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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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das Haus. Augenblicklich wurden Musketen abgefeuert, und die Fenster ihm gegenüber verschwanden im Rauch. »Jetzt!«, rief Sharpe, und Harper, Vicente, Sarah und Joana eilten um die Ecke und schlossen in dem Stall, der von uraltem Kuhdung verkrustet war, zu ihm auf.
    »Wer seid ihr?«, brüllte Sharpe in Richtung Bauernhaus, aber seine Stimme verlor sich im Lärm des unentwegten Musketenfeuers, das im Hof widerhallte, während die Kugeln donnernd aufschlugen. Wenn es überhaupt eine Antwort vom Haus gab, so konnte er sie nicht hören. Stattdessen tauchten zwei Franzosen am anderen Ende des Hofs zwischen den Hütten auf. Einen schoss Harper nieder, und der andere duckte sich gerade in dem Augenblick, als Vicentes Kugel einen Brocken Gestein aus der Mauer sprengte. Der Mann, den Harper niedergeschossen hatte, kroch beiseite, und Sharpe zielte mit dem Gewehr auf die Lücke zwischen den Gebäuden, wobei er damit rechnete, dass jeden Moment ein weiterer Voltigeur auftauchte.
    »Ich muss dieses Haus erreichen«, sagte Sharpe und spähte erneut über die Trennwand. Diesmal erahnte er im Fenster des Bauernhauses eine Gestalt, die er für einen Rotrock hielt. Auf der anderen Seite des Hofs befanden sich keine weiteren Voltigeure, und flüchtig spielte er mit dem Gedanken, zu bleiben, wo er war, und darauf zu hoffen, dass die Franzosen sie nicht entdeckten, aber irgendwann würden sie sie unvermeidlich finden. »Halte Ausschau nach verdammten Froschfressern«, sagte Sharpe zu Harper und wies über den Hof. »Und ich werde rennen wie der Teufel. Ich glaube, es sind Rotröcke in dem Haus, also muss ich es einfach bis zu den Kerlen schaffen.«
    Er spannte die Muskeln, bereitete sich darauf vor, den Kugelhagel auf dem Hof zu durchqueren, und dann hörte er das Hornsignal. Es ertönte noch ein zweites und ein drittes Mal, dann riefen Stimmen etwas auf Französisch, sie waren entsetzlich nahe, und das Feuer erstarb allmählich, bis Stille herrschte, von den Schüssen der Artillerie auf der Höhe und den explodierenden Granaten im Tal unterhalb des Gehöfts abgesehen.
    Sharpe wartete. Nichts bewegte sich, keine Muskete feuerte mehr. Er lief geduckt um die Trennwand herum bis zum nächsten Verschlag, und noch immer schoss niemand auf ihn. Vorsichtig richtete er sich auf und spähte hinüber zum Bauernhaus, konnte aber nichts sehen. Die anderen folgten ihm in die neue Box, dann bewegten sie sich von einem Rinderverschlag zum nächsten, und auch weiterhin fielen keine Schüsse.
    »Sir!«, rief Harper warnend, und Sharpe drehte sich um und entdeckte einen Franzosen, der sie von einem Schuppen auf der anderen Seite des Hofs aus beobachtete. Der Mann zielte nicht mit seiner Muskete auf sie, stattdessen winkte er ihnen, und Sharpe begriff, dass das Hornsignal zu einem Waffenstillstand gerufen haben musste. Ein Offizier tauchte neben dem französischen Soldaten auf und wies Sharpe und seine Gefährten an, in den Verschlag zurückzukehren. Sharpe zeigte ihm zwei Finger, dann rannte er zum nächsten Gebäude, das sich als gekachelte Milchkammer entpuppte. Er stieß die Tür auf und entdeckte zwei Franzosen, die sich umdrehten und ihre Musketen halb erhoben, ehe sie des Gewehrs gewahr wurden, das auf sie gerichtet war.
    »Wagen Sie verdammt noch mal nicht, auch nur daran zu denken«, sagte Sharpe. Er überquerte den gefliesten Boden und öffnete am anderen Ende eine Tür, die dem Bauernhaus am nächsten war. Vicente, Harper und die beiden Frauen folgten ihm in die Milchkammer, und Sarah sprach mit den beiden Franzosen, die jetzt zu Tode erschrocken wirkten.
    »Sie haben den Befehl, nicht zu schießen, bis das Hornsignal noch einmal ertönt«, sagte Sarah zu Sharpe.
    »Sag ihnen, dann sollen sie verdammt noch mal besser nicht feuern«, erwiderte Sharpe. Er spähte durch die Tür, um nachzusehen, wie viele Voltigeure sich zwischen der Milchkammer und dem Bauernhaus befanden, und konnte keine sehen. Als er jedoch um die Ecke sah, entdeckte er nur ein paar Yards entfernt eine ganze Horde. Sie hockten an der Seite, dann drehte sich einer von ihnen um und sah Sharpes Gesicht in der Tür der Milchkammer. Er nahm wohl an, Sharpe sei Franzose, denn er gähnte lediglich. Die Voltigeure taten nichts als warten. Ein paar Männer hatten sich sogar niedergelegt, und einer hatte sich seinen Tschako über die Augen gezogen, als hoffe er, ein paar Minuten schlafen zu können. Sharpe konnte keinen Offizier entdecken, war aber sicher, dass sich einer in der

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