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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Kanoniere nutzten diese Pause aus, um ihre Geschütze zu verlegen. Sie protzten die Kanonen auf, schwangen sich auf die Zugpferde und galoppierten zur nächsten Position. Auf diese Weise hatte der wütende Feind keine Gelegenheit, zu ihnen aufzuschließen. Kaum war ein Geschütz dann wieder im Schutz der Infanteriemusketen, hielten die Kanoniere an, sprangen von den Pferden in den Schlamm oder den Staub und machten ihre Geschütze wieder feuerbereit, und das Ganze begann von vorn.
    Die französische Artillerie wiederum konzentrierte ihr Feuer auf die Infanterie. Ihre Kugeln und Granaten schlugen in die Reihen, und das Blut spritzte zehn Fuß hoch, wenn ein solches Geschoss sein Ziel traf. »Schließt die Reihen! Schließt die Reihen!«, schrien die Sergeants und beteten, dass die ruhmsüchtige feindliche Kavallerie den französischen Kanonieren das Schießen erschweren würde, doch die Reiter hatten ihre Lektion inzwischen gelernt und überließen der Artillerie und Infanterie einen Teil der Arbeit. Die französische Kavallerie ritt zur Seite, um den Musketen und Geschützen die Schussbahn freizumachen, und wartete, während die Portugiesen und Briten starben.
    Und wie sie starben. Die Kugeln rissen brutale Lücken in ihre Reihen, und das Musketenfeuer verlangsamte den ohnehin schon stockenden Rückzug noch weiter. Die neun immer kleiner werdenden Bataillone hinterließen eine Spur aus zertrampeltem und blutigem Gras, während sie immer weiter nordwärts krochen, und selbst dieses Kriechen hätte irgendwann ein Ende gefunden, wenn von der Division nur noch neun armselige Häuflein Überlebender übrig waren, die sich um ihre Fahnen drängten. Die französische Kavallerie sah den Feind sterben und war zufrieden damit, auf den perfekten Moment für den Gnadenstoß zu warten. Eine Gruppe Jäger und Kürassiere ritt einen sanften Hang hinauf. Dort stand ein Wald. Der kommandierende Offizier der Reiter hoffte, dass die Bäume seine Männer verbergen würden, während sie sich langsam in den Rücken der sterbenden Bataillone vorarbeiteten. Mit etwas Glück könnte ihnen so ein Überraschungsangriff gelingen, bei dem sie mit einer einzigen glorreichen Attacke ein halbes Dutzend feindlicher Fahnen erobern würden. Der Franzose führte seine Männer gerade auf die Bäume zu, als der Waldrand plötzlich von Mündungsfeuer förmlich zu explodieren schien. Da hätte kein Feind sein dürfen, doch die Salve stürzte die vorrückende Kavallerie ins Chaos. Mit drei Löchern in seinem Brustpanzer wurde der Kürassieroffizier nach hinten und vom Pferd geschleudert. Doch ein Stiefel blieb im Steigbügel hängen, und der Mann schrie wie am Spieß, als das durchgehende Pferd ihn über die Erde schleifte. Dann löste sich der Fuß, und zuckend starb der Mann im Gras. Außer ihm fielen noch acht weitere Reiter. Einige warf es schlicht vom Pferd, und diese Männer sprangen sofort wieder auf und suchten sich ein unverwundetes Tier, während ihre Kameraden sich zur Flucht wandten.
    Riflemen rannten aus dem Wald, um die toten und verwundeten Kavalleristen zu plündern. Die Brustpanzer der Kürassiere waren als Rasierschüsseln und Bratpfannen beliebt, und Einschusslöcher konnte ein Schmied rasch flicken. Immer mehr Grünröcke tauchten am Südende des Waldes auf. Dann erschien ein Bataillon Rotröcke hinter ihnen, und mit den Rotröcken kam eine Schwadron frischer Kavallerie und eine weitere Batterie leichte Artillerie. Eine Regimentskapelle spielte »Over the Hills and Far Away«, als immer mehr Rot- und Grünröcke das Feld betraten.
    Die Leichte Division war gekommen.
    Der Munitionswagen rumpelte im Kielwasser der schnell marschierenden Leichten Division über die Felder. Eine der Achsen kreischte wie eine Seele im Fegefeuer, und der Kutscher entschuldigte sich dafür.
    »Ich habe sie geschmiert«, sagte er zu Sharpe, »immer wieder. Ich habe sie mit dem besten Schweinefett geschmiert, aber das Quietschen will einfach nicht weggehen. Es hat an dem Tag begonnen, als Bess getötet worden ist, und ich nehme an, durch das Quietschen will Bess uns wissen lassen, dass sie noch immer irgendwo rumläuft.«
    Eine Zeitlang folgte der Kutscher einem Weg, dann mussten Sharpe und seine Riflemen absteigen und schieben, damit das Gefährt über eine Böschung und auf eine Weide kam. Als sie wieder auf den Munitionskisten saßen, beschlossen die Grünröcke, der Wagen sei eine Postkutsche, und sie imitierten die Rufe von Posthörnern und sangen immer,

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