Sharpes Flucht
Reihe der Kolonne ausmachen, sah ihre Schnurrbärte, sah, wie sie die Münder öffneten, um ihren Kaiser zu bejubeln. Eine Kartätschenladung aus einem Neunpfünder fuhr in sie hinein und ließ die Reihen rot und zerfetzt auseinanderfahren, aber sie schlossen wieder auf, stiegen über die Toten und Sterbenden hinweg und kamen näher, wobei ihre langen Bajonette glänzten. Die Adler schimmerten hell im gerade erwachten Sonnenlicht.
Weitere Geschütze eröffneten das Feuer, bombardierten die Kolonne mit nachgeladenen Kartätschen, und die Franzosen, die spürten, dass sich zu ihrer Linken keine Artillerie befand, schlugen sich nach dieser Seite und stiegen nun dem portugiesischen Bataillon rechts neben dem South Essex Regiment entgegen.
»Sie bieten sich uns an«, sagte Lawford. Er war zurück ins Zentrum des Bataillons geritten und beobachtete nun, wie sich die Franzosen abwandten und ihre rechte Flanke für seine Schützen entblößten. »Ich denke, wir sollten uns dem Tanz jetzt anschließen, Sharpe, meinen Sie nicht auch?« Er atmete tief ein. »Bataillon vorrücken!«
Lawford ließ das South Essex Regiment vorwärtsmarschieren, zwar nur um zwanzig Yards, aber die Bewegung erschreckte die Voltigeure, die fürchteten, sie könnten einer Salve des Regiments als Zielscheibe dienen, und sich deshalb schleunigst wieder in Richtung der Kolonne zurückzogen, die inzwischen im Bogen vor der Frontlinie des South Essex Regiments entlangmarschierte.
»Feuer!«, schrie Lawford.
Die massive Salve stieß eine lang gezogene Wolke von Pulverrauch aus, der stank wie verfaulte Eier, und dann knallten die Musketen auf den Boden, und die Männer holten neue Patronen heraus und begannen nachzuladen. Lawford nahm erneut seinen Hut ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war noch immer kalt, der Wind blies kühle Luft vom fernen Atlantik herüber, aber Lawford war heiß. Sharpe hörte das Krachen der portugiesischen Salve, dann begann das South Essex Regiment mit seinem eigenen Rollfeuer: Eine halbe Kompanie nach der anderen schoss vom Zentrum der Linie aus, die Geschosse nahmen kein Ende, die Männer vollzogen die bestens eingeübte Bewegung des Ladens und Feuerns, Ladens und wieder Feuerns. Der Feind war jetzt unsichtbar, er war dem Bataillon durch dessen eigene Rauchwolken verborgen.
Sharpe ritt auf der Rechten der Linie, die Linke mied er mit Absicht, sodass niemand ihn beschuldigen konnte, er wolle sich in Slingsbys Kommando einmischen. »Niedrig zielen!«, rief er den Männern zu. »Niedrig zielen!« Ein paar Geschosse kamen aus dem Nebel zurück, aber sie flogen nahezu alle zu hoch. Unerfahrene Männer feuerten für gewöhnlich zu hoch, und die Franzosen, die von den Portugiesen und dem South Essex Regiment förmlich verdroschen wurden, versuchten, den Hügel hinauf in eine Wolke von Rauch zu zielen. Von Musketen und Kanonen wurden sie dafür auf grausame Weise bestraft. Ein paar der Feinde mussten in Panik geraten sein, denn Sharpe sah zwei Ladestöcke, die sich in der Luft überschlugen, ein Zeichen dafür, dass die Männer vor Schreck ihre Ausbildung an der Muskete vergessen hatten. Bei der Kompanie der Grenadiere hielt er sein Pferd an, betrachtete die Portugiesen und kam zu dem Schluss, dass sie ebenso effizient wie ein Bataillon von Rotröcken feuerten. Die Salven ihrer Kompaniehälften erfolgten so regelmäßig wie ein Uhrwerk, der Rauch quoll aus dem Zentrum des Bataillons, und er wusste, dass die Geschosse der sich auflösenden Kolonne hart in die Gesichter stieben mussten.
Weitere Musketen blitzten auf, als das 88. Regiment, die gefürchteten Connaught Rangers, aus der Linie hervorbrachen, um in die verwundete französische Kolonne hineinzuschießen, aber irgendwie hielten die Franzosen stand. Die Männer in ihren vorderen Reihen wurden getötet und verwundet, aber die Massen von Männern im Inneren der Kolonne waren noch am Leben, und immer mehr stiegen den Hügel hinauf, um die Gefallenen zu ersetzen. Der gesamte Pulk, der nicht wohlgeordnet war, sondern sich dicht zusammendrängte, versuchte, in die schrecklichen Salven vorzustoßen. Weitere Truppen in roten und braunen Röcken rückten in die Schlacht vor und steuerten ihr Musketenfeuer bei, aber die Franzosen drängten noch immer gegen den Sturm an.
Wieder teilte sich die Kolonne, zerrissen von den zischenden Geschossen und zerfetzt von Kartätschen, sodass es jetzt aussah, als kämpften sich unorganisierte Gruppen von Männern an übereinander
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