Sharpes Gefecht
Die britische Kavallerie wiederum wurde als Reserve zurückgehalten und wartete darauf, dass die Franzosen näher kamen. Sechs leichte Geschütze feuerten auf die französischen Kanonen, während Gruppen von Riflemen die Felshaufen besetzten, mit denen die Felder übersät waren.
General Crauford, der jähzornige Kommandeur der Leichten Division, hatte dreieinhalbtausend Männer zur Rettung der 7. Division herangeführt, und jetzt standen diese dreieinhalbtausend Männer viertausend französischen Kavalleristen und zwölftausend Infanteristen gegenüber. Und diese Infanterie rückte gerade in Angriffskolonnen von Poco Velha aus vor.
Brigadier General Robert Crauford hatte Sharpe sofort entdeckt. »Sharpe? Was, zum Teufel, machen Sie denn hier? Ich dachte, Sie hätten uns im Stich gelassen und sich den Weicheiern in Pictons Division angeschlossen.«
Sharpe erklärte, dass er eine Wagenladung Munition gebracht habe, die nun zwischen den Bäumen wartete.
»Uns Munition zu bringen ist reine Zeitverschwendung«, schnappte Crauford. »Wir haben jede Menge davon. Und warum, zum Teufel, verteilen Sie jetzt Munition? Man hat Sie degradiert, nicht wahr? Ich habe schon gehört, dass Sie Probleme haben.«
»Ich habe Verwaltungsaufgaben, Sir«, sagte Sharpe. Er kannte Crauford seit Indien, und wie jeder andere Plänkler in der britischen Armee hatte auch er gemischte Gefühle, was »Black Bob«, betraf. Manchmal hatte er so seine Probleme mit der harten, gnadenlosen Disziplin, die der Mann einforderte, aber er wusste auch, dass die Armee mit Crauford einen Offizier hatte, der Wellington als Soldat in nichts nachstand.
»Sie werden Sie opfern, Sharpe«, sagte Crauford mit sichtlichem Genuss. Er schaute Sharpe nicht an, sondern beobachtete die Horde französischer Kavallerie, die sich gerade auf einen konzertierten Angriff gegen die frisch eingetroffenen Bataillone vorbereitete. »Wie ich gehört habe, haben Sie ein paar Froschfresser an die Wand gestellt.«
»Ja, Sir.«
»Kein Wunder, dass Sie da in Ungnade gefallen sind«, sagte Crauford und brach in lautes Lachen aus. Seine Adjutanten saßen auf ihren Pferden hinter dem General. »Sind Sie eigentlich allein gekommen, Sharpe?«, fragte Crauford.
»Ich habe meine Grünröcke dabei, Sir.«
»Und wissen die Bastarde noch, wie man kämpft?«
»Ich denke schon, Sir.«
»Dann übernehmen Sie als Plänkler für mich. Das ist Ihre neue Verwaltungsaufgabe, Mister Sharpe. Ich muss die Division in sicherem Abstand von der Froschinfanterie halten, und das heißt, dass ihre Geschütze und Reiter uns ihre volle Aufmerksamkeit schenken werden. Aber ich erwarte von meinen Rifles, dass sie der Kavallerie den Tag verderben und die verdammten Kanoniere abknallen, und Sie können ihnen dabei helfen.« Crauford drehte sich im Sattel um. »Barratt? Verteilen Sie die Munition und schicken Sie den Wagen mit den Verwundeten wieder zurück. Na los, Sharpe! Und passen Sie mir ja schön auf. Wir wollen Sie hier doch nicht allein zurücklassen.«
Sharpe zögerte. Es war riskant, Black Bob Fragen zu stellen, einem Mann, der auf bedingungslosem Gehorsam bestand, aber er musste einfach Gewissheit haben. »Dann bleiben wir also nicht hier, Sir?«, fragte er. »Wir werden uns wieder auf das Plateau zurückziehen?«
»Natürlich gehen wir wieder zurück, verdammt! Warum, zum Teufel, sollten wir auch hier bleiben? Um Selbstmord zu begehen? Glauben Sie etwa, ich bin hierhermarschiert, um als Zielscheibe für die verfluchten Froschfresser zu dienen? Und jetzt sehen Sie zu, dass Sie wegkommen, Sharpe!«
»Jawohl, Sir.« Sharpe rannte zurück, um seine Männer zu holen. Plötzlich überkam ihn eine Mischung aus Hoffnung und Furcht. Denn Wellington hatte die Straßen nach Portugal aufgegeben. Jetzt hatten sie keine sichere Rückzugsmöglichkeit mehr, keinen Weg über die Furten des Coa. All das hatte Wellington dem Feind überlassen. Jetzt mussten die Briten und Portugiesen kämpfen, und wenn sie verloren, dann würden sie sterben und mit ihnen alle Hoffnung auf einen Sieg in Spanien. Jetzt bedeutete eine Niederlage nicht nur, dass Almeida entsetzt werden würde. Jetzt drohte der britisch-portugiesischen Armee die Vernichtung. In Fuentes de Oñoro tobte nun eine Schlacht auf Leben und Tod.
KAPITEL ZEHN
Der erste Angriff des Sonntags auf Fuentes de Oñoro wurde von derselben französischen Infanterie durchgeführt, die schon zwei Tage zuvor angegriffen hatte. Seitdem hatte sie sich in den Gärten und
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