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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Doch alle Iren, sagte Vater Sarsfield, müssten lernen, mit Enttäuschungen zu leben, denn das sei Teil ihres Erbes. Aber, so fuhr er fort, die richtige Antwort auf all diese Enttäuschungen sei es, nie die Hoffnung aufzugeben. Man dürfe Gottes Geschenk des Lebens nicht einfach wegwerfen, sondern müsse das Feuer lodern lassen.
    »Wir haben keine Heimat, ihr und ich«, sagte er zu den düster dreinblickenden Gardisten, »doch eines Tages werden auch wir unser irdisches Heim erlangen, und wenn nicht wir, dann unsere Kinder oder die Kinder unserer Kinder.« Der Priester verstummte und starrte in das Grab hinab. »Und es soll euch auch nicht betrüben, dass Seine Lordschaft Selbstmord begangen hat«, fuhr er schließlich fort. »Selbstmord ist eine Sünde, aber manchmal ist das Leben so unerträglich, dass wir nicht anders können. Vor dreizehn Jahren hat Wolfe Tone diese Entscheidung ebenfalls getroffen.«
    Die Erwähnung des irischen Patrioten und Rebellen ließ ein, zwei Gardisten zu Sharpe schauen, doch rasch drehten sie sich wieder zu dem Priester um, der mit seiner sanften, überzeugenden Stimme erzählte, wie Wolfe Tone in einem britischen Kerker gefangen gehalten worden war und sich dann lieber selbst mit einem Federmesser die Kehle durchgeschnitten hatte, als sich von den Engländern aufhängen zu lassen.
    »Lord Kielys Motive mögen ja nicht so rein gewesen sein wie Tones«, sagte Sarsfield, »aber wir wissen nicht, welches Leid ihn zu dieser Sünde getrieben hat, und deshalb müssen wir für seine Seele beten und ihm verzeihen.«
    Der Priester hatte Tränen in den Augen, als er eine kleine Phiole mit Weihwasser aus seinem Proviantbeutel nahm und ein paar Tropfen davon auf das einsame Grab spritzte. Dann sprach er einen lateinischen Segen und trat zurück, als die Gardisten ihre Musketen hoben und eine Salve über dem Grab abfeuerten. Vögel flatterten in Panik von den Obstbäumen auf und flogen erst wieder zurück, als sich der Pulverdampf zwischen den Ästen aufgelöst hatte.
    Hogan übernahm das Kommando, kaum dass die Salve verhallt war. Er bestand darauf, dass immer noch die Gefahr eines französischen Angriffs bei Sonnenuntergang bestand und dass die Soldaten sofort zum Plateau zurückkehren sollten. »Ich komme gleich nach«, sagte er zu Sharpe und befahl Lord Kielys Diener ins Quartier ihres toten Herrn zurück.
    Die Soldaten und Diener gingen, und das Geräusch ihrer Stiefel verhallte in der kühlen Luft des späten Nachmittags. Die beiden Totengräber warteten geduldig auf ein Zeichen, dass sie das Grab zuschütten sollten, neben dem nun Hogan stand. Er hielt den Hut in der Hand und starrte auf den eingewickelten Leichnam hinunter.
    »Lange Zeit«, sagte er zu Vater Sarsfield, »habe ich ein Kästchen mit irischer Erde bei mir getragen, damit ich, wenn ich sterbe, ein Stück Heimat in die Ewigkeit mitnehmen kann. Irgendwann habe ich es verlegt, Vater, und das ist schade, denn jetzt hätte ich gern ein wenig Irland auf Lord Kielys Grab gestreut.«
    »Das ist ein sehr großmütiger Gedanke, Major«, sagte Vater Sarsfield.
    Hogan starrte weiter ins Grab. »Der arme Mann. Wie ich gehört habe, wollte er Doña Juanita heiraten.«
    »Ja, sie haben davon gesprochen«, erwiderte Vater Sarsfield trocken. Ihm war deutlich anzuhören, dass ihm diese Verbindung missfallen hätte.
    »Mylady ist sicherlich in tiefer Trauer«, sagte Hogan und setzte den Hut wieder auf. »Oder vielleicht trauert sie ja gar nicht? Haben Sie schon gehört, dass sie zu den Franzosen zurückgegangen ist? Captain Sharpe hat sie ziehen lassen. Dieser Mann ist wirklich ein Narr, wenn es um Frauen geht, aber Doña Juanita hat ja auch ein Händchen dafür, Männer zum Narren zu machen. Mit dem armen Kiely hier ist ihr das jedenfalls gelungen, nicht wahr?« Hogan hielt kurz inne. Er musste niesen. »Gesundheit«, wünschte er sich selbst und wischte Nase und Augen mit einem großen Taschentuch ab. »Und was war das für eine furchtbare Frau«, fuhr er fort. »Da sagt sie, sie wolle Kiely heiraten, und die ganze Zeit über lag sie mit Brigadier Guy Loup im Bett. Ist außerehelicher Beischlaf heutzutage eigentlich nur noch eine lässliche Sünde?«
    »Die Wollust, Major, ist eine Todsünde.« Sarsfield lächelte. »Aber ich vermute, das wissen Sie nur allzu gut.«
    »Das schreit förmlich nach der Rache des Himmels, nicht wahr?« Hogan lächelte nun seinerseits und schaute dann wieder zum Grab. Bienen summten um die Obstblüten über Hogans

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