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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gehüllt. Die Gipfel der Hügel mit ihren Forts und Windmühlen lagen im hellen Sonnenlicht, doch die Täler waren verschleiert. Dennoch wagte er zu hoffen, dass das kleine Tal, das sich hinter dem nächststehenden Hügel befand, frei von Befestigungen war. Jeder Angriff das Tal hinauf würde natürlich aus der Höhe unter Beschuss genommen werden, sofern die Geschütze echt waren, aber wenn die Adler erst einmal durch die Schneise gebrochen und hinter den Hügel gelangt waren – was sollte sie dann noch aufhalten? Vielleicht versuchte Wellington ja, ihn zu täuschen? Vielleicht war bei diesen Befestigungen das meiste mehr Schein als Sein? Womöglich waren diese steinernen Mauern gar nicht richtig vermörtelt, die Kanonen Attrappen und die ganze sorgsam ausgearbeitete Verteidigungslinie lediglich eine Scharade, um den Feind von einem Angriff abzuhalten? Aber Masséna wusste, dass er angreifen musste. Vor ihm lag Lissabon mit seinen Vorräten, hinter ihm war nichts als wüstes Land, und wenn seine Armee nicht verhungern sollte, musste er vorrücken. Erneut wallte der Zorn in ihm auf, aber er unterdrückte ihn. Zorn war Luxus. Für den Moment, so wusste er, durfte er lediglich erhabene Zuversicht an den Tag legen, oder die pure Existenz dieser Verteidigungsanlagen würde seiner Armee den Mut rauben. »C’est une coquille d’œuf« , sagte er.
    »Eine was?«, fragte ein Adjutant, der glaubte, er habe sich verhört.
    »Une coquille d’œuf« , wiederholte Masséna, der noch immer durch das Fernglas blickte. Er hatte gesagt, es sei eine Eierschale. »Ein kleiner Stoß«, fuhr er fort, »und sie zerbricht.«
    Stille herrschte, mit Ausnahme des unterbrochenen Geschützfeuers, das von einem britischen Kanonenboot auf dem Fluss Tajo herrührte. Es lag etwa eine Meile östlich. Die Adjutanten und Generäle, die über Massénas Kopf hinwegblickten, kamen zu der Ansicht, dass es sich bei der Verteidigungslinie um eine höchst beeindruckende Eierschale handelte.
    »Sie haben die Hügelkämme befestigt«, erklärte Masséna. »Aber die Täler dazwischen haben sie vergessen, und das, meine Herren, bedeutet, dass wir sie aufbrechen können. Wir brechen sie auf wie eine Jungfrau.« Dieser Vergleich gefiel ihm besser als die Eierschale, weshalb er ihn wiederholte. »Wie eine Jungfrau«, sagte er begeistert, dann schob er das Glas zusammen und stand auf. »General Reynier?«
    »Sire?«
    »Sehen Sie dieses Tal?« Masséna wies über die neblige Ebene auf die Stelle, wo sich das kleine Tal hinter einen der befestigten Hügel schmiegte. »Schicken Sie Ihre leichten Truppen dorthin. Gehen Sie schnell, brechen Sie auf, bevor sich der Nebel verzieht. Erkunden Sie, wie es dort aussieht.« Er würde ein paar Männer verlieren, aber das wäre die Sache wert, wenn er dafür herausfand, dass das Tal den schwachen Punkt in Wellingtons Verteidigung darstellte, und dann konnte Masséna dieses Tal einnehmen und seine Jungfrau aufbrechen. Bei dem Gedanken musste Masséna glucksen, seine Laune hob sich, und er hielt das Fernglas einem Adjutanten hin, doch gerade in diesem Augenblick feuerte eine der dunklen Kanonen auf dem gegenüberliegenden Hügel, und die Kugel flog jaulend über das Tal hinweg, schlug zwanzig Schritte unterhalb von ihnen auf dem Hang auf und sprang über Massénas Kopf in die Höhe. Die Briten hatten ihn beobachtet und mussten zu dem Schluss gelangt sein, dass er schon zu lange an einer Stelle verharrte. Masséna nahm seinen Zweispitz ab, verbeugte sich vor dem Feind, um zu bekunden, dass er dessen Botschaft empfangen hatte, und ging dann zu dem Platz zurück, wo ihre Pferde warteten.
    Er würde angreifen.
    Major Ferreira hatte das nicht vorhergesehen. Er hatte geglaubt, dass das Boot, das sie südlich von Castelo Branco für viel zu viel Geld gekauft hatten, sie den ganzen Weg bis zu den Kais von Lissabon bringen würde, aber jetzt musste er feststellen, dass die britische Marine den Fluss blockierte. Das war nur die letzte in einer ganzen Reihe von Schwierigkeiten, die ihm auf seiner Reise begegnet waren. Eines der Maultiere hatte zu lahmen begonnen und ihr Tempo verlangsamt. Dann hatte es lange gedauert, ehe sich ein Mann finden ließ, der bereit war, ihnen ein verstecktes Boot zu verkaufen, und als sie endlich auf dem Fluss waren, hatten sie sich auch noch in einem Fischernetz verfangen, was sie über eine Stunde aufgehalten hatte. Am nächsten Morgen hatten ein paar Franzosen auf der Suche nach Essbarem sie zu Zielübungen

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