Sharpes Gold (German Edition)
heimgehen.«
Sie hob die Augenbrauen, sagte nichts. Vor Sharpes Aufbruch aus dem Hauptquartier von Cox hatte Kearsey ihn beiseitegenommen und auf ihn eingeredet, er solle doch Teresa ihrem Vater zurückgeben. Sharpe hatte genickt. »Schicken Sie ihren Vater morgen um zehn Uhr vorbei, Sir.« Nun beobachtete er sie. »Was hast du vor?«
Sie sah ihn geradezu herausfordernd an. »Was hast du denn vor?«
Sharpes Männer und einige der Deutschen hörten dem Gespräch zu. Sharpe wies mit dem Kopf zur Tür. »Komm, gehen wir in den Nebenraum. Dort können wir uns unterhalten.«
Harper nahm einen Krug Wein mit, Lossow und Knowles nichts als ihre Neugier. Teresa folgte ihnen. Sie blieb an der Tür des kleinen Wohnraums stehen und berührte mit kühlen Fingern seine Hand. »Wirst du den Sieg davontragen, Richard?«
Er lächelte. »Ja.« Wenn nicht, war sie so gut wie tot. El Católico würde darauf aus sein, sich an ihr zu rächen.
In dem kleinen Raum angekommen, nahmen sie die Schonbezüge ab und ließen sich auf bequemen Sesseln nieder. Sharpe war müde, entsetzlich müde, und seine Schulter sandte einen tiefen pochenden Schmerz aus. Er trimmte einen Kerzendocht, wartete darauf, dass die Flamme größer wurde, und ergriff leise das Wort.
»Ihr alle wisst, was vorgeht. Man befiehlt uns, morgen das Gold auszuhändigen. Rittmeister Lossow hat den Befehl erhalten, abzuziehen, und wir sollen dableiben.«
Er hatte ihnen bereits alles erzählt, während sie noch einmal die Häuser durchsucht hatten, aber er wollte es im Einzelnen durchgehen, wollte nach Auswegen suchen, denn er hoffte immer noch, dass sich seine Entscheidung als unnötig erweisen würde.
Lossow räkelte sich in seinem Lehnstuhl. »Demnach ist alles aus?« Er runzelte ungläubig über seine eigene Frage die Stirn.
»Nein. Ob es Cox gefällt oder nicht, wir marschieren ab.«
»Und das Gold?« Teresas Stimme klang ruhig.
»Nehmen wir mit.«
Einem instinktiven Gefühl folgend, entspannten sich alle, als reiche diese Absichtserklärung schon aus. »Die Frage ist ...«, fuhr Sharpe fort, »... wie?«
In dem Raum herrschte Schweigen. Harper sah aus, als sei er eingeschlafen, aber Sharpe ging davon aus, dass der Ire den anderen weit voraus war. Knowles traktierte in hilfloser Verzweiflung die Armlehne seines Sessels mit den Fäusten. »Wenn wir nur den General benachrichtigen könnten!«
»Dazu ist es zu spät. Die Zeit ist abgelaufen.«
Sharpe rechnete nicht damit, dass sie eine Antwort parat hatten, aber er wollte erreichen, dass sie die einzelnen Schritte nachvollzogen und das Dilemma kannten, damit sie ihm, wenn er die Lösung lieferte, zustimmen konnten.
Lossow beugte sich vor ins Licht der Kerze. »Cox lässt Sie nicht gehen. Er glaubt, wir würden das Gold stehlen.«
»Womit er recht hat.« Teresa zuckte mit den Schultern.
Knowles runzelte die Stirn. »Kämpfen wir uns den Weg frei, Sir? Ergreifen die Flucht?«
Sharpe dachte an die granitverkleideten Gräben, an die aufgereihten Kanonen, an die gewundenen Zugangstunnel mit ihren Gattern und grimmigen Wachtposten.
»Nein, Robert.«
Lossow grinste. »Ich weiß. Wir ermorden General Cox.«
Sharpe lächelte nicht. »Sein Stellvertreter würde seine Befehle ausführen.«
»Gütiger Himmel! Ich hab doch nur einen Witz gemacht!« Lossow starrte Sharpe an und war endlich überzeugt, dass der Schütze es ernst meinte.
Irgendwo bellte ein Hund, vermutlich draußen im französischen Feldlager. Wenn die Briten diesen Feldzug überlebten, dachte Sharpe, und wenn er heute Nacht seine Pflicht erfüllte, würde alles wieder von vorn anfangen. Portugal musste zurückerobert, die Grenzfestungen mussten neu besetzt, die Franzosen nicht nur aus Spanien, sondern aus ganz Europa verjagt werden. Lossow hielt den Ausdruck in seinem Gesicht fälschlicherweise für Verzweiflung.
Der Deutsche sagte leise: »Haben Sie schon mal daran gedacht, das Gold aufzugeben?«
»Nein.« Das stimmte nicht. Er holte tief Luft. »Ich kann Ihnen nicht sagen, warum, ich weiß selbst nicht, wie, aber dieses Gold macht den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage aus. Wir müssen es fortschaffen.« Er nickte Teresa zu. »Sie hat recht. Wir stehlen das Gold, auf Wellingtons Anweisung, und das ist der Grund, warum es keine ausformulierten Befehle gibt. Die Spanier ...«, sagte er mit einem entschuldigenden Schulterzucken zu der jungen Frau, »... die Spanier sind weiß Gott schwierige Verbündete. Überlegen Sie nur, wie viel schlimmer es
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