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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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verdammter Monat. Und eine Woche habe ich bekommen.«
    »Ich bin sicher, die haben Sie nicht verschwendet«, bemerkte Hogan. Er war ein Ire, Captain der Königlichen Pioniere, dessen Durchtriebenheit ihn von seinen Pflichten als Ingenieur weggeführt hatte, sodass er nun Wellington diente, indem er jeden Fetzen Information über den Feind zusammentrug. Hogan musste Gerüchte durchsieben, die ihm von Hausierern, Händlern und Deserteuren zugetragen wurden, er musste jede einzelne Nachricht überprüfen, die von den Partisanen gesandt wurde, die die Franzosen auf beiden Seiten der Grenze zwischen Spanien und Portugal bedrängten, und er musste die Depeschen entziffern, die die Partisanen von französischen Kurieren abfingen und von denen manche noch mit Blut befleckt waren. Darüber hinaus war er ein alter Freund von Sharpe, einer, der den Schützen jetzt mit gerunzelter Stirn betrachtete.
    »Letzte Nacht kam ein Gentleman ins Hauptquartier«, sagte er, »um eine offizielle Beschwerde gegen Sie einzureichen. Er wollte den Peer sprechen, aber Wellington hat viel zu viel damit zu tun, diesen Krieg auszufechten, also wurde der Mann mir aufgehalst. Das war Ihr Glück.«
    »Ein Gentleman?«
    »Ich dehne den Begriff bis an seine äußersten Grenzen aus«, sagte Hogan. »Ferragus.«
    »Der Bastard.«
    »Uneheliche Geburt ist vermutlich das Einzige, dessen man ihn nicht beschuldigen kann«, bemerkte Hogan.
    »Was hat er also gesagt?«
    »Dass Sie ihn geschlagen haben«, antwortete Hogan.
    »Dann ist er also in der Lage, die Wahrheit zu sagen«, bekannte Sharpe.
    »Guter Gott, Richard!« Hogan musterte Sharpe. »Sie scheinen unverletzt. Und Sie haben ihn wirklich geschlagen?«
    »Flachgelegt habe ich den Bastard«, antwortete Sharpe. »Hat er Ihnen auch gesagt, warum?«
    »Nicht in Einzelheiten, aber das kann ich mir denken. Hatte er vor, Lebensmittel an den Feind zu verkaufen?«
    »Nahezu zwei Tonnen Mehl«, sagte Sharpe. »Und er hatte einen gottverdammten portugiesischen Offizier bei sich.«
    »Seinen Bruder«, sagte Hogan. »Major Ferreira.«
    »Seinen Bruder?«
    »Sie sehen sich nicht besonders ähnlich, was? Aber trotzdem, sie sind Brüder. Pedro Ferreira blieb zu Hause, ging zur Schule, schloss sich der Armee an, ging eine anständige Ehe ein und führt ein respektables Leben. Sein Bruder dagegen riss von zu Hause aus, um sein Heil in Missetaten zu suchen. Ferragus ist nur sein Spitzname, den er sich von irgendeinem legendären portugiesischen Riesen geborgt hat, der angeblich eine Haut hatte, die von keiner Klinge durchbohrt werden konnte. Nützlich so etwas. Aber sein Bruder ist nützlicher. Major Ferreira tut für die Portugiesen, was ich für den Peer tue, obwohl ich mir einbilde, er ist nicht ganz so effizient wie ich. Aber er hat Freunde im Hauptquartier der Franzosen.«
    »Freunde?« Sharpe klang skeptisch.
    »Mehr als nur eine Hand voll Portugiesen haben sich den Franzosen angeschlossen«, sagte Hogan. »Zum größten Teil handelt es sich dabei um Idealisten, die glauben, sie kämpften für Freiheit, Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und all diesen hohlen Unsinn. Major Ferreira schafft es irgendwie, mit ihnen in Verbindung zu bleiben, was verdammt nützlich ist. Was nun aber diesen Ferragus betrifft …« Hogan machte eine Pause und starrte den Hügel hinauf, wo ein Habicht über dem ausgedörrten Gras seine Kreise zog. »Unser Riese ist ein übler Geselle, Richard, übler als der geht es kaum noch. Wissen Sie, wo er Englisch gelernt hat?«
    »Woher soll ich das denn wissen?«
    »Er heuerte als Matrose auf einem Schiff an, nachdem er von zu Hause weggerannt war«, sagte Hogan und ignorierte Sharpes übellaunige Antwort. »Und dann hatte er das Pech, in die Royal Navy gepresst zu werden. Er hat das Englisch der unteren Decks gelernt, hat sich einen Ruf als brutalster Faustkämpfer der gesamten atlantischen Flotte erworben und ist dann auf den westindischen Inseln desertiert. Angeblich hat er auf einem Sklavenschiff angeheuert und ist dort Rang um Rang aufgestiegen. Jetzt bezeichnet er sich selbst als Händler, aber dass er mit irgendetwas Legalem handelt, glaube ich kaum.«
    »Mit Sklaven?«
    »Jetzt nicht mehr«, antwortete Hogan. »Aber damit hat er sein Vermögen gemacht. Er hat die armen Teufel von der Küste von Guinea nach Brasilien verschifft. Jetzt lebt er als reicher Mann in Coimbra, wo er sein Geld auf mysteriöse Weise vermehrt. Er ist ein ziemlich imposanter Kerl und nicht ohne Vorzüge, meinen Sie nicht

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