Sharpes Flucht
Teile von Häusern. Jedes hat seine eigene Verwaltung, jedes Mitglied hat eine Stimme, und als ich Student war, haben sie …«
»Schon gut, Jorge, das erzählst du mir später«, sagte Sharpe. »Ich kann nur hoffen, dass die Häuser gegenüber des Lagerhauses auch repúblicas sind.« Er hätte nachsehen sollen, als sie dort gewesen waren, aber er hatte nicht dran gedacht. »Und was wir jetzt brauchen«, fuhr er fort, »sind Uniformen.«
»Uniformen?«, fragte Vicente.
»Französische Uniformen, Jorge. Dann können wir uns dem Karneval anschließen. Wie fühlst du dich?«
»Schwach.«
»Du kannst dich hier ein paar Minuten ausruhen«, sagte Sharpe, »während Pat und ich uns neue Kleider besorgen.«
Sharpe und Harper kletterten wieder hinunter in die Dachrinne und stiegen durch das offene Fenster in den verlassenen Dachboden.
»Meine Rippen tun mir verdammt weh«, sagte Sharpe, während er sich aufrichtete.
»Haben Sie sie verbunden?«, fragte Harper. »Sie werden nie besser, wenn Sie sie nicht verbinden.«
»Ich hatte keine Lust, den Todesengel zu besuchen«, brummte Sharpe. Der Todesengel war der Arzt des Bataillons, ein Schotte, dessen Behandlungsmethoden unter dem Namen letzte Ölung bekannt waren.
»Ich verbinde Ihnen die verdammten Dinger«, sagte Harper, »sobald wir eine Minute Zeit haben.« Er ging zum Eingang und lauschte auf Stimmen von unten. Sharpe folgte ihm die Stufen hinunter, die sie langsam hinter sich brachten, um nicht zu viel Lärm zu machen. Im nächsten Stockwerk begann ein Mädchen zu schreien. Abrupt hörte sie auf, als sei sie geschlagen worden, dann begann sie von Neuem. Harper erreichte den Absatz und bewegte sich auf die Tür zu, durch die die Schreie drangen.
»Kein Blut«, wisperte Sharpe ihm zu. Ein Uniformrock mit frischem Blut würde sie zu auffällig machen. Die Stimmen von Männern drangen aus dem unteren Stockwerk nach oben, aber sie schienen an dem Mädchen über ihnen kein Interesse zu haben. »Mach’s schnell«, sagte Sharpe und zwängte sich an dem Iren vorbei.
Sharpe warf die Tür auf und bewegte sich weiter. Er sah drei Männer in dem Raum. Zwei pressten das Mädchen auf den Boden, während der Dritte, ein großer Mann, der sich den Rock ausgezogen und die Hosen bis auf die Knöchel heruntergelassen hatte, gerade dabei war, auf die Knie zu gehen, als Sharpes Gewehrkolben seinen Schädel traf. Es war ein entsetzlicher Hieb, hart genug, um den Mann auf den nackten Leib des Mädchens zu werfen. Sharpe vermutete, der Mann müsse kampfunfähig sein, also zog er das Gewehr zurück und schlug den Mann zur Linken gegen den Kiefer. Er hörte den Knochen brechen und sah, wie sich der gesamte Kiefer zur Seite verdrehte. Er nahm an, dass der dritte Mann unter Harpers Schlag zu Boden gehen würde, und machte dem Mann mit dem gebrochenen Kiefer den Garaus, indem er ihm mit dem messingbeschlagenen Ende des Kolbens einen seitlichen Hieb gegen den Schädel versetzte. So, wie sich der Schlag anfühlte, hatte er dem Mann den Schädel zerschmettert. Dann wurde er von dem ersten Mann, der den Angriff irgendwie überlebt hatte, an den Beinen gepackt. Der Mann, der durch seine heruntergelassenen Hosen behindert war, krallte sich in Sharpes Oberschenkel und brachte ihn aus dem Gleichgewicht, dann fuhr der schwere Kolben der Salvenbüchse auf seinen Hinterkopf nieder, und er glitt stöhnend zu Boden. Harper gab ihm noch einen letzten Schlag als Souvenir mit auf den Weg.
Das Mädchen, das nackt war, starrte entsetzt zu ihnen auf und war im Begriff zu schreien, als Harper ihre Kleider zusammenraffte, dann aber legte er einen Finger auf seine Lippen. Sie hielt den Atem an und starrte zu ihm auf. Harper lächelte sie an und reichte ihr die Kleider. »Zieh dich an, Schätzchen«, sagte er.
»Inglês?«, fragte sie und zog sich das zerrissene Kleid über den Kopf.
Harper wirkte entsetzt. »Ich bin Ire, Liebchen«, sagte er.
»Zum Teufel, du Weiberheld«, sagte Sharpe. »Sieh zu, dass du diese Treppe hochkommst, und hol die beiden anderen runter.«
»Jawohl, Sir«, sagte Harper und machte sich auf den Weg zur Tür. Das Mädchen, das ihn gehen sah, stieß einen kurzen ängstlichen Schrei aus. Der Ire wandte sich um, zwinkerte ihr zu, und das Mädchen raffte ihre restlichen Sachen zusammen und folgte ihm.
Sharpe blieb mit den drei Männern zurück. Der große Mann, der so mächtige Schläge eingesteckt hatte, sah aus, als erhole er sich. Er hob den Kopf und tastete mit seiner schwieligen
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