Sharpes Gold (German Edition)
Spitze des Degens in die linke Hand und bog sie fast bis zum Griff herum.
»Eine edle Klinge, Captain. Aus Toledo. Ach ja, ich vergaß, wir haben uns bereits aneinander gemessen.« Er ging in Fechtposition, das rechte Bein gebeugt, das linke nach hinten ausgestreckt. »En garde!«
Die Klinge sauste auf Sharpe zu, doch der Schütze rührte sich nicht. El Católico richtete sich auf. »Captain, Sie wollen nicht kämpfen? Ich versichere Ihnen, das ist ein schönerer Tod als der, den ich für Sie vorgesehen hatte.«
»Und wie sah der aus?« Sharpe dachte an die Leiter, an den plötzlichen Überfall in der Finsternis.
Der Spanier lächelte. »Ein Ablenkungsmanöver am anderen Ende der Straße, ein Feuer, viel Gebrüll, und Sie wären auf Ihren Balkon getreten. Der allzeit bereite Captain, bereit zum Kampf, und dann hätte eine Salve Sie für immer aufgehalten.«
Sharpe lächelte. Das war wesentlich einfacher als seine verstiegenen Fantasien, und es hätte funktioniert. »Und das Mädchen?«
»Teresa?« El Católico verlor etwas von seiner Kaltschnäuzigkeit. Er zuckte mit den Schultern. »Was sollte sie mit einem Toten anfangen? Sie wäre gezwungen gewesen, zurückzukehren.«
»Das hätte Ihnen gefallen.«
Der Spanier zuckte mit den Schultern. » En garde, Captain.«
Sharpe blieb so wenig Zeit. Er musste die elegante Pose des Spaniers aus dem Gleichgewicht bringen. El Católico wusste, dass er siegen würde. Er konnte es sich leisten, großzügig zu sein, rechnete fest damit, dass sich seine Fechtkunst als überlegen erweisen würde. Sharpe fuhr fort, mit gesenktem Degen dazustehen, und nun senkte sich auch die schlanke Klinge El Católicos.
»Captain! Haben Sie etwa Angst?« El Católico lächelte milde. »Sie haben Angst, ich könnte der bessere Mann sein.«
»Teresa ist vom Gegenteil überzeugt.«
Das war nicht viel, aber es genügte. Sharpe sah die Wut in El Católicos Gesicht, sah, wie er plötzlich die Beherrschung verlor. Er hob die mächtige Klinge an, stieß damit zu und wusste, dass El Católico nicht parieren, sondern schlicht darauf abzielen würde, ihn ob dieser Beleidigung zu töten. Die Klinge sauste blitzschnell heran, aber Sharpe wich mit einer Drehbewegung aus, sah die Klinge an sich vorbeigehen und stieß seinen Ellbogen hart in El Católicos Rippen. Dann drehte er sich erneut und schlug dem Spanier den Messinggriff seines Degens über den Kopf.
El Católico war schnell. Er trat beiseite, und der Schlag richtete nichts weiter an, als seinen Schädel zu streifen, aber Sharpe hörte ihn stöhnen und setzte mit einem ausholenden Hieb nach, der so mörderisch war, dass er einem Ochsen die Eingeweide herausgerissen hätte. Doch der Spanier sprang erst einen, dann noch einen Schritt zurück, und Sharpes Plan war fehlgeschlagen.
Der Instinkt des erfahrenen Kämpfers sagte ihm, dass El Católico sich wieder gefangen, dass er den ungestümen Angriff überlebt hatte und sich nun auf seine Fähigkeiten besinnen würde.
Von unten drang ein Hämmern herauf, eine Muskete krachte, und El Católico setzte ein Lächeln auf. »Zeit zu sterben, Sharpe. Requiem aeternam dona eis. Domine .« Er schnellte vor, überwand mühelos Sharpes unbeholfene Parade, und seine Klinge hinterließ seitlich in Höhe seiner Taille eine blutende Wunde. »Et lux perpetua luceat eis.« Die Stimme war wie Seide, wunderschön und hypnotisch, und die Klinge erschien auf der anderen Seite, ritzte in Taillenhöhe Sharpes Haut und zog sich zurück.
Sharpe war sich darüber im Klaren, dass für die Dauer des Gebets mit ihm gespielt wurde und dass er nichts dagegen tun konnte. Er erinnerte sich an Helmuts Kampftechnik und zielte auf El Católicos Augen, doch er stieß in die Luft, und der Spanier lachte. »Ruhig Blut, Sharpe! Te decet hymnus, Deus, in Sion .«
Sharpe stach noch einmal verzweifelt nach El Católicos Augen. Bei Helmut hatte alles so leicht ausgesehen, aber El Católico beugte sich nur zur Seite. Diesmal sauste der Degen des Spaniers weiter unten auf Sharpe zu, zielte auf seine Oberschenkel, um dort eine weitere Fleischwunde zu hinterlassen, und Sharpe blieb nur ein einziger verzweifelter, verrückter Einfall. Er ließ den Degen kommen, winkelte das rechte Bein an und rammte sich die Klinge in den Oberschenkel, sodass El Católico vorerst nichts mehr mit seinem Degen anfangen konnte. Der Spanier versuchte, ihn herauszuziehen. Sharpe spürte das Zerren an seinem Bein, doch er hatte die Initiative, warf sich mit Schwung
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