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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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bedeutete Sharpe und seinen Gefährten durch eine Geste, sich zum Heck des Schiffs zu begeben. »Willkommen auf der Squirrel «, sagte er. »Ich denke schon, dass wir für Tee sorgen können. Darf ich fragen, was Sie hier machen?«
    »Wir kommen aus Coimbra«, antwortete Sharpe. »Und Sie, Lieutenant?«
    »Wir sind hier, um die Froschfresser zu amüsieren«, sagte Davies. Er war ein sehr großer, sehr dünner junger Mann, der in einer schäbigen Uniform steckte. »Wir treiben mit der Flut stromaufwärts, töten jeden Froschfresser, der dumm genug ist, sich am Ufer blicken zu lassen, und dann treiben wir wieder zurück.«
    »Wo befinden wir uns?«
    »Drei Meilen nördlich von Alhandra. Dort treffen Ihre Linien auf den Fluss.« An einem Niedergang blieb er stehen. »Dort unten gibt es eine Kabine«, sagte er. »Die Damen dürfen sie gern benutzen, auch wenn ich sagen muss, dass sie verdammt wenig hermacht. Und feucht ist sie auch.«
    Sharpe stellte Sarah und Joana vor, die sich beide entschieden, am Heck zu bleiben, das von einer riesigen Ruderpinne überragt wurde. Die Squirrel hatte kein Steuerrad, und ihr Quarterdeck war lediglich der hintere Teil des Hauptdecks, das von Seeleuten überfüllt war. Davies erklärte, dass es sich bei dem Schiff um ein Küstenwachboot mit zwölf Geschützen handelte. Zwar konnte es leicht von sechs oder sieben Mann gesteuert werden, es benötigte jedoch eine Crew von vierzig Mann, um die Geschütze zu bedienen. »Und selbst dann sind wir noch knapp an Leuten«, beklagte er sich. »Wir können immer nur auf einer Seite die Kanonen abfeuern. Immerhin genügt die eine Seite für gewöhnlich. Sie wollen also Tee, ja?«
    »Und ein Rasiermesser leihen«, sagte Sharpe.
    »Und etwas zu essen«, murmelte Harper leise und blickte unschuldig zu dem Hauptsegel auf, das an einem massiven Mast befestigt war, an dessen Topp der Union Jack flatterte.
    »Tee, Rasiermesser, Frühstück«, zählte Davies auf. »Hören Sie auf, zu glotzen, Mister Braithwaite!« Dies galt einem Midshipman, der Joana und Sarah anstarrte und offenbar versuchte, zu entscheiden, ob er lieber dunkelhaarige oder blonde Frauen mochte. »Hören Sie auf zu glotzen, und sagen Sie Powell, dass wir ein Frühstück für fünf Gäste brauchen.«
    »Fünf Gäste, Sir! Aye, aye, Sir!«
    »Und dürfte ich Sie bitten, Ausschau nach einem weiteren Boot zu halten?«, wandte Sharpe sich an Davies. »Ich habe den Verdacht, dass uns fünf Kerle verfolgen, und ich möchte, dass sie aufgehalten werden.«
    »Das ist meine Aufgabe«, antwortete Davies. »Ich halte alles auf, was versucht, diesen Fluss hinunterzufahren. Miss Fry? Darf ich Ihnen einen Stuhl bringen? Ihnen und Ihrer Gefährtin?«
    Das Frühstück wurde an Deck serviert. Es gab dicke, weiße Porzellanteller gefüllt mit Schinken, Brot und fettigen Eiern, und anschließend machte Sharpe die Klinge von Davies’ Rasiermesser stumpf, indem er sich die Stoppeln vom Kinn rasierte. Davies’ Bursche hatte seinen grünen Rock ausgebürstet, ihm die Stiefel poliert und die Metallscheide seines Degens geputzt. Er lehnte sich an die Reling und verspürte eine Woge der Erleichterung, weil die Reise zu Ende war. In ein paar Stunden, so dachte er, würde er wieder bei seinem Bataillon sein, und das verdarb ihm die gute Laune, denn er nahm an, dass er dort weiterhin Lawfords Missfallen ausgesetzt sein würde.
    Der Nebel hatte sich zu Schwaden gelichtet, und die Flut ließ nach. Sie wirbelte an der Squirrel vorüber, die an Bug und Heck verankert war, sodass ihre Breitseite flussaufwärts wies. Am westlichen Ufer konnte Sharpe eine Reihe von Inseln erkennen. Stromabwärts, hinter einer breiten Biegung und durch die wogenden Schwaden des Nebels gerade noch erkennbar, sah er hingegen die Masten eines weiteren Schiffs. Es handelte sich um eine ganze Flotte von Kanonenbooten, erklärte ihm Davies, sie waren hier postiert, um die Flanke der Verteidigungslinien zu schützen. Irgendwo in der Ferne feuerte eine Kanone, das Geräusch drang schwach durch die sich erwärmende Luft.
    »Es scheint zur Abwechslung mal wieder ein schöner Tag zu werden.« Davies lehnte sich neben Sharpe an die Reling. »Sofern der verdammte Nebel sich lichtet.«
    »Ich bin froh, den Regen los zu sein«, sagte Sharpe.
    »Regen ist mir lieber als Nebel«, erwiderte Davies. »Man kann keine Kanonen abfeuern, wenn man das verdammte Ziel nicht sieht.« Er blickte zum trüben Glimmen der Sonne auf, das sich den Weg durch den Nebel bahnte,

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