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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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mit allen Trommeln der Welt ließ er sich nicht wieder in Bewegung setzen.
    »Wir brauchen hier ein paar Geschütze«, sagte Sharpe und sah nach der Linken, um festzustellen, ob es in der Nähe irgendwelche Batterien gab. Dabei sah er, dass das South Essex Regiment, als es sich vorwärtsbewegt hatte, um den Angriff der Kolonne abzufangen, zwischen sich und den Connaught Rangers eine breite Schneise auf dem Hügelkamm freigelassen hatte. Und diese Schneise füllte sich gerade rasend schnell mit Scharen von Voltigeuren. Die Voltigeure waren von dem felsigen Vorsprung gekommen, und als sie das Stück des Kamms menschenleer daliegen sahen, waren sie vorgestoßen, um den verlassenen Boden für sich einzunehmen. Dann erzitterte der Nebel, wurde von einem Windstoß beiseitegeblasen, und Sharpe erkannte, dass es nicht allein die Voltigeure waren, die die Lücke in der britischen Linie ausfüllten, sondern dass mindestens zwei französische Kolonnen zum selben Punkt hinaufgestiegen waren. Der Nebel hatte ihnen Deckung verschafft, sodass die Kanoniere der Portugiesen und Briten sie verschont hatten, und jetzt stürmten sie in aller Eile die letzten paar Yards zum leeren Kamm der Anhöhe hinauf. Auf ihren Adlern spiegelte sich die Sonne, der Sieg lag zum Greifen nahe, und nichts als Gras und Leere stand den Franzosen im Weg.
    Und Sharpe sah die Katastrophe kommen.

KAPITEL 4
    Bezeichnenderweise gab Ferragus ausgerechnet an dem Morgen, an dem die Geschütze zu feuern begonnen hatten und in ganz Coimbra die Fenster, die Gläser und Kandelaber zum Erzittern brachten, bekannt, dass der Haushalt seines Bruders, der sich darauf vorbereitet hatte, nach Süden in Richtung Lissabon aufzubrechen, endgültig in Coimbra bleiben sollte. Er verkündete diesen Beschluss im Arbeitszimmer seines Bruders, einem düsteren Raum, dessen Regale mit ungelesenen Büchern gefüllt waren. Hier hatten sich die Mitglieder der Familie und die Dienstboten auf Ferragus’ Anordnung hin versammelt.
    Beatriz Ferreira, die Angst vor ihrem Schwager hatte, bekreuzigte sich. »Warum bleiben wir hier?«, fragte sie.
    »Haben Sie das gehört?« Ferragus wies in die Richtung, aus der der Lärm der Waffen kam, der wie gedämpfter, unaufhörlicher Donner klang. »Unsere Armee und die englischen Truppen befinden sich im Gefecht. Mein Bruder hat gesagt, wenn es zur Schlacht kommt, werden die Feinde aufgehalten. Nun, es ist zur Schlacht gekommen, wenn also mein Bruder recht hat, dann kommen die Franzosen nicht hierher.«
    »Gott und allen Heiligen sei Dank«, sagte Beatriz Ferreira, und die Dienstboten stimmten ihr murmelnd zu.
    »Aber angenommen, Sie kommen doch?« Es war Sarah, die diese Frage gestellt hatte.
    Ferragus runzelte die Stirn, denn seiner Ansicht nach war die Frage unverschämt, aber er nahm an, das komme daher, dass Miss Fry eben eine arrogante englische Ziege war, die es nicht besser wusste. »Wenn sie nicht aufgehalten werden können«, antwortete er gereizt, »so werden wir rechtzeitig davon erfahren, denn dann muss sich unsere Armee durch Coimbra zurückziehen. Dann werden wir aufbrechen. Für den Moment wollen wir jedoch davon ausgehen, dass wir hierbleiben.« Er nickte, um aufzuzeigen, dass seine Bekanntmachung damit beendet war, und die Mitglieder des Haushalts strömten aus dem Zimmer.
    Ferragus fühlte sich in seines Bruders Haus nicht wohl. Es war zu überfüllt mit den Besitztümern ihrer Eltern, zu luxuriös. Sein eigenes Quartier in Coimbra befand sich über einem Bordell in der Unterstadt, und es war mit kaum mehr als einem Bett, einem Tisch und einem Stuhl möbliert. Aber Ferragus hatte nun einmal versprochen, ein wachsames Auge auf das Haus und die Familie seines Bruders zu halten, und dieses Versprechen galt über die Dauer der Schlacht hinaus. Falls sie den Sieg errangen, würden sich die Franzosen vermutlich zurückziehen, aber Ferragus überdachte auch, was er zu tun hatte, falls sie die Schlacht verloren. Wenn Lord Wellington nicht in der Lage war, die große, gezackte Anhöhe von Bussaco gegen die Franzosen zu verteidigen, wie wollte er dann die niedrigeren Hügel vor Lissabon halten? Eine besiegte Armee würde nicht in der Stimmung sein, den siegreichen Franzosen erneut gegenüberzutreten, weshalb eine Niederlage in Bussaco mit Sicherheit zur Folge hatte, dass auch Lissabon innerhalb eines Monats fallen würde. Os ingleses por mar , die Engländer gehören aufs Meer. Sein Bruder hatte versucht, das abzustreiten und Ferragus davon zu

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