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Sharpes Gold (German Edition)

Sharpes Gold (German Edition)

Titel: Sharpes Gold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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rettete ihn, doch es war, als hätte jemand in seiner Achselhöhle einen Fleischerhaken angesetzt und würde ihn nun hineinbohren und drehen. Er schluchzte vor Schmerzen auf, als frisches Blut aus der aufgerissenen Wunde schoss und seine Brust durchnässte. Er schloss die Augen, biss die Zähne zusammen und keuchte vor Schmerzen. Dann ließ er alle Vorsicht außer Acht, warf den rechten Arm hoch, erreichte die Oberkante des Gesimses und empfand wunderbare Erleichterung, als sein linker Arm entlastet wurde.
    Er erstarrte, rechnete mit einem Schlag auf seine ungeschützte rechte Hand, aber nichts regte sich. Womöglich war doch niemand auf dem Dach. Er stemmte sich mit dem rechten Fuß nach oben, zog sich mit der Hand hoch. Sein Blick bewegte sich langsam hinauf, am Mauerwerk vorbei, und dann konnte er plötzlich den Himmel sehen. Er war gezwungen, noch einmal die linke Hand zu gebrauchen, um über den Rand zu kommen. Er hielt den Schmerz aus, während seine Rechte nach einem sicheren Halt suchte. Dann konnte er sich endlich auf die flache Oberkante des Gesimses ziehen und sehen, was er zu sehen befürchtet hatte: ein leeres Dach. Nur dass hier etwas nicht stimmte. Es roch nach Tabak, wo kein Tabakgeruch sein sollte.
    Er holte seinen Degen hinter dem Rücken hervor und ging dicht an der inneren Wand des Gesimses in die Hocke. Sein linker Arm lag neben den stark geschwungenen Dachziegeln, die über ihm aufragten und ihm die Sicht auf das Haus nahmen, in dem Harper und Lossow inzwischen gewiss nach ihm suchten.
    Hinter ihm war das Dach leer und vom Mondlicht tief verschattet, aber vor sich konnte er den Glockenturm erkennen, an dessen Fuß die Leiter lag, und davor die ebene Plattform mit der Falltür nach unten. Er konnte nur einen Teil der Plattform überblicken, nur einen kleinen Teil, und er roch Tabakrauch. Dieser Rauch konnte nicht von seinen Wachtposten stammen, denn der Wind kam von Süden. Während er vorwärtskroch und mit jedem Schritt mehr von der Fläche erkennen konnte, die in einen Winkel des kreuzförmigen Kirchendachs eingepasst war, fühlte er sich in seinem Verdacht bestätigt.
    Die Plattform war leer, sie verspottete ihn mit weißen Steinfliesen im Mondlicht, und die Leiter war vermutlich wegen irgendwelcher Reparaturen dort aufgestellt und später wieder heruntergenommen worden. Allerdings war ihm ein Rätsel, warum jemand eine Reparatur vorgenommen haben sollte, kurz bevor die Franzosen kamen.
    Er betrat auf leisen Sohlen die Plattform, eine geräumige viereckige Fläche, und war hinter dem aufragenden Dachfirst des Seitenschiffs vom Haus aus immer noch nicht zu sehen. Nun konnte er Stimmen hören, jenseits der Straße, die nach ihm riefen. Er konnte den besorgten Harper ausmachen und Lossow, der die Wachen anschrie. Soeben wollte er antworten, doch da hörte er das Knirschen und sprang beiseite.
    Die Falltür öffnete sich, zunächst nur einen schmalen Spalt, und entließ einen Schwall Zigarrenrauch. Dann wurde sie angehoben, bis ihre Kette gespannt war, und ein Mann tauchte daraus auf, in einen dunklen Umhang gehüllt. Er kletterte aufs Dach, ohne Sharpe in dem Schatten am Turm zu sehen, denn er rechnete nicht damit, etwas zu sehen.
    Der schnurrbärtige Mann ging hinüber zum Dach des Seitenschiffs, lehnte sich daran vorbei, bis er die Straße überblicken konnte, und meldete dann leise auf Spanisch, was er gesehen hatte. Der Partisanenführer, dachte Sharpe, hatte wohl den Aufruhr mitbekommen und einen Späher ausgesandt. Der Mann paffte an seiner Zigarre und lauschte den Rufen, dann bückte er sich, um sie auszudrücken. Außer ihm war niemand aufgetaucht. Das Innere der Kirche war unbeleuchtet.
    Sharpe atmete kaum und presste sich dicht an das Mauerwerk.
    Vom Aufgang unter der Falltür klang ein eindringliches Flüstern herüber. Der Mann mit der Zigarre nickte. »Si, si .« Er war erschöpft und gähnte, als er zur Falltür zurückging. Zunächst war er nicht sicher, was er gesehen hatte, nichts als einen Schatten. Er starrte den Schatten an.
    Der Schatten bewegte sich, verwandelte sich in einen Mann mit einem Degen, und der müde Späher tat einen Satz rückwärts und riss den Mund auf. Aber Sharpe stieß bereits die Klinge vor, zielte auf seine Kehle und verfehlte sie. Der Degen schabte an einer Rippe entlang, rutschte ab und drang ein, aber der Mann hatte geschrien, und von der Falltür her erklangen Schritte.
    Der verdammte Degen saß fest. Sharpe ließ die Klinge samt ihrem Opfer zu Boden

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