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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zu kümmern, ob der Übeltäter nun wirklich tot ist oder nicht, wenn man ihn herunternimmt.« Er zog mit seiner Dame. »Und ich nehme an, man kann den Magistrat auch bestechen.«
    »Bei der Guillotine gibt es solche Fehler nicht«, sagte der Major und rückte mit einem Bauern ein Feld vor. »Tod durch Wissenschaft. Sehr schnell und sehr sicher. Ich glaube, das heißt Schachmatt.«
    »Verdammt«, sagte der Engländer. »Tatsächlich.«
    Der französische Major packte das Schachspiel wieder ein. Seine Bauern waren Musketenkugeln, die eine Hälfte weiß gekalkt, die andere farblos. Die restlichen Figuren waren aus Holz geschnitzt, und das Spielfeld war ein quadratisches, kariertes Stück Segeltuch, in das er die Figuren nun wickelte. »Wie es scheint, werden wir noch einen Tag länger leben«, sagte er und schaute zur Sonne hinauf, die bereits ihren Zenit überschritten hatte. »Aber vielleicht werden wir ja morgen kämpfen.«
    Oben auf dem Plateau beobachteten die Briten, wie die französischen Truppen nach Süden marschierten. Es war klar, dass Masséna nun versuchen würde, die rechte Flanke der Briten zurückzuwerfen, und deshalb befahl Wellington die 7. Division nach Süden. Dort sollten sie eine starke Streitmacht spanischer Guerilleros verstärken, die die Straße blockierten, über die die Franzosen ihre Artillerie für das Flankenmanöver bringen mussten.
    Wellingtons Armee war nun zweigeteilt. Der größere Teil blieb auf dem Plateau hinter Fuentes de Oñoro und versperrte den Zugang nach Almeida, und der kleinere befand sich zweieinhalb Meilen südlich auf der Straße, über die sich die Briten im Notfall würden zurückziehen müssen. Masséna hob sein Fernrohr und beobachtete die kleine britische Division, die nach Süden marschierte. Er erwartete, dass sie anhalten würde, bevor sie außer Reichweite der sie beschützenden Kanonen war, doch die Männer marschierten immer weiter.
    »Er hat Mist gebaut«, sagte er zu einem seiner Adjutanten, als sich die 7. Division schließlich weit außerhalb der Reichweite der britischen Geschütze bewegte. »Monsieur Wellington hat so richtig Mist gebaut.«
    André Masséna hatte seine militärische Laufbahn als einfacher Soldat in der Armee Ludwigs XVI. begonnen, und jetzt war er Maréchal de France, Herzog von Rivoli und Fürst von Essling. Die Männer redeten ihm mit »Euer Majestät« an, doch einst war er nur eine Straßenratte in Nizza gewesen. Und einst hatte er auch zwei Augen gehabt, doch der Kaiser hatte ihm eines davon bei einem Jagdunfall ausgeschossen. Napoleon würde natürlich nie die Verantwortung dafür übernehmen, aber Masséna würde seinem geliebten Kaiser auch nie einen Vorwurf daraus machen, denn er verdankte sowohl seinen königlichen Titel als auch seinen militärischen Rang Napoleon, der schon früh die soldatischen Fähigkeiten der kleinen Straßenratte erkannt hatte. Und diese Fähigkeiten hatten Masséna im Kaiserreich berühmt gemacht, während man ihn außerhalb davon fürchtete wie kaum jemanden sonst. Er war durch Italien getrampelt und hatte dabei einen Sieg nach dem anderen errungen. Er hatte die Russen an der Schweizer Grenze vernichtet, und schon vor Marengo hatte er den Österreichern eine brutale Niederlage beigebracht. Maréchal André Masséna, Herzog von Rivoli und Fürst von Essling, war kein schöner Soldat, aber bei Gott, er wusste zu kämpfen, und das war auch der Grund, warum er mit seinen zweiundfünfzig Jahren nach Spanien geschickt worden war, um die Katastrophen wiedergutzumachen, die die Armeen des Kaisers in Portugal erlitten hatten.
    Jetzt beobachtete die zum Fürsten erhobene Straßenratte ungläubig, wie sich die Lücke zwischen den beiden Teilen der britischen Armee immer mehr vergrößerte. Ein paar Sekunden lang spielte er sogar mit dem Gedanken, dass es sich bei den vier-, fünftausend Rotröcken, die da nach Süden marschierten, um die irischen Regimenter handeln könnte, von denen Major Ducos ihm versprochen hatte, dass sie noch vor der Schlacht meutern würden. Doch Masséna hatte nie viel Hoffnung in Ducos’ Intrigen gesetzt, und die Tatsache, dass diese neun Bataillone unter ihren Fahnen marschierten, ließ vermuten, dass sie keinesfalls revoltierten. Stattdessen schienen sich diese Briten opfern zu wollen, denn auf der Ebene im Süden konnten sie nicht auf Hilfe hoffen. Masséna beobachtete, wie die Regimenter schließlich kurz vor einem Dorf weit im Süden anhielten. Laut seiner Karte hieß das Dorf

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