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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Angelegenheit der Ehre noch nicht beigelegt ist. Der Mann ist entkommen.«
    »Nur das, senhor ?«, fragte Sarah.
    »Nur das«, bestätigte Ferragus mit seiner tiefen Stimme. Verdammter Sharpe, dachte er. Der Schütze hatte das Mehl zerstört, sodass Ferragus’ Gabe, mit der er bei den Franzosen Gutwetter hatte machen wollen, nicht übergeben worden war. Die Franzosen hatten mit dem Mehl gerechnet und würden nun denken, dass auf Ferragus kein Verlass war, und das verursachte Ferragus und seinem Bruder ein Problem. Wie sollten sie den Feind ihrer Vertrauenswürdigkeit versichern? Und war es nötig, den Feind dessen zu versichern? Würde er überhaupt kommen? »Schreiben Sie meinem Bruder«, fuhr er fort, »dass ich mich auf sein Urteil verlasse, ob die Feinde in Bussaco aufgehalten werden können oder nicht.«
    Sarah schrieb. Als die Tinte auf der Federspitze anfing, dünner zu werden, tauchte sie die Feder wieder ein, und dann erstarrte sie, weil Ferragus’ Finger sie im Nacken berührten. Einen Herzschlag lang bewegte sie sich nicht, dann warf sie den Federhalter nieder. » Senhor , Sie berühren mich!«
    »Und?«
    »Hören Sie damit auf! Oder möchten Sie, dass ich Major Ferreiras Frau rufe?«
    Ferragus lachte in sich hinein, nahm aber seine Finger weg. »Heben Sie den Federhalter auf, Miss Fry«, sagte er, »und schreiben Sie meinem Bruder, ich bete darum, dass der Feind aufgehalten werden kann.«
    Sarah fügte den neuen Satz hinzu. Sie war errötet, nicht aus Verlegenheit, sondern vor Zorn. Wie konnte Ferragus es wagen, sie anzufassen? Sie drückte mit der Feder zu fest auf, und die Tinte spritzte in kleinen Tropfen über die Worte. »Schreiben Sie ihm aber auch«, fuhr die raue Stimme hinter ihr fort, »dass ich für den Fall, dass die Feinde nicht aufgehalten werden können, beschlossen habe, was wir bereits diskutiert haben. Teilen Sie ihm mit, dass ich für Schutz sorgen muss.«
    »Schutz für was, senhor ?«, fragte Sarah mit angespannter Stimme.
    »Er wird wissen, was ich meine«, erwiderte Ferragus ungeduldig. »Schreiben Sie einfach, Frau.« Er lauschte auf das leise Geräusch der Feder und konnte aus dem Druck, mit dem die Spitze über das Papier glitt, schließen, wie zornig das Mädchen war. Sie ist eine von den Stolzen, dachte er. Stolz und arm, eine gefährliche Mischung, und Ferragus betrachtete sie als Herausforderung. Die meisten Frauen hatten Angst vor ihm, ja er versetzte sie sogar in Schrecken, und ihm gefiel das, aber Miss Fry schien zu glauben, nur weil sie Engländerin war, sei sie in Sicherheit. Er wollte erleben, wie sich dieses Selbstbewusstsein in Schrecken verwandelte, wie ihre Kälte heißer Furcht weichen musste. Sie würde sich wehren, vermutete er, und das würde die Sache noch besser machen. Er erwog, sie sich gleich hier, auf dem Schreibtisch, zu nehmen, ihre Schreie zu ersticken, während er ihrem weißen Fleisch Gewalt antat, aber in seiner Leistengegend wütete noch immer ein scheußlicher Schmerz von dem Tritt, den Sharpe ihm versetzt hatte, und er wusste, dass er das, was er jetzt begonnen hätte, nicht zu Ende bringen würde. Abgesehen davon wollte er lieber warten, bis die Frau seines Bruders aus dem Haus war. In ein oder zwei Tagen, so nahm er sich vor, würde er sich Miss Frys englischen Stolz holen und sich damit den Hintern wischen. »Lesen Sie mir vor, was Sie geschrieben haben«, befahl er ihr.
    Mit kleinlauter Stimme las ihm Sarah die Worte vor. Zufrieden wies Ferragus sie an, seinen Namen darunterzusetzen und den Brief zu siegeln. »Benutzen Sie das hier.« Er gab ihr sein eigenes Siegel, und als Sarah es in das Wachs presste, erkannte sie das Bild einer nackten Frau. Sie ignorierte es, da sie zu Recht annahm, dass Ferragus versucht hatte, sie in Verlegenheit zu bringen. »Sie können jetzt gehen«, erklärte er ihr kühl. »Aber schicken Sie mir Miguel.«
    Miguel war einer seiner vertrauenswürdigsten Männer, und er erhielt den Auftrag, den Brief dorthin zu bringen, wo der Kanonendonner ertönte. »Finden Sie meinen Bruder«, wies ihn Ferragus an, »geben Sie ihm den Brief, und bringen Sie mir seine Antwort.«
    Die nächsten paar Tage würden gefährlich werden, dachte Ferragus. Ein bisschen Geld würde verloren gehen, und ein paar Leute würden sterben, aber wenn er klug war und nur ein klein wenig Glück hatte, gab es auch viel zu gewinnen.
    Einschließlich Miss Fry. Die keine Rolle spielte. In gewisser Weise war ihm klar, dass sie eine Ablenkung darstellte,

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