Sharpes Gefecht
zögernd. »Das ergibt wirklich keinen Sinn, Sir. Sie haben recht. Aber in dieser Welt muss auch nicht alles einen Sinn ergeben.«
»Natürlich muss es das, verdammt«, schnappte Sharpe. »So leben wir, du und ich. Wir denken praktisch, Pat. Wir sind keine verdammten Träumer! Wir glauben an die Baker Rifle, das Salvengewehr und das Schwertbajonett. Aberglauben ist etwas für Frauen und Kinder, und das hier …«, er schlug auf die Zeitung, »… das ist schlimmer als Aberglaube. Das sind schlicht und ergreifend Lügen!« Er schaute zu Donaju. »Captain, es ist Ihre Aufgabe, zu Ihren Männern zu gehen und ihnen zu sagen, dass das gelogen ist. Und wenn Sie mir nicht glauben, dann reiten Sie zur Armee runter. Gehen Sie zu den Connaught Rangern und fragen Sie deren neue Rekruten. Gehen Sie zu den Inniskillings. Gehen Sie, wohin auch immer Sie gehen wollen, aber seien Sie bei Sonnenuntergang wieder zurück. Aber vorher, Captain, sagen Sie Ihren Männern, dass Sie ein ganzer Tag Waffentraining erwartet. Sie werden laden und feuern, bis ihre Schultern wund sind. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
Die Männer der Real Compañía Irlandesa nickten widerwillig. Sharpe hatte den Streit gewonnen – zumindest bis zum Abend, wenn Donaju zurückkam. Vater Sarsfield nahm Sharpe die Zeitung wieder ab. »Wollen Sie damit etwa sagen, diese Zeitung hier sei gefälscht?«, fragte der Priester.
»Woher soll ich das wissen, Vater? Ich sage nur, dass das, was da drinsteht, nicht stimmt. Wo haben Sie die überhaupt her?«
Sarsfield zuckte mit den Schultern. »Die sind in der ganzen Armee verteilt worden, Sharpe.«
»Wann haben wir schon mal eine amerikanische Zeitung gesehen, Pat?«, fragte Sharpe seinen Sergeant. »Und kommt es dir nicht auch seltsam vor, dass die erste, die wir sehen, sich ausgerechnet mit Blutbädern in Irland beschäftigt? Also für mich stinkt das.«
Vater Sarsfield faltete die Zeitung. »Ich glaube, da haben Sie vermutlich recht, Sharpe. Gott sei Dank, möchte ich sagen. Aber es macht Ihnen doch sicher nichts aus, wenn ich mit Captain Donaju reite, oder?«
»Es ist nicht an mir, Ihnen zu sagen, was Sie tun und lassen sollen, Vater«, antwortete Sharpe. »Aber was den Rest von euch betrifft: an die Arbeit!«
Sharpe wartete, bis die Männer gegangen waren. Nur Harper winkte er zu bleiben, aber Vater Sarsfield wollte auch noch mit ihm reden. »Es tut mir leid, Sharpe«, sagte der Priester.
»Warum?«
Sharpes harscher Ton ließ den Priester unwillkürlich zusammenzucken. »Ich nehme an, Sie können jetzt nicht auch noch das irische Problem gebrauchen.«
»Ich kann überhaupt kein Problem gebrauchen, Vater. Ich habe hier eine Aufgabe zu erledigen, und diese Aufgabe ist es, Ihre Jungs in Soldaten zu verwandeln und zwar in gute.«
Sarsfield lächelte. »Ich glaube, Sie sind wirklich eine Seltenheit, Sharpe, ein grundehrlicher Mann.«
»Das ist doch Unsinn«, erwiderte Sharpe, und fast wäre er rot angelaufen bei dem Gedanken an das, was El Castrador den drei Deserteuren auf seine Bitte hin angetan hatte. »Ich bin kein verdammter Heiliger, Vater, aber ich mag es, wenn etwas funktioniert. Ich träume nicht, sondern handele. Hätte ich mein ganzes Leben lang geträumt, wäre ich immer noch ein einfacher Soldat. Träume können sich nur die Reichen und Privilegierten leisten.« Letzteres sagte er mit einem giftigen Unterton.
»Sie sprechen von Kiely«, erkannte Sarsfield und ging langsam neben Sharpe über die Mauer. Der Saum seiner Soutane war feucht vom Tau auf dem Unkraut, das im Fort wuchs. »Lord Kiely ist ein sehr schwacher Mensch, Captain«, fuhr Sarsfield fort. »Er hatte allerdings eine sehr starke Mutter.« Bei der Erinnerung an sie verzog der Priester das Gesicht. »Und, Captain, Sie wissen gar nicht, was für eine Prüfung solch eine starke Frau für die Kirche sein kann. Aber ich glaube, für ihre Söhne ist es sogar noch schlimmer. Lady Kiely wollte immer, dass ihr Sohn ein großer, katholischer Krieger wird, ein irischer Krieger! Er sollte der katholische Kriegsherr sein, der siegte, wo der protestantische Advokat Wolfe Tone gescheitert war, doch stattdessen hat sie ihn zu einem Trunkenbold und Hurenbock gemacht. Ich habe sie letztes Jahr beerdigt.« Er bekreuzigte sich rasch. »Und ich fürchte, ihr Sohn hat sie nicht so betrauert, wie es einem Sohn gebührt, und er wird auch nie der Christ sein, zu dem sie ihn hat machen wollen. Letzte Nacht hat er mir erzählt, dass er beabsichtige, Lady
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