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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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viele goldene Dekorationen wie auf dem Kleid einer erfolgreichen Hure in Covent Garden – hatte seinen mit Federn geschmückten Hut zum Zeichen des Sieges auf seinen Degen gespießt. »Guter Gott!«, rief Lawford.
    »Volle Wendung«, sagte Sharpe ruhig, ohne den Colonel anzusehen, beinahe als spreche er nur zu sich selbst. »Und dann rechts geradewegs hinein.«
    Lawford gab durch kein Zeichen zu verstehen, dass er den Rat gehört hatte. Er starrte auf das Entsetzliche, das sich vor seinen Augen entfaltete, sah zu, wie die Portugiesen von Geschossen niedergemäht wurden. Diesmal waren es zur Abwechslung die Franzosen, die eine alliierte Kolonne auf der Flanke angriffen, und sie gaben den Truppen in den blauen Röcken genau das zu spüren, was sie normalerweise von ihnen einzustecken hatten. Die Franzosen hielten keine ordentliche Linie ein, sie standen nicht in ihren üblichen drei Linien, sondern bildeten eher eine dichte Kolonne von sieben oder acht Linien. Dennoch konnten genug von ihnen ihre Musketen benutzen, und die hinteren Männer drängten nach vorn, um auf die glücklosen Portugiesen zu feuern. »Setzen Sie die Plänkler ein«, sagte Lawford zu Forrest, dann warf er Sharpe einen ängstlichen Blick zu. Sharpes Gesicht blieb ausdruckslos. Er hatte seinen Vorschlag vorgetragen, es war ein unorthodoxer Vorschlag, und die Entscheidung lag nun bei dem Colonel. Die Portugiesen flüchteten jetzt, einige strömten den hinteren Hang der Anhöhe hinab, aber die meisten eilten dorthin zurück, wo ein halbes Bataillon von Rotröcken haltgemacht hatte. Die Franzosen hatten dadurch mehr Boden, den sie nutzen konnten, und, was noch besser war, sie konnten die ungeschützte linke Flanke des South Essex Regiments angreifen. »Tun Sie es jetzt«, sagte Sharpe, vielleicht nicht laut genug, sodass der Colonel ihn hören konnte.
    »South Essex!«, schrie Lawford lauthals über das knatternde Krachen der Musketen hinweg. »South Essex! Volle Wendung!«
    Eine Sekunde lang bewegte sich niemand. Der Befehl war so merkwürdig, er kam so unerwartet, dass die Männer ihren Ohren nicht trauten, aber dann nahmen die Offiziere der Kompanien ihn auf. »Volle Wendung! Schnell jetzt!«
    Die beiden Linien des Bataillons vollzogen eine volle Wendung. Was die hintere Linie gewesen war, war jetzt die vordere Linie, und beide Linien standen mit dem Rücken zum Hang und zu der großen, stehenden Kolonne, die noch immer mit dem Hügelkamm Beschuss austauschte. »Bataillon Rechtsschwenk auf die Neunte Kompanie!«, schrie Lawford. »Marsch!«
    Das war eine Prüfung für die Fähigkeiten des Bataillons. Sie würden ausschwingen wie eine gigantische Tür, nur zwei Linien tief würden sie über das raue Land schwingen, über die Körper ihrer verwundeten Kameraden und ihre ersterbenden Feuer hinweg, und während sie das taten, mussten sie ihre Reihen einhalten, obwohl sie unter Beschuss standen, und wenn sie fertig waren, falls sie überhaupt fertig werden konnten, würden sie eine Linie von Musketen bilden, die den beiden neuen französischen Kolonnen gegenüberstand. Diese Franzosen, die die Gefahr erkannt hatten, unterbrachen ihren Angriff und begannen stattdessen auf das South Essex Regiment zu feuern. Damit erlaubten sie den Portugiesen, sich mit dem halben Bataillon von Rotröcken, das hinter ihnen die Straße hinaufmarschiert war, neu zu formieren.
    »Auf die Neunte ausrichten!«, brüllte Lawford. »Wenn Sie in Position sind, Feuer eröffnen!« Die Neunte Kompanie, die die linke Flanke des Bataillons gebildet hatte, als sie noch mit den Gesichtern zum Hang gestanden hatte, bildete jetzt die rechte Flanke, und weil sie das Scharnier der Tür darstellte, hatte sie die kürzeste Strecke zu marschieren. Es dauerte lediglich Sekunden, bis die Kompanie neu formiert war, und James Hooper, ihr Captain, befahl den Männern zu laden. Die Leichte Kompanie, die für gewöhnlich außen bei der Neunten paradierte, rannte hinter dem ausschwingenden Bataillon her. »Bringen Sie Ihre Männer nach vorn, Mister Slingsby«, brüllte Lawford. »Nach vorn! Nicht nach hinten, um Gottes willen!«
    »Neunte Kompanie!«, bellte Hooper. »Feuer!«
    »Achte Kompanie!« Die Nächsten standen in der Linie. »Feuer!«
    Die äußeren Kompanien rannten und hielten ihre geöffneten Patronentaschen fest, während sie über das unebene Gelände stolperten. Ein Mann wurde zurückgeworfen, von einem Geschoss getroffen zuckte er. Lawford ritt hinter die schwingende Tür, und die

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