Sharpes Flucht
wesentlich heftiger verletzt, doch der Sturz vom Pferd hatte diese Verletzungen verschlimmert. Er glaubte, die Stute müsse erschossen worden sein, doch als er sich umwandte, um nach seinem Degen zu suchen, den er verloren hatte, sah er das Pferd friedlich bergan trotten. Es hatte von der Schussverletzung am Ohr abgesehen keinen Schaden davongetragen. Er verfluchte die Stute, überließ sie ihrem Schicksal, hob seinen Degen und sein Gewehr auf und stieg weiter bergab.
Er rief den Rotröcken zu, sie sollten auf den Kamm zurückkehren. Einige von ihnen waren Iren aus dem 88. Regiment, viele davon waren damit beschäftigt, die Leichen der gefallenen Franzosen zu plündern, und weil er ein Offizier war, den sie nicht kannten, knurrten sie, beschimpften oder ignorierten ihn einfach, ja sie warnten ihn sogar unmissverständlich davor, sich mit ihnen anzulegen. Sharpe ließ sie in Ruhe. Wenn es ein Regiment in der Armee gab, das allein auf sich aufpassen konnte, so waren es die Männer von Connaught.
Er lief weiter nach unten, brüllte die Truppen an, zum Teufel noch mal nach oben zurückzukehren, aber die meisten waren den lang gestreckten Hang bereits zur Hälfte hinuntergerannt, fast bis an die Stelle, an die sich der Nebel zurückgezogen hatte, und Sharpe musste aus Leibeskräften laufen, um in Rufweite zu gelangen. Und in diesem Moment, als sich die Nebel wirbelnd teilten, sah er, dass zwei weitere französische Kolonnen dabei waren, aus dem Tal den Hang hinaufzuklettern. Er wusste, dass sich noch eine Kolonne irgendwo in der Nähe des Kamms befand, aber hier handelte es sich um neue Truppen, die einen frischen Angriff starteten.
»South Essex Regiment!«, brüllte er. Er war einst Sergeant gewesen und hatte noch immer eine Stimme, die über eine halbe Stadt hinweg hörbar war, auch wenn ihm, sobald er sie benutzte, der Schmerz aus seinen Rippen schmerzlich in die Lungen fuhr. »South Essex Regiment! Zurück, zurück!« Eine Granate traf keine fünf Schritte weit entfernt auf dem Hang auf, prallte ab und explodierte sprühend und zischend in Rauch. Zwei Splitter flogen so nah an seinem Gesicht vorbei, dass er den Hauch heißer Luft spürte. Am Fuß des Hügels befanden sich französische Geschütze, im sich lichtenden Nebel gerade noch sichtbar, und sie feuerten auf die Männer, die die zerfallene Kolonne verfolgt hatten, die jetzt jedoch ihre unüberlegte Jagd den Hügel hinab aufgaben, um die beiden neuen Kolonnen bei ihrem Vorstoß zu beobachten.
»South Essex!«, schrie Sharpe, der Zorn ließ seine laute Stimme zittern, und endlich drehten sich die Männer um und trotteten bergan. Slingsby sah mit gezogenem Säbel den Kolonnen zu, doch sobald er Sharpe hörte, herrschte er plötzlich die Männer an, sie sollten auf den Hügelkamm zurückkehren. Harper war einer von ihnen, und als er Sharpe sah, trollte er sich über den Hang. Er trug seine siebenläufige Büchse auf den Rücken geschnallt und hielt sein Gewehr in den Händen. Das aufgesteckte dreiundzwanzig Zoll lange Schwertbajonett war bis zu seinem Messinggriff gerötet. Der Rest der Leichten Kompanie, der jetzt endlich bemerkte, dass zwei weitere Kolonnen zum Angriff ansetzten, eilte Harper hinterher.
Sharpe wartete, bis er sicher sein konnte, dass sich jeder Rotrock und jeder Schütze auf dem Rückweg befand. Französische Granaten und Kugeln hagelten auf den Hügel, aber bei derart verstreuten Zielen Artillerie einzusetzen war Pulververschwendung. Eine Kanonenkugel, die nach ihrem Aufprall erloschen war, rollte den Hügel hinunter, sodass Harper zur Seite sprang. Er grinste Sharpe an. »Denen haben wir es aber gegeben, Sir.«
»Sie hätten auf dem Kamm bleiben sollen.«
»Es ist ein höllischer Anstieg«, sagte Harper, der überrascht war, wie weit er nach unten gerannt war. Er arbeitete sich zu Sharpe vor, und die beiden stiegen gemeinsam weiter. »Mister Slingsby, Sir«, sagte der Ire, dann verfiel er in Schweigen.
»Mister Slingsby was?«
»Er hat gesagt, es ginge Ihnen nicht gut, Sir, also würde er das Kommando übernehmen.«
»Dann ist er ein verlogener Bastard«, erwiderte Sharpe, ohne sich darum zu kümmern, dass er so etwas über einen anderen Offizier nicht hätte sagen dürfen.
»Ist er das?«, fragte Harper tonlos.
»Der Colonel hat mir befohlen, zurückzustehen. Er will, dass Mister Slingsby eine Chance bekommt.«
»Die hat er mehr als reichlich gehabt«, sagte Harper.
»Ich hätte da sein sollen«, sagte Sharpe.
»Ja, das hätten
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