Sharpes Flucht
Derain fort, »aber wenn Sie vorher nachgeben, dann werden Sie natürlich am Leben bleiben. Wenn Sie mich zwingen, die Kanone einzusetzen, werde ich Ihnen keine weitere Chance bieten, sich zu ergeben, und ich werde auch keine Verantwortung für das Betragen meiner Männer übernehmen.«
»In meiner Armee«, sagte Bullen, »werden Offiziere dafür zur Verantwortung gezogen.«
»Ich danke täglich meinem Schöpfer dafür, dass ich nicht in Ihrer Armee bin«, sagte Derain geschmeidig, dann zog er den Hut vom Kopf und verbeugte sich wieder. »Fünf Minuten, Lieutenant. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.« Er drehte sich um und ging davon. Eine Menge von Voltigeuren und Chasseuren befand sich auf dem Weg, aber, was schlimmer war, Bullen konnte auf jeder Seite des Bauernhauses noch mehr von ihnen sehen. Wenn das Gehöft praktisch eine Insel inmitten der Marschen darstellte, dann gehörte sie eher den Franzosen als ihm. Unter den Augen der französischen Soldaten ging er zum Bauernhaus zurück.
»Was wollten sie von Ihnen, Lieutenant?« Es war der portugiesische Offizier, der diese Frage stellte.
»Dass wir uns ergeben, Sir.«
»Und wie lautete Ihre Antwort?«
»Nein«, sagte Bullen und hörte die Männer murmeln, doch ob sie ihm zustimmten oder ob sie über seine Entscheidung erschrocken waren, konnte er nicht ausmachen.
»Mein Name ist Major Ferreira«, sagte Ferreira und zog Bullen zur Feuerstelle, wo sie ein wenig für sich allein sein konnten. »Ich gehöre zum portugiesischen Stab. Es ist wichtig, dass ich unsere Linien erreiche, Lieutenant. Was ich von Ihnen verlange, und ich weiß, es wird Sie hart ankommen, ist, dass Sie mit den Franzosen verhandeln. Sagen Sie Ihnen, dass Sie sich ergeben.« Er hob die Hand, um Bullens Protest im Keim zu ersticken. »Aber sagen Sie ihnen auch, dass sie fünf Zivilisten bei sich haben und dass Ihre Bedingung für die Kapitulation lautet, das die Zivilisten unbehelligt gehen dürfen.«
»Fünf Zivilisten?«
»Ich werde vorgeben, einer zu sein«, sagte Ferreira leichthin. »Und sobald ich die französischen Linien passiert habe, werden Sie sich ergeben, und ich versichere Ihnen, dass Lord Wellington von Ihrem Opfer erfahren wird. Ich hege keinerlei Zweifel, dass Sie schon sehr bald ausgetauscht werden.«
»Aber meine Männer werden es nicht«, wandte Bullen kämpferisch ein.
Ferreira lächelte. »Ich erteile Ihnen einen Befehl, Lieutenant.« Er hielt inne, um seinen Uniformrock auszuziehen, nachdem er offenbar befunden hatte, dass sein militärischer Status ohne diesen gut genug verborgen wäre. Der große Zivilist mit dem erschreckenden Gesicht kam, um sich neben ihn zu stellen, und setzte seine Körpergröße als zusätzliches Mittel zur Überzeugung ein. Die übrigen Zivilisten standen dicht hinter ihm, sie trugen ihre Waffen und ihre schweren Taschen.
»Ich erkenne Sie wieder«, sagte Slingsby plötzlich von der Feuerstelle aus. Er zwinkerte Ferragus zu. »Sharpe hat Sie geschlagen.«
»Wer sind denn Sie?«, fragte Ferreira kalt.
»Ich habe hier das Kommando«, erwiderte Slingsby und versuchte, mit seinem Degen zu salutieren. Es gelang ihm aber lediglich, den Fensterrahmen zu treffen. »Captain Slingsby«, sagte er.
»Bis Captain Slingsby sich erholt hat, führe ich das Kommando«, sagte Bullen, der sich schämte, vor einem Fremden eingestehen zu müssen, dass sein befehlshabender Offizier betrunken war.
»Dann gehen Sie, Lieutenant.« Ferreira wies auf die Tür.
»Tun Sie, was er sagt«, forderte Slingsby ihn auf, der von dem Gespräch in Wahrheit jedoch nichts verstanden hatte.
»Es ist das Beste, zu tun, was er sagt«, murmelte Sergeant Read. Der Sergeant war kein Feigling, aber er war der Ansicht, wenn sie blieben, wo sie waren, baten sie den Tod praktisch zur Tür herein. »Die Froschfresser werden sich schon um uns kümmern.«
»Sie können mir keine Befehle erteilen«, forderte Bullen Ferreira heraus.
Der Major hielt den großen Mann, der mit einem Knurren vorgesprungen war, zurück. »Das ist richtig«, sagte Ferreira zu Bullen, »aber wenn wir uns nicht ergeben, Lieutenant, und wenn wir gefangen werden, dann werden wir später ausgetauscht, und ich werde Lord Wellington ein paar Dinge zu erzählen haben. Dinge, Lieutenant, die Ihre Chancen auf Beförderung nicht eben erhöhen.« Er hielt inne, dann senkte er die Stimme. »Diese Sache ist wichtig, Lieutenant.«
»Wichtig!«, echote Slingsby.
»Bei meiner Ehre«, sagte Ferreira feierlich,
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