Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Standartenträger folgten ihm. Musketenkugeln zischten an ihm vorbei, als die Voltigeure, die dem Bataillon am nächsten standen, begannen, auf seine Offiziere zu feuern. Die Leichte Kompanie, die sich ein Stück weit den Hügel hinunter auf der Flanke des Bataillons befand, eröffnete das Feuer auf die Franzosen, die plötzlich erkannten, dass das South Essex Regiment eine Linie zum Flankenangriff formierte, die ihnen einen der gefürchteten Kugelhagel aus britischen Musketen bescheren würde. Die Offiziere der Kolonne schrien ihre Männer an, sich in drei Linien aufzuteilen. Der General auf dem grauen Pferd stieß Männer herum, um sie schnell in Position zu bringen, und eine zerrupfte Prozession französischer Infanterie, alles Überlebende des gescheiterten ersten Angriffs, kam den Hügel herauf, um sich den sieben Bataillonen anzuschließen, die die britische Linie durchbrochen hatten. Die Trommler schlugen noch immer auf ihre Instrumente ein, und die Adler ragten in die Höhe.
    »South Essex!« Lawford stand in seinen Steigbügeln. »Halbe Kompanie Feuer aus dem Zentrum!«
    Die Portugiesen, die im Angesicht des vernichtenden französischen Musketenfeuers zusammengebrochen waren, kamen zurück, um sich der Linie des South Essex Regiments anzuschließen. Auch die Rotröcke formierten sich auf dieser linken Flanke. Weitere Bataillone, die vom friedlichen südlichen Ende des Hügels zum Einsatz gebracht wurden, eilten auf die Schneise zu, aber Lawford wollte sie selbst schließen. »Feuer!«, schrie er.
    Das South Essex Regiment hatte einen Haufen Männer verloren, als sie auf dem Kamm der Anhöhe schwerfällig ihre Wendung vollzogen hatten, aber jetzt standen sie wieder in Reih und Glied und taten, wofür sie ausgebildet waren: feuerten und luden nach. Das war die grundlegende Fähigkeit. Das Ende des dicken Patronenpapiers abbeißen, die Waffe laden, die Metallklappe schließen, die Muskete hochkant stellen, das Pulver einfüllen, die Kugel hineinschieben, die Kugel feststopfen, den Ladestock in die Ringe des Laufs stoßen, die Muskete schultern, den Abzugshahn voll spannen, auf den Rauch zielen, daran denken, niedrig zu zielen, und auf den Befehl warten.
    »Feuer!« Die Musketen stießen gegen blau geschlagene Schultern zurück, und ohne nachzudenken, tasteten die Männer nach einer neuen Patrone, bissen das Ende mit ihren geschwärzten Zähnen ab und begannen von Neuem. Und die ganze Zeit über flogen französische Kugeln zurück, und hin und wieder ertönte das Übelkeit erzeugende Geräusch, mit dem eine Kugel in Fleisch schlug, oder der Knall, mit dem sie auf eine Muskete traf, oder ein hohles Puffen, wenn sie einen Tschako durchfuhr. Und schon lag die Muskete wieder auf der Schulter, der Hahn war zurückgezogen, der Befehl ertönte, das Pulver auf der Zündpfanne zischte auf, Funken sprühten, und dann gab es eine Pause, kürzer als der Herzschlag eines Sperlings, ehe sich das Pulver in der Waffe entzündete. Die Wange des Rotrocks brannte dabei, weil Fetzen des brennenden Pulvers von der Pfanne geschleudert wurden, und der Messinglauf schlug gegen seine Schulter, und die Corporals brüllten hinter ihm: »Aufschließen, aufschließen!«, was bedeutete, dass ein Mann getötet oder verwundet worden war.
    Die ganze Zeit über drang der Lärm des Musketenfeuers aus dem Zentrum, ein unentwegtes Geräusch wie von zerbrechenden Stöcken, nur lauter, viel lauter, und die französischen Musketen schossen und schossen, aber die Männer konnten nichts sehen, denn der Pulverrauch war dichter als der Nebel, der die Anhöhe im Morgengrauen umhüllt hatte. Und alle Männer litten brennenden Durst, denn so oft sie die Patronenhülsen aufbissen, bekamen sie Prisen Salpeter vom Schießpulver in den Mund, und Salpeter trocknete einem Mann Zunge und Kehle so sehr aus, dass er nicht einmal mehr spucken konnte.
    »Feuer!«, ertönte es, und die Musketen donnerten, ließen die Wolke des Pulverrauchs jäh brandhell aufleuchten, und der Hufschlag vom Pferd des Colonels näherte sich der hinteren Linie, während er versuchte, durch den Rauch etwas zu erkennen. Und an anderer Stelle, irgendwo zwischen den Linien, spielte eine Kapelle den »Grenadier’s March« , was jedoch niemand richtig wahrnahm. Wahr nahmen sie alle lediglich die Notwendigkeit, eine neue Patrone herauszuziehen und ihre Spitze abzubeißen, die verdammte Muskete zu laden und die verdammte Sache hinter sich zu bringen.
    Sie waren Diebe und Mörder und Narren und

Weitere Kostenlose Bücher