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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Nerven.
    Er hatte den Befehl erhalten, Vorräte für drei Wochen mit der Armee mitzuführen, und in den Depots in Spanien hatten solche Vorräte auch existiert, aber es gab nicht einmal annähernd genug Packpferde, um eine solche Menge zu schleppen, und auch wenn Masséna widerstrebend die Artillerie einer jeden Division von zwölf auf acht Geschütze reduziert und die Pferde freigegeben hatte, um statt der Kanonen Wagen zu ziehen, war es Poquelin dennoch nur möglich gewesen, die Armee für eine einzige Woche mit Vorräten zu versorgen. Dann hatte sich der Hunger breitgemacht. Dragoner und Husaren wurden meilenweit von der Armee entfernt auf die Suche nach Essbarem geschickt, und jede dieser Expeditionen hatte die Pferde erschöpft, und die Kavallerie beklagte sich bei ihm, weil es keine Ersatz-Hufeisen gab. Außerdem kamen jedes Mal einige Kavalleristen dabei ums Leben, weil die portugiesischen Bauern ihnen in Hinterhalten in den Bergen auflauerten. Es schien keine Rolle zu spielen, wie viele von diesen Bauern aufgehängt oder erschossen wurden, denn es tauchten immer neue auf, um den Suchtruppen zuzusetzen, was zur Folge hatte, dass noch mehr Reiter ausgeschickt werden mussten, um die Suchenden zu beschützen. Und wieder wurden mehr Hufeisen benötigt, und es gab doch keine Hufeisen, und wer bekam die Schuld? Poquelin. Nur äußerst selten fanden die Suchtruppen etwas zum Essen, und wenn sie es taten, aßen sie das meiste für gewöhnlich selbst, und auch dafür beschuldigte man Poquelin. Er hatte angefangen, sich zu wünschen, er hätte auf den tränenreichen Rat seiner Mutter gehört und wäre Priester geworden. Alles wäre besser, als einer Armee zu dienen, die an einem leeren Euter saugte und ihn dafür der mangelnden Effizienz bezichtigte.
    Aber nun war das Wunder geschehen. Aus heiterem Himmel. Poquelins Probleme waren gelöst.
    Dort gab es Essen! Berge von Essen! Ferragus, ein übellauniger portugiesischer Händler, der Poquelin vor Angst schaudern ließ, hatte ihnen ein Lagerhaus geliefert, das bis oben hin voller Vorräte steckte wie ein Depot in Frankreich. Da gab es Hafer, Weizen, Reis, Zwieback, Rum, Käse, Mais, getrockneten Fisch, Zitronen, Bohnen, gesalzenes Fleisch, genug, um die Armee einen Monat lang zu verpflegen! Und andere wertvolle Güter gab es ebenfalls. Es gab Fässer voll Lampenöl, Rollen mit Bindfäden, Kisten mit Hufeisen, stapelweise Kerzen und Stoffballen. Nichts davon war so lebenswichtig wie Essbares, aber erfreulich waren die Sachen dennoch, denn die Lebensmittel würde Poquelin verteilen, die anderen Dinge konnte er zu seiner eigenen Bereicherung verkaufen.
    Er untersuchte das Lagerhaus, gefolgt von einem Trio von Fourriers – Quartiermeister im Rang eines Feldwebels –, die eine Liste der Lebensmittel, die Ferragus verkaufte, anlegten. Es war unmöglich, alles aufzulisten, denn die Lebensmittel waren gestapelt, und man würde einen kompletten Trupp Männer brauchen, um die Stapel abzutragen. Aber Poquelin war ein gründlicher Mann, also wies er die Fourriers an, Getreidesäcke von oben herunterzuholen, um sicherzustellen, dass die Mitte des Stapels nicht mit Sandsäcken aufgefüllt worden war. Dasselbe wiederholte er mit einigen Fässern Salzfleisch, und beide Male konnte er sich davon überzeugen, dass alles in Ordnung war. Und während die geschätzten Lebensmittelmengen wuchsen, hob sich Poquelins Stimmung. Es gab sogar zwei Wagen in diesem Lagerhaus, und für eine Armee, bei der die Transportmittel auf Rädern knapp waren, stellten die Wagen einen beinahe ebenso großen Wert dar wie die Lebensmittel.
    Dann begann er, sich Sorgen zu machen, und zwirbelte die ausgefransten Enden seines Schnurrbarts. Er hatte Lebensmittel, daher schienen die Probleme der Armee gelöst, aber wie üblich gab es eine Kakerlake in der Suppe. Wie sollten diese neuen Vorräte weggeschafft werden? Es würde nichts nützen, Rationen für mehrere Tage an die Soldaten auszugeben, denn sie würden sich alles innerhalb der ersten Stunde einverleiben und sich, kaum dass es Abend wurde, erneut über Hunger beklagen. Poquelin hatte viel zu wenig Pferde und Maultiere, um diese gewaltigen Mengen zu transportieren. Versuchen musste er es dennoch.
    »Durchsuchen Sie die Stadt nach Karren«, befahl er einem der Fourriers . »Karren aller Art. Handkarren, Schubkarren, egal was! Wir brauchen Männer, die die Karren bewegen. Treiben Sie Zivilisten zusammen, die sie schieben oder ziehen können.«
    »Das soll ich

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