Sharpes Flucht
rechten Seite des 74. Regiments auf. Die Geschütze landeten rundum Treffer, die Pferde wurden aus der Schussweite der Musketen genommen, und die Kanoniere luden Kartätsche über Kugeln. Die neuen Geschütze feuerten zurück, und die führende linke Seite der Kolonne begann allmählich einem Schlachthof zu gleichen. Es war ein wildes Gewirr von zerfetzten Leibern, Blut und brüllenden Männern. Und noch immer schossen die Geschütze zurück, spien bei jedem Ausstoß eine Rauchfahne aus, und ihre Läufe wurden nach unten gerichtet, um in die geballte Masse der Franzosen zu schießen. Jede Kugel musste im Lauf mit einem zum Kreis gerollten Seil befestigt werden, damit die Kugel den Lauf nicht hinunterrollte, und diese Seilschlaufen verbrannten wie wilde Feuerbälle, während sie in verwirrenden Kreisen herumwirbelten.
Weitere alliierte Truppen schlossen sich den Kämpfenden an, sie marschierten über die neu errichtete Straße vom südlichen Ende der langen Anhöhe heran. An diesem südlichen Ende war alles still, anscheinend gab es dort keine französische Bedrohung, und die Männer, die eintrafen, formierten sich südlich der Geschütze und steuerten ihr eigenes Musketenfeuer bei.
Die Kolonne erzitterte unter dem Ansturm der gnadenlosen Schüsse und begann sich nach Norden zu bewegen. Die französischen Offiziere konnten erkennen, dass sich hinter der portugiesischen Brigade auf dem Hügel ein freier Platz befand, und sie schrien ihre Männer an, sich nach rechts zu schlagen. Ein Offizier der Voltigeure schickte eine Kompanie voraus, um die Kammlinie zu besetzen, denn hinter ihnen machte die schwerfällige Masse ihren Weg auf die Schneise zu und ließ eine rechtwinklige Linie von Leichen zurück, die Überbleibsel ihrer linken Flanke und ihrer Frontlinien, die den felsigen Abhang bedeckten.
Lieutenant Colonel Lawford sah, wie sich die Kolonne näherte und wie die Voltigeure rannten, um den freien Platz in Besitz zu nehmen. »Mister Slingsby!«, rief Lawford. »Bringen Sie die Leichte Kompanie ein! Schicken Sie diese Missgeburten dahin zurück, wo sie hingehören! Bataillon! Bataillon nach der Rechten!« Lawford ließ das South Essex Regiment in die Schneise marschieren, um sie zu verschließen, und Slingsby hatte die Aufgabe, die Plänkler des Gegners zurückzuwerfen.
Sharpe saß wieder aufs Slingsbys Pferd, das von Major Forrest gerettet worden war, ritt hinter der Gruppe mit der Standarte her und zählte die Adler innerhalb der sich auflösenden Kolonne. Fünfzehn konnte er ausmachen. Splitternder Lärm erfüllte die Luft, die Geräusche der Musketen dröhnten in den Ohren, und die unaufhörlichen Schüsse hallten als Echo von der anderen Seite des Tals wider. Der Pulverrauch trieb über dem Nebel, der sich den Hang hinauf bis fast auf den Hügelkamm zurückgezogen hatte. Hin und wieder wallte eine große, weiße, feuchte Masse auf, wenn eine französische Kugel oder eine Granate eingeschlagen war. Der Hang war von Leichen übersät, die ausnahmslos in blauen Röcken steckten. Ein Mann kroch den Hügel hinab und schleifte sein gebrochenes Bein hinter sich her. Ein Hund rannte hin und her, kläffte und versuchte, seinen toten Herrn zum Aufstehen zu bewegen. Ein französischer Offizier hatte seinen Degen fallen lassen und hielt sich die Hände vors Gesicht, während das Blut ihm zwischen den Fingern hervorquoll. Die Kanonen feuerten und ruckten, und dann ertönte der unverwechselbare Lärm der Gewehre, als Sharpes Kompanie ins Gefecht zog. Es war ihm verhasst, ihnen nur zuzusehen, aber er bewunderte sie auch. Sie waren gut. Sie hatten die gegnerischen Voltigeure überrumpelt, und die Schützen hatten bereits zwei Offiziere niedergemacht, und jetzt übernahmen die Musketen den Kampf.
Slingsby, der die Scheide seines Säbels weit über dem unebenen Boden hielt, stiefelte hinter ihnen auf und ab. Zweifellos bellte er seine Befehle, und eine Woge von Hass auf den Mann überrollte Sharpe. Der Bastard war dabei, sich seine Position anzueignen, und das alles nur, weil er Lawfords Schwägerin geheiratet hatte. Der Hass war wie bittere Galle, und instinktiv griff Sharpe nach seinem Gewehr, nahm es von der Schulter und spannte den Hahn halb. Er tastete nach der Pfanne, um sich zu vergewissern, dass die Zündladung nach seinem Sturz vom Pferd noch an Ort und Stelle war. Er stellte fest, dass das Pulver noch dort war, es fühlte sich unter seinem schmutzigen Daumen körnig an, und während er die ganze Zeit über Slingsby
Weitere Kostenlose Bücher