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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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werden würden, und ein paar Sekunden später feuerte der erste Mann.
    Die Karabinerkugel platschte dicht vor dem Boot ins Wasser. Sharpe und Harper begannen, kräftiger zu rudern, und steuerten das Boot schräg von den Reitern weg auf das Südufer zu. Die Dragoner ritten voran, ein Dutzend oder mehr Reiter sprangen bei einem hölzernen Steg, der in den Fluss ragte, von den Pferden. »Sie bereiten sich vor, auf uns zu feuern«, warnte Vicente.
    Der Fluss machte eine Biegung durch das bewaldete Land, und am Südufer, ein paar hundert Schritte von den Dragonern entfernt, war ein riesiger Baum ins Wasser gefallen. Er lag dort halb im Wasser und halb draußen, und seine nackten, von der Sonne gebleichten Äste hingen in die Fluten. Sharpe drehte sich um, sah den Baum und riss hart an seinem linken Riemen, um darauf zuzuhalten. Die anderen Dragoner waren jetzt ebenfalls abgestiegen und eilten an den Rand des Flusses, wo sie niederknieten, zielten und feuerten. Die Kugeln sprangen über den Fluss, und eine schlug einen Splitter aus dem Dollbord des kleinen Boots.
    »Siehst du den Baum, Pat?«, rief Sharpe.
    Harper drehte sich um und grunzte bejahend, und dann pullten die beiden heftig, während eine weitere zerrissene Salve vom anderen Ufer herüberdonnerte. Der hohe Bug des Boots krachte in die toten Äste, die ins Wasser hingen. Eine Musketenkugel schlug in das tote Holz, und eine weitere Kugel peitschte über ihre Köpfe hinweg, während Vicente das Boot tiefer in das Gewirr der Äste zog. Solange sie ihre Köpfe unten hielten, konnten die Dragoner sie nun nicht mehr sehen und auch nicht treffen, aber das hielt die Franzosen nicht ab. Sie feuerten weiter, offenbar davon überzeugt, dass das Boot früher oder später wieder auftauchen musste.
    Vicente wurde als Erster des Wartens müde. Er stand auf und legte sein Gewehr über den Baum. »Ich muss herausfinden, ob ich ein Gewehr überhaupt noch abfeuern kann«, sagte er.
    »Deine linke Schulter wird dich nicht daran hindern«, sagte Sharpe.
    »Akkurat abfeuern, meinte ich«, sagte Vicente und zielte auf einen Mann zu Pferd, den er für einen Offizier hielt. Die Dragoner hatten ihn gesehen, aber fraglich blieb, ob sie auch seine Waffe gesehen hatten. Ein Wirbel von Schüssen krachte vom anderen Ufer herüber. Keine Kugel kam ihnen nahe. Sharpe spähte über den Stamm hinweg, er war gespannt, wie gut Vicente als Schütze war. Er hörte das Krachen des Gewehrs, dann sah er, wie der Dragoneroffizier heftig zurückzuckte und wie Blut spritzte. Der Mann fiel zur Seite.
    »Guter Schuss«, bemerkte Sharpe beeindruckt.
    »Ich habe den ganzen letzten Winter geübt«, sagte Vicente. Er konnte die Waffe recht gut abfeuern, aber beim Versuch, sie neu zu laden, schmerzte seine verwundete Schulter. »Wenn ich der Anführer einer Kompanie von Tiradores sein will, muss ich ja schließlich gut zielen können, oder?«
    »Ja«, sagte Sharpe, während eine Salve französischen Musketenfeuers durch die toten Äste rasselte.
    »Und ich habe jeden Wettbewerb gewonnen«, berichtete Vicente so bescheiden, wie er konnte. »Aber natürlich nur, weil ich so viel geübt habe.« Er schob eine neue Kugel in den Lauf und stand wieder auf. »Diesmal werde ich das Pferd töten«, sagte er.
    Auch das gelang ihm, und sowohl Sharpe als auch Harper feuerten Kugeln in die Gruppe der abgestiegenen Dragoner. Die Musketen antworteten mit einem wütenden Krachen von Schüssen, aber sie waren alle verschwendet. Einige schlugen in den Baum, andere wirbelten das Wasser des Flusses auf, aber die meisten zischten harmlos über sie hinweg. Vicente zuckte zusammen, als er nachlud, dann erschoss er völlig ruhig einen Mann, der bis zu den Knien im Fluss stand, weil er wohl hoffte, damit die Entfernung zu verringern. Endlich wurde den Dragonern klar, dass sie Idioten aus sich machten, indem sie Männern, die mit Gewehren schossen, so leichte Ziele boten. Sie rannten zu ihren Pferden zurück, stiegen auf und verschwanden zwischen den Bäumen.
    Sharpe beobachtete, wie die Reiter südlich durch die Waldung ritten, während er nachlud. »Sie werden weiter stromabwärts nach uns Ausschau halten«, sagte er.
    »Wenn sie nicht zu ihrer Armee zurückgehen«, hielt Harper dagegen.
    Vicente stand auf und spähte über den Baum, konnte aber keinen Feind mehr entdecken. »Ich glaube, sie werden am Fluss bleiben«, sagte er. »Zwischen hier und Coimbra werden sie nicht viel zu essen gefunden haben, also werden sie irgendwo eine Brücke

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