu sichern. »Dreiundzwanzig.«
    »Ich klaue ein paar von Lawford«, sagte Sharpe. »Seine verdammte riesige Reiterpistole braucht Halb-Zoll-Kugeln, und er feuert das verdammte Ding sowieso nie ab.

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