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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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aus, um der riesigen französischen Streitmacht den Weg zu versperren, die um die Flanke der Armee herumgeschickt worden war. In der Ferne sahen sie, wie sich die beiden Infanteriedivisionen vor Poco Velha neu formierten, doch die unmittelbare Gefahr stellte die enorme Zahl an französischer Kavallerie dar, die knapp außer Reichweite der Musketen wartete. Das Dilemma der neun alliierten Bataillone war eigentlich recht simpel. Sie konnten Karrees bilden in dem Wissen, dass selbst die tapferste Kavallerie bei dem Versuch niedergemetzelt werden würde, eine solche Formation zu durchbrechen, doch Infanterie im Karree war gleichzeitig grausam verwundbar gegenüber Artilleriebeschuss oder feindlicher Infanterie. In dem Moment, da die 7. Division sich zu Karrees formierte, würden die Franzosen sie gnadenlos unter Beschuss nehmen, bis die Rotröcke und Portugiesen nur noch ein blutiger Haufen waren. Die wenigen Überlebenden waren dann ein leichtes Ziel für die Reiter.
    Britische und deutsche Kavallerie kamen ihr zuerst zur Hilfe. Die alliierten Reiter waren jedoch in der Unterzahl. Sie konnten die wirbelnde Masse teils sogar gepanzerter Franzosen unmöglich besiegen, aber die Husaren und Dragoner attackierten trotzdem immer wieder und hielten die feindliche Kavallerie so davon ab, die Infanterie anzugreifen. »Haltet euch zurück!«, rief ein britischer Kavalleriemajor immer wieder. »Haltet euch zurück!« Er hatte Angst, dass seine Männer gegen alle Vernunft eine volle Attacke reiten würden, anstatt sich nach einem kurzen Vorstoß sofort wieder zurückzuziehen, neu zu formieren und abermals anzugreifen, und so mahnte er sie zu Vorsicht und Disziplin. Die Schwadronen wechselten sich damit ab, die französische Kavallerie im Zaum zu halten. Während eine attackierte, zog sich die andere in den Schutz der Infanterie zurück und umgekehrt. Die Pferde bluteten, schwitzten und zitterten, doch immer wieder trotteten sie brav in Formation und warteten darauf, von den Sporen in den Kampf getrieben zu werden. Die Männer packten ihre Säbel mit festem Griff und schauten zu, wie der Feind ihnen Beleidigungen entgegenschleuderte, um sie zu einem wilden Großangriff zu provozieren. Die Folge davon wäre ein chaotischer Nahkampf gewesen, bei dem die Franzosen aufgrund ihrer Überzahl ohne Zweifel gewonnen hätten, doch die alliierten Offiziere hielten ihre Männer zurück. »Verdammt noch mal! Parier gefälligst durch!«, brüllte ein Captain einen seiner Reiter an, dessen Pferd zu schnell angetrabt war.
    Die Dragoner waren die schwere Kavallerie der Alliierten. Es waren große Männer auf großen Pferden, und sie trugen lange, schwere und gerade Säbel. Sie griffen nicht im Galopp an, sondern warteten vielmehr, bis ein feindliches Regiment drohte zu attackieren. Erst dann ritten sie an. Sergeants schrien die Männer an, in Linie zu bleiben, und erst im allerletzten Moment, wenn der Feind schon in Pistolenreichweite war, blies der Hornist zum Angriff. Die Pferde wurden zum Galopp angetrieben, und die Männer schrien ihre Kriegsschreie und hackten auf die feindlichen Reiter ein. Die schweren Säbel hatten eine furchtbare Wirkung. Sie schlugen die leichteren Waffen der französischen Jäger beiseite und zwangen die Reiter, sich auf die Hälse ihrer Pferde zu ducken, während sie versuchten, diesen Schlachterbeilen auszuweichen. Stahl traf auf Stahl, und verwundete Pferde schrien und stiegen. Dann blies eine Trompete zum Rückzug, und die alliierten Reiter lösten sich aus dem Gefecht. Ein paar Franzosen verfolgten sie dann immer, doch die Briten und Deutschen kämpften nah bei ihrer Infanterie, und jeder Franzose, der sie zu weit verfolgte, war eine leichte Beute für die britischen und portugiesischen Musketen. Es war eine harte, disziplinierte und unrühmliche Arbeit, und für jeden Gegenangriff mussten die Briten und Deutschen einen Preis an Männern und Pferden zahlen, doch die Bedrohung durch die feindliche Kavallerie war weitestgehend neutralisiert, und die neun Infanteriebataillone konnten weiter nordwärts marschieren.
    Die Flanken der sich zurückziehenden 7. Division wurden von der leichten Artillerie gedeckt. Die Kanoniere schossen Kartätschen, die ein Pferd samt Reiter mit nur einem Treffer in eine undefinierbare Masse aus Fleisch, Tuch, Leder, Stahl und Blut verwandeln konnten. Die Geschütze feuerten vier-, fünfmal, während sich die Infanterie immer weiter zurückzog; dann ritten die Schwadronen wieder an, und die

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