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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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denkbar schlecht vorbereitet. Tausend Mann wären vielleicht in der Lage gewesen, die zerfallenen Mauern zu halten, aber die Real Compañía Irlandesa war viel zu klein, um ernsthaft Widerstand zu leisten. Sie säßen in dem verfallenen Fort in der Falle wie Ratten in einem Terrierkäfig. »Und das ist genau, was Hogan und Wellington wollen«, sagte Sharpe laut.
    »Was ist genau, was Hogan und Wellington wollen, Sir?«
    »Sie vertrauen den verdammten Iren nicht. Sie wollen sie aus dem Weg haben, und ich soll ihnen dabei helfen, die Kerle loszuwerden. Doch das Problem ist, dass ich sie mag. Verdammt noch mal, Pat! Wenn Loup kommt, sind wir alle tot.«
    »Sie glauben wirklich, dass er kommt, nicht wahr?«
    »Ich weiß , dass er kommt«, erwiderte Sharpe voller Leidenschaft, und plötzlich wandelte sich ein vager Verdacht in absolute Sicherheit. Auch wenn er immer wieder seine Sachlichkeit betonte, so verließ er sich in Wahrheit doch zumeist auf seinen Instinkt. Manchmal, das wusste Sharpe, sollte der kluge Soldat lieber auf seinen Bauch und seine Angst hören, denn die waren häufig ein besserer Ratgeber als die nackten Fakten. Dabei wäre es absolut unvernünftig für Loup gewesen, Ressourcen auf die Eroberung von San Isidro zu verschwenden, doch Sharpes Instinkt sagte ihm, dass Loup trotzdem kommen würde.
    »Ich weiß nicht, wann oder wie er angreifen wird«, sagte er zu Harper, »aber ich traue einer Palastwache nicht, wenn es um Sicherungsaufgaben geht. Ich will unsere Jungs da oben sehen.« Damit meinte er, dass die Riflemen die Nordseite des Forts bewachen sollten. »Und ich will sie auch nachts da oben haben. Also sorg dafür, dass sie gut schlafen.«
    Harper schaute den langen Hang im Norden hinunter. »Glauben Sie, dass sie da angreifen werden?«
    »Das wäre zumindest am leichtesten. Im Westen und Osten ist das Gelände zu steil, und im Süden sind die Mauern noch recht gut. Aber über den Trümmerhaufen hier kann selbst ein Krüppel klettern. Himmel!« Erst jetzt wurde Sharpe so richtig bewusst, wie verwundbar das Fort wirklich war. Er starrte nach Osten. »Ich wette, der Bastard beobachtet uns jetzt schon.« Von den entfernten Gipfeln konnte ein Franzose mit einem guten Fernrohr vermutlich die Knöpfe auf Sharpes Uniform zählen.
    »Sie glauben wirklich, dass er kommen wird?« Harper wollte sich vergewissern.
    »Ich glaube, wir können von Glück sagen, wenn er nicht schon längst hier ist. Ich glaube, wir können von Glück sagen, dass wir überhaupt noch leben.« Sharpe sprang von der Mauer hinunter und auf das Gras im Fort. Die Baracken waren hundert Yards entfernt, und zwischen ihnen und der Mauer war nur freies Feld. Insgesamt gab es acht längliche Baracken, und die Real Compañía Irlandesa hatte sich in den beiden besten einquartiert, während Sharpes Riflemen in einem der Magazine nicht weit von den Tortürmen lagerten. Und diese Türme waren der Schlüssel zur Verteidigung, sinnierte Sharpe, denn wer auch immer die Türme hielt, kontrollierte den Kampf.
    »Wir brauchen nur drei, vier Minuten Vorwarnzeit«, sagte Sharpe. »Dann wird der Bastard sich wünschen, er wäre lieber im Bett geblieben.«
    »Sie können ihn schlagen?«, fragte Harper.
    »Er glaubt, dass er uns überraschen kann. Er glaubt, dass er in die Baracken einbrechen und uns im Schlaf erschlagen kann, Pat, aber wenn wir ein wenig Vorwarnzeit haben, dann können wir das Torhaus mit den Türmen in eine Festung verwandeln, und ohne Artillerie kann Loup nichts dagegen tun.« Sharpe war voller Leidenschaft. »Du sagst doch immer, ein guter Kampf sei für einen Iren das reinste Vergnügen.«
    »Nur wenn ich betrunken bin, Sir«, erwiderte Harper.
    »Lass uns trotzdem für einen Kampf beten«, sagte Sharpe, »und für einen Sieg. Mein Gott, dann werden diese Gardisten endlich Selbstvertrauen bekommen!«
    Doch dann, bei Sonnenuntergang, just als das letzte rotgoldene Licht der Sonne hinter den Hügeln im Westen versank, änderte sich alles.
    Das portugiesische Bataillon kam unangekündigt. Es waren Caçadores, Plänkler wie die Grünröcke, nur dass diese Männer blutbraune Jacken und graue britische Hosen trugen. Sie hatten Baker Rifles und sahen so aus, als wüssten sie auch damit umzugehen. Sie marschierten mit dem leichten, gelassenen Schritt von Veteranen ins Fort, und hinter ihnen folgten drei Ochsenkarren voller Proviant, Feuerholz und Munition. Das Bataillon hatte etwas mehr als seine halbe Stärke, also insgesamt gut vierhundert

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