Sharpes Flucht
berockten Infanterie auf und umrundete sie, während die Rotröcke mit ihren Bajonetten angriffen. Die Feinde wehrten sich, und Sharpe hörte den Lärm der Musketen, die krachend aufeinanderschlugen, das Kratzen der Klingen, die Flüche und Schreie der verwundeten Soldaten. Die gefallenen Feinde behinderten die Briten, aber sie stiegen über die toten Leiber hinweg und hackten mit ihren langen Klingen auf die Lebenden ein.
»Linien einhalten, Linien einhalten!«, bellte ein Sergeant. Hier und da hatten sich die Kompanien geteilt, weil eine Reihe die eine Gruppe Franzosen angriff und der Rest eine andere, und Sharpe sah, wie zwei französische Soldaten durch eine solche Lücke hindurchbrachen und nach oben strebten. Er lenkte sein Pferd auf sie zu und zog seinen Degen. Die beiden Männer hörten das helle Schaben, mit der die breite Klinge aus der Scheide glitt, warfen augenblicklich ihre Musketen von sich und streckten die Hände aus. Sharpe wies mit dem Degen den Hügel hinauf, um ihnen zu bedeuten, dass sie jetzt Gefangene waren und sich zu der Gruppe um die Standarte des South Essex Regiments begeben sollten. Der eine setzte sich gehorsam in Bewegung, doch der andere schnappte sich seine Muskete und floh den Hügel hinab. Sharpe ließ ihn entkommen. Er konnte sehen, dass die Adler hastig den Hang hinuntergetragen wurden, um sie davor zu bewahren, erobert zu werden, und mehr und mehr Franzosen, die den Rückzug ihrer Feldzeichen mitbekamen, brachen aus dem ungleichen Kampfgeschehen aus. Die Geschütze der Alliierten hatten ihr Feuer eingestellt, da ihre Ziele von ihren eigenen Männern gedeckt waren, aber die französischen Geschütze feuerten noch immer durch den sich lichtenden Nebel. Und dann eröffneten rechts von Sharpe auf einmal weitere Kanonen das Feuer, und er sah, wie eine andere Kolonne, die noch größer war als die erste, auf dem unteren Abschnitt des Hangs auftauchte.
Der erste französische Angriff brach zusammen. Die meisten Männer in den vorderen Reihen konnten nicht fliehen, weil ihre Kameraden dahinter ihnen den Weg abschnitten, und diese Männer wurden von portugiesischen und britischen Bajonetten abgeschlachtet, aber die hinteren französischen Reihen folgten den Adlern, und als der Druck nachgab, begaben sich die restlichen Männer der Kolonne auf die Flucht. Sie rannten, sprangen über Tote und Verwundete hinweg, die den Hügel hinab ihren Weg markierten, und die Rotröcke und Portugiesen verfolgten sie. Ein Mann von der Kompanie der Grenadiere rammte sein Bajonett einem Franzosen in den unteren Teil des Rückens, stach, als er stürzte, noch einmal auf ihn ein, dann trat er ihn und stach ihn ein drittes Mal, da der Mann sich offensichtlich weigerte zu sterben. Eine Trommel, mit einem französischen Adler bemalt, rollte in die Tiefe. Ein Trommlerjunge, dem eine Kanonenkugel den Arm weggeschossen hatte, krümmte sich elendig neben einem Stechginsterbusch. Britische Rotröcke und Portugiesen in blauen Röcken rannten an ihm vorbei in der Absicht, die flüchtenden Feinde zu verfolgen und zu töten.
»Zurück!«, brüllte ihnen Lawford wütend hinterher. »Zurück!« Die Männer hörten ihn nicht oder kümmerten sich nicht um ihn. Sie hatten gewonnen, und jetzt wollten sie einfach nur töten. Lawford sah sich nach Sharpe um. »Holen Sie sie zurück, Sharpe«, fuhr ihn der Colonel an, »bringen Sie sie zurück!«
Sharpe fragte sich, wie zum Teufel er eine derartig chaotische Verfolgungsjagd aufhalten sollte, doch gehorsam trieb er das geliehene Pferd an, das augenblicklich so stürmisch den Hügel hinabgaloppierte, dass er um ein Haar aus dem Sattel geworfen worden wäre. Er riss an den Zügeln, um das Tempo der Stute zu verlangsamen, sie schwenkte nach links, und Sharpe hörte ein Geschoss an sich vorbeizischen. Er blickte nach oben und sah, dass Horden von Voltigeuren noch immer den felsigen Vorsprung hielten und auf ihn feuerten. Das Pferd rannte weiter, Sharpe klammerte sich am Sattelknauf fest, als ginge es um sein Leben, und dann stolperte die Stute, stürzte, und er selbst flog über ihren Kopf hinweg. Wie durch ein Wunder befreiten sich seine Füße aus den Steigbügeln, er landete hart auf dem Hang, rollte ein paar Yards in die Tiefe und prallte dann gegen einen Felsbrocken. Er war sich sicher, sich mindestens ein Dutzend Knochen gebrochen zu haben, aber als er sich auf die Füße rappelte, stellte er fest, dass er lediglich Prellungen davongetragen hatte. Ferragus hatte ihn
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