Sharpes Gold (German Edition)
an.
»Machen wir uns auf die Suche nach Cox.«
Die Stadt war kampfunfähig. Bis auf das Knistern der Flammen und das würgende Keuchen, wenn Männer die verkohlten Leichen ihrer Kameraden fanden, war kein Laut zu hören. Der Geruch verbrannten Fleisches hing in der Luft. Er glich dem Gestank der brennenden Leiber im Anschluss an Talavera, aber das, erinnerte sich Sharpe, war ein Fehler gewesen, ein zufälliges Zusammentreffen von Wind und Feuer, während dieses Chaos, dieser Einblick in die Hölle, durch ein Pulverfass verursacht worden war, das Sharpe hatte anstechen und auslaufen lassen, bis an den Eingang zur Kathedrale. Sämtliche Leichen waren nackt. Ihre Uniformen waren von der Explosion zerfetzt worden, und sie waren zu kleinen geschwärzten Zerrbildern ihrer selbst zusammengeschrumpft.
Ein totes Bataillon, dachte Sharpe, gefallen um des Goldes willen, und er fragte sich, ob Wellington selbst in der Lage gewesen wäre, die Zigarre an das Pulver zu halten. Doch dann verdrängte er den Gedanken, während er hinter Lossow her die Rampe zur Mauer erkletterte, von der aus Cox den Schaden in Augenschein nahm.
Es war alles vorbei – das war für jeden ersichtlich. Die Stadt war nicht mehr zu verteidigen, aber Cox gab die Hoffnung nicht auf. Er hatte den Tod und die Zerstörung beweint und den entsetzlichen Schlag, der seiner Stadt und seinen Hoffnungen versetzt worden war.
»Wie konnte das passieren?«
Die Stabsoffiziere, die Cox umringten, boten ihm Antworten an, gute Antworten. Sie erzählten dem General von den französischen Geschossen, die direkt vor der Explosion niedergegangen waren. Die Offiziere blickten über die Mauer auf die immer weiter anwachsende Menge von Franzosen hinab, die gekommen waren, um die gigantische Bresche in den Befestigungsanlagen der Stadt und die Rauchwolke darüber anzustarren, eine ähnliche Reaktion, wie wenn Männer einen einst stolzen König auf dem Totenbett in Augenschein nahmen.
»Eine Granate«, sagte einer der Offiziere zu Cox. »Sie muss die Kleinmunition gezündet haben.«
»O Gott.« Cox war den Tränen nahe. »Wir hätten ein richtiges Magazin einrichten sollen.«
Cox versuchte, seine Willenskraft zu stärken, um den Kampf fortzusetzen, doch sie wussten einer wie der andere, dass es aus war. Es war keine Munition übrig, nichts, mit dem man hätte kämpfen können, und den Franzosen würde das bald klar werden. Alles würde höflich ablaufen, und die Kapitulation würde in zivilisierter Manier verhandelt werden. Cox versuchte, den Zeitpunkt aufzuschieben, versuchte, inmitten der raucherfüllten Luft Hoffnung zu finden, doch schließlich gab er nach.
»Morgen, meine Herren, morgen. Wir lassen noch eine Nacht lang die Fahne wehen.« Er drängte sich durch die Gruppe und sah Sharpe und Lossow wartend dastehen. »Sharpe. Lossow. Gott sei es gedankt, dass Sie am Leben sind. So viele Gefallene.«
»Jawohl, Sir.«
Cox kämpfte mit den Tränen. »So viele.« Sharpe fragte sich, ob Tom Garrard überlebt hatte. Cox bemerkte das Blut an der Uniform des Schützen. »Sie sind verletzt?«
»Nein, Sir. Alles in Ordnung. Gestatten Sie, dass wir abziehen, Sir?«
Cox nickte, eine automatische Reaktion. In seinem Entsetzen über die verlorene Schlacht hatte er das Gold vergessen.
Sharpe zupfte Lossow am Ärmel. »Kommen Sie.«
Am Fuß der Rampe wartete mit verblüffter Miene Cesar Moreno auf sie. Er streckte die Hand aus, um Sharpe aufzuhalten.
»Teresa?«
Sharpe lächelte, das erste Lächeln seit der Explosion. »Sie ist unversehrt. Wir brechen jetzt auf.«
»Und Joaquin?«
»Joaquin?« Eine Sekunde lang wusste Sharpe nicht, von wem Teresas Vater sprach, doch dann fiel ihm der Kampf auf dem Kirchendach ein. »Er ist tot.«
»Und dies?« Cesar Morenos Hand lag immer noch auf Sharpes Ärmel, während er ringsum die Zerstörung betrachtete.
»Ein Unfall.«
Moreno sah ihn an und zuckte mit den Schultern. »Die Hälfte unserer Männer ist tot.«
Sharpe wusste darauf nichts zu sagen. Lossow mischte sich ein. »Und die Pferde?«
Moreno wandte sich ihm zu und zuckte wieder mit den Schultern. »Sie waren nicht in dem eingestürzten Haus. Sie sind heil davongekommen.«
»Wir werden sie mitnehmen!« Der Deutsche machte sich auf den Weg, doch Moreno hielt Sharpe auf.
»Sie wird wohl die Führung übernehmen.«
Der Schütze nickte. »Wahrscheinlich. Kämpfen kann sie.«
Moreno lächelte bedauernd. »Sie weiß, auf wessen Seite sie sich schlagen muss.«
Sharpe blickte zu
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