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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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verkaufen. Weißt du, was ein Mann in Afrika für weißes Fleisch bezahlt?« Er machte eine Pause und weidete sich an dem Schrecken auf ihrem Gesicht. »Du wärst beileibe nicht das erste Mädchen, das ich verkauft hätte.«
    »Sie gehen jetzt«, sagte Sarah und klammerte sich an den letzten Fetzen ihres Widerstandes fest. Sie suchte nach einer Waffe, irgendeiner Waffe, aber es befand sich keine in Reichweite, mit Ausnahme des Tintenfasses, und sie war gerade dabei, es sich zu schnappen und es ihm ins Gesicht zu schleudern, da kippte Ferragus den Tisch um. Sie war zum Fenster zurückgewichen. Sie vermutete, dass eine anständige Frau lieber sterben würde, als sich entehren zu lassen, und so fragte sie sich, ob sie sich aus dem Fenster werfen sollte, um im Hof zu Tode zu stürzen. Sich dies vorzunehmen war jedoch das eine, es aber auszuführen etwas ganz anderes.
    »Zieh dein Kleid aus«, sagte Ferragus.
    »Gehen Sie!«, hatte sich Sarah abgerungen, und kaum hatte sie ausgesprochen, hatte Ferragus ihr mit der Faust in den Bauch geschlagen. Es war ein harter, schneller Hieb, der ihr den Atem raubte, und als sie sich vornüberbeugte, hatte Ferragus ihr einfach das blaue Kleid vom Rücken gezerrt. Sie hatte versucht, sich an dessen Überresten festzukrallen, aber er war so enorm stark, und als sie an ihrer Unterwäsche festhielt, schlug er sie einfach auf den Kopf, sodass es in ihrem Schädel zu summen begann. Sie fiel gegen die Wand und konnte nur noch zusehen, wie er ihre zerrissenen Kleider in den Hof warf. Dann hatte Gott sei Dank Miguel die Treppe hinaufgerufen, dass der Major, Ferragus’ Bruder, eingetroffen sei.
    Sarah öffnete den Mund, um nach ihrem Arbeitgeber zu schreien, aber Ferragus hatte ihr einen weiteren Hieb in den Bauch versetzt, sodass sie unfähig war, auch nur einen Laut hervorzubringen. Dann hatte er ihre Bettwäsche aus dem Fenster geworfen. »Ich werde zurückkommen, Miss Fry«, hatte er gesagt und ihre dünnen Arme auseinandergezwungen, um sie zu betrachten. Sie weinte vor Zorn, aber gerade in diesem Moment hatte Major Ferreira etwas die Treppe hinaufgerufen, und Ferragus hatte sie losgelassen, war aus dem Zimmer gegangen und hatte die Tür verschlossen.
    Sarah zitterte vor Angst. Sie hörte, wie die Brüder das Haus verließen, und spielte mit dem Gedanken, durchs Fenster zu flüchten, aber an der Wand draußen gab es keine Vorsprünge, nur einen langen Fall hinunter in den Hof, wo Miguel zu ihr hinauflächelte und auf die Pistole in seinem Gürtel klopfte. Nackt und voll Scham hatte sie auf dem Bett gesessen und war von Verzweiflung beinahe übermannt worden.
    Und dann waren Schritte die Treppe heraufgepoltert, und sie hatte sich unter dem Fenster zusammengekauert, ihre Arme um ihre Knie geschlungen, und eine Stimme vernommen, die Englisch sprach. Die Tür war aufgebrochen worden, und ein hochgewachsener Mann mit einem vernarbten Gesicht, einem blauen Auge, einem grünen Rock und einem schweren Degen war eingetreten. »Zu Ihren Diensten, Madame«, hatte er gesagt, und Sarah war in Sicherheit.
    Major Ferreira, der eingetroffen war, um die Lebensmittel an die Franzosen zu verkaufen, wollte sich vergewissern, dass die Mengen, die er den Feinden versprochen hatte, tatsächlich existierten. Das taten sie. In Ferragus’ großem Lagerhaus befanden sich genug Vorräte, um Massénas Armee auf Wochen hinaus zu ernähren. Major Ferreira folgte seinem Bruder hinunter in die dunklen Gänge zwischen Stapel von Kisten und Fässern und wunderte sich einmal mehr darüber, dass sein Bruder so viel hatte horten können. »Sie haben zugestimmt, dafür zu zahlen«, sagte Ferreira.
    »Gut«, sagte Ferragus.
    »Der Marschall persönlich hat es mir versichert.«
    »Gut.«
    »Und wenn die Franzosen eintreffen, wird dir Schutz gewährt.«
    »Gut.«
    »Die Verabredung lautet folgendermaßen«, sagte Ferreira und stieg über eine Katze hinweg. »Wir treffen uns mit Oberst Barreto in der Kapelle von Saint Vincent, südlich von Mealhada.« Das war nördlich von Coimbra, zu Pferd nicht einmal eine Stunde Weg. »Und er wird dann Dragoner geradewegs zum Lagerhaus bringen.«
    »Wann?«
    Ferreira dachte ein paar Sekunden lang nach. »Heute ist Samstag«, sagte er. »Die Briten könnten morgen aufbrechen und die Franzosen am Montag eintreffen. Womöglich nicht vor Dienstag? Aber sie könnten am Montag kommen, wir sollten also morgen Nacht in Mealhada sein.«
    Ferragus nickte. Sein Bruder, so dachte er, hatte seine Sache gut

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